Music

August 11, 2016

Wo ist die Band? Othmar Schönafinger aka The Shea: Songschreiber, Musiker, solo

Hanna Mayr

Ob Brit-Pop, Low-Fi oder Beatles. Hauptsache ist, dass die Musik gut und authentisch klingt. Das zumindest findet Othmar Schönafinger aka The Shea aus Gargazon. Neben seiner Arbeit als Grafiker ist seine große Leidenschaft die Musik. Obwohl ihm die Band im Rücken fehlt, lässt er sich nicht davon abhalten, seiner Passion nachzugehen. Am 9. Juni 2016 erschien die neue EP “Knives Out” seines Solo-Projekts “The Shea”. Verträumte und nostalgische Melodien zaubern ein paar Jahre zurück in die Vergangenheit und lassen die Herzen von Retro-Lovern höher schlagen. Wir haben uns mit ihm auf einen Orangensaft getroffen.  

Othmar, seit 2014 erscheint regelmäßig Musik auf deiner Website. Wie ist das Projekt “The Shea” entstanden?

Es ist daraus entstanden, dass sich meine vorige Band, John’s Revolution, aufgelöst hat und ich parallel dazu immer schon Lieder geschrieben habe, die nicht der Stilrichtung der Gruppe entsprachen. Ich hatte deshalb einen Überschuss an Songs. Nach der Auflösung der Band habe ich mich entschieden, ein Soloprojekt zu starten, weil das der einfachste Weg war, die Musik schnell zu veröffentlichen. Es hat sich schließlich immer mehr Eigendynamik daraus entwickelt.

Du spielst deine Lieder alleine ein, produzierst und mischst sie selbst. Daheim hast du dir sogar ein eigenes Studio gebaut. Woher kommt deine Passion für die Musik und das Musikmachen?

Die Passion für die Musik hat sich so langsam während der Pubertät eingeschlichen. Die Mode, das Gehabe, das Image und die Geschichte hinter den Künstlern beeindruckten mich als Jugendlicher natürlich sehr. Mit der Zeit habe ich mich immer intensiver damit auseinander gesetzt. Dann passierte es mir, dass ich Lieder im Radio hörte und sie oftmals anders enden gelassen oder weiter geführt hätte. Das Interesse für das Musizieren kam aus der Not heraus. Ich sehe mich nicht als Musiker, sondern als Song-Schreiber. Denn als Musiker bin ich eine Niete – ich kann kein Instrument richtig spielen. Ich schaffe es, dass ich das, was ich im Kopf höre und für meine Songs brauche, irgendwie zusammen schustere.

Ich habe den Namen The Shea gegoogelt. Außer “Shea Butter” ist wenig rausgekommen. Das hat aber sicher nichts damit zu tun, oder?

Er beruht auf meine Vorliebe für die Beatles. Sie haben damals im Shea-Stadium in New York gespielt. Das war zu jener Zeit mit ungefähr 55.000 BesucherInnen das größte Open-Air-Konzert der Welt. Neben dem Klang und der Tatsache, dass der Name etwas mit den Beatles zu tun hat, hat mir das Wort sehr gut gefallen. Als Grafiker schaue ich nämlich auch darauf, wie ein Wort optisch aussieht. 

 Auf deiner Seite steht, dass sich die EP “Knives Out” an das Album “Revolver” von den Beatles aus dem Jahr 1966 anlehnt.

Das war das erste Mal, dass ich einen Masterplan hatte. Nämlich den Klang der Revolver-Platte der Beatles irgendwie aufzusaugen, aber nicht zu imitieren. Der Sound dieser Platte hat mich sehr fasziniert, vor allem der erste Song ”Taxman”. Das war die Initialzündung für “Knives Out”. Ich habe versucht, die Songs während der Produktion in diesen Sound zu kleiden. 

Hast du außer den Pilzköpfen andere KünstlerInnen, die dich beeinflussen?

Ja, massenweise. Es hätte wahrscheinlich keinen Sinn Namen zu nennen. Manchmal ist es nur ein Lied von einem Künstler, der den Funken entfacht und die Idee für einen neuen Song liefert. In letzter Zeit geht es mehr in die Garagen-/Low-Fi-Richtung. Früher habe ich ausschließlich Engländer gehört, da mir die Amerikaner von der Produktionsweise her nicht gefallen haben. Das klang beziehungsweise klingt auch heute noch zu poliert, zu glatt, zu produziert. Ich habe es lieber etwas roher.

Wie schreibst du deine Texte?

Ich habe über diese Frage schon nachgedacht, aber keine richtige Antwort gefunden. Es sind meistens nur Gedanken, die mich beschäftigen. Aber das klingt jetzt banal. Es ist ganz verschieden. Oft ziehen zwei Zeilen andere Zeilen nach sich, weil sie kommen müssen und irgendwie verwandt sind. Ich verstehe es selbst nicht.

Hast du andere Projekte in Planung?

Ja, ich habe permanent Ideen für neue Musik. Ich muss dann immer selektionieren, welche Songs für welches Projekt in Frage kommen. Ein Solo-Projekt heißt Jesus Christ Superfuzz. Es geht in die Richtung Garage-Rock und ist etwas sehr Schnelles, Grobes, Rohes. Dann gibt es noch Liquid Gas, das ich mit einem Japaner zusammen gemacht habe. Momentan bin ich aber schon eher auf The Shea fixiert. Ich versuche es so weit zu entwickeln, dass es vielleicht mit einer Band klappt.

Live machst du mit “The Shea” zur Zeit nichts, weil die Band noch nicht da ist?

Ja, leider. Ich habe bis vor zwei Jahren wirklich versucht, bei allen mir bekannten Musikern nachzufragen. Sie hätten alle Lust gehabt, nur keine Zeit. Mit bezahlten Musikern möchte ich es auch nicht machen. Die sind nicht richtig mit der Seele dabei. Ich habe es mittlerweile aufgegeben. Eine Band reizt mich aber immer noch sehr, das Live-Spielen besonders. Da gewinnt die Musik eine andere Dimension dazu.

“The Shea” ist das Solo-Projekt von Othmar Schönafinger aus Gargazon. Er war Gitarrist und Hauptsongschreiber der Britpop-Gruppe “John’s Revolution” (2007–2010, Support Act für Avril Lavigne, haben die Bühne mit NOFX geteilt). Nachdem er seinen musikalischen Horizont mit der fuzz-geladenen Garagenmusik von “Jesus Christ Superfuzz” (2010), den abwechslungsreichen “Liquid Gas” (2011–2013) und den kurzlebigen”The Fabulous Exploding Lovers” (2013) erweitert hat, kam 2014 das Garagenrock-/Indiemusik-Soloprojekt “The Shea” an den Start. Als Einflüsse kann man 1960er-Jahre Garagenrock, Beat-Musik, Surf-Musik, The Beatles, The Libertines und gitarrenlastige Indie-Musik nennen.

 Alle Fotos: Othmar Schönafinger

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.

Archive > Music