direkt & schmucklos – Simone Dark, Schriftstellerin
Am 27. Juli 2016 liest Simone Dark in der kürzlich eröffneten Grifoncino Rooftop Lounge Bar am Waltherplatz in Bozen um 18.30 H aus ihrer Dark-Trilogie („Offene Rechnungen“, „Die Rache der Schmetterlinge“ und „Die Young“).

Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, nennt die Dinge beim Namen. Sie schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Das macht sie authentisch. Für Gänsehaut sorgen Intrigen, Verstrickungen und Geheimnisse.
Simone Dark hat schon immer gern geschrieben. Dennoch hat sie den Schritt hin zur Veröffentlichung erst 2014 gewagt. Seitdem hat sie viel ausprobiert, viel Zeit in ihre Bücher(vermarktung) als Self Publisher gesteckt und schon viele Pläne für die Zukunft geschmiedet.
Ich war Mitte Juli bei einer Lesung von dir in Bozen. Wie bereitest du dich darauf vor?
Ich lese mir den Roman – egal, wie oft ich ihn schon gelesen habe – nochmal durch und suche die wichtigsten Stellen heraus. Diese fasse ich praktisch als neue Geschichte zusammen. Ich gebe den einzelnen Charakteren unterschiedliche Stimmen und Dialekte, damit es für die ZuhörerInnen nicht langweilig wird. Dann lese ich den Text zwei Wochen lang immer und immer wieder laut vor.
Dein erster Roman ist „erst“ 2014 erschienen. Hattest du schon immer eine Leidenschaft für das Schreiben oder hat sich das erst in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe so mit 12 angefangen Tagebücher zu schreiben und mir Geschichten ausgedacht. Etwas später habe ich’s wieder gelassen. Dann habe ich begonnen als Übersetzerin zu arbeiten. Da gehört das Schreiben zum täglichen Brot, das ist einfach mein Beruf. Irgendwann habe ich Kurzgeschichten geschrieben und sie einem Bekannten gezeigt. Er war begeistert und gab mir jeden Tag ein Thema, zu dem ich schreiben sollte. So ist mein erstes Buch „Das zweite Leben“ entstanden – also durch eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten.
War es eine Überwindung für dich, das erste Buch zu veröffentlichen?
Am Anfang schon, weil es im ersten Buch ziemlich viel um Sex geht. Es war das erste Thema und es ist mir am leichtesten gefallen. Danach bin ich aber von diesen Liebesgeschichten weg gekommen.
Das ist eine gute Überleitung zu meiner nächsten Frage: Du hast dich von Liebesroman bis Krimi an den unterschiedlichsten Genres ausprobiert. Dein aktueller Roman „Annes Schwester“ ist ein Psychothriller. Bei diesem Genre möchtest du in Zukunft bleiben. Was reizt dich daran?
Ganz klar: die Spannung. Intrigen und Verstrickungen einzubauen reizt mich sehr. Bei „Annes Schwester“ ist das nicht so sehr herausgekommen, da es ja hauptsächlich um Anne und ihre Gegenfigur geht. Im nächsten Buch wird alles ineinander verwoben sein. Ich kann mich innerhalb dieses Genres viel besser ausleben.
Woher kam die Idee für „Annes Schwester“?
Die Idee hatte ein guter Freund von mir. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie wir darauf gekommen sind. Ich wollte eigentlich etwas über eine Schriftstellerin schreiben, die Lesungen hält, dabei beobachtet und mit Briefen erpresst wird. Später haben wir uns überlegt, dass man in eine völlig andere Richtung gehen könnte, und zwar in Richtung multiple Persönlichkeit.
Grundsätzlich geht es in dem Buch um das Thema Mobbing. War es dir ein Anliegen, auf dieses Thema hinzuweisen?
Ich habe damit in der Vergangenheit selbst Erfahrung gemacht. Ich wurde in der Schule ausgegrenzt und habe nicht so ganz zu den anderen Gruppen dazu gehört. Dieses Thema hat ganz gut reingepasst. Es hat mir gut getan, meine Erfahrungen von der Seele zu schreiben.
Wie würdest du deinen Schreibstil beschreiben?
Er ist sehr direkt. Schonungslos nicht, aber sehr ehrlich und sehr eindeutig. Ich bin kein Mensch, der Beschönigungen sucht. Ich möchte sagen, was Sache ist, ohne dabei verletzend zu wirken. Ich versuche auch, die Sätze kurz zu halten, damit es eine leichte Lektüre bleibt. Oftmals – gerade wenn ich vom Übersetzen komme und in einer technischen Sprache bin, muss versuchen, diese auszuschalten.
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie SchriftstellerInnen es schaffen, Seite für Seite Spannung aufzubauen. Worauf achtest du konkret, damit dir das gelingt?
Es geht mir vor allem darum, eine sehr direkte Sprache zu benutzen: anstatt auszuschweifen, einfach einen Punkt zu setzen und den Leser in eine neue Szene reinwerfen. Dialoge einzubauen ist auch wichtig. Und es ist wichtig, die Gemütszustände von Leuten zu vermitteln – die Leser mögen es, wenn man ihnen Emotionen gibt.
Du publizierst deine Bücher nicht über einen normalen Verlag, sondern über einen sogenannten Self Publisher Verlag. Was bedeutet das? Was ist ein Vorteil und was ein Nachteil daran?
Self Publisher Verlage sehen sich als Verlagshaus, mit dem Unterschied allerdings, dass sie grundsätzlich keine Werbung machen. Es gibt zwar die Möglichkeit, Werbepakete zu kaufen, aber das bringt mir persönlich in Südtirol nichts, weil der Verlag in Deutschland ist.
Ein Vorteil ist, dass man durch das Self Publishing wenig Zeit für die Veröffentlichung braucht. Ein Nachteil, dass man wirklich alles selber machen muss. Man muss die Leute in jeglicher Form allein auf sein Buch aufmerksam machen. Das ist nicht immer ganz einfach.
Dein nächster Roman ist bereits druckfertig. Kannst du uns vorab etwas darüber verraten? Wann wird er erscheinen?
Der Roman „Señor Ruì – Die Nachtigall“ ist länger und vielleicht auch sprachlich besser. Außerdem ist der Plot etwas erwachsener geworden. Wann er erscheinen wird, weiß ich noch nicht. Ich hoffe bald – vielleicht diesen Herbst oder Anfang nächsten Jahres.
Woran arbeitest du zurzeit?
Jetzt im Moment habe ich einen neuen Roman begonnen, auch wieder einen Thriller. Es geht um eine junge Journalistin, die ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit hatte. Sie hat beobachtet, wie ihre Eltern überfallen worden sind, kann sich aber nicht daran erinnern. Da ihre Eltern seitdem in einem Pflegeheim im Koma liegen, wurde sie von einer Psychologin adoptiert. Mit ihr gemeinsam versucht sie nun herauszufinden, was damals passiert ist. Dabei kommen einige Sachen dazwischen.
Du hast Italienisch und Französisch studiert und arbeitest als Übersetzerin. Könntest du dir vorstellen, einen Roman in einer fremden Sprache zu schreiben?
Ganz ehrlich: nein. Es ist eine Art Berufseid, dass ÜbersetzerInnen nur in die eigene und nicht in fremde Sprachen übersetzen. Das geht einfach nicht über die Finger. Ich fühle mich nicht in der Lage, den Text, den ich geschrieben habe, in einer fremden Sprache genauso rüber zu bringen. Dafür fehlt mir in einer anderen Sprache als der deutschen genügend Gefühl für die Sprache.
Letzte Frage: Alle vier deiner vorherigen Romane bilden eine Reihe. Wird es auch von „Annes Schwester“ eine Fortsetzung geben?
Geplant habe ich es nicht. Im Moment habe ich, wie gesagt, einen weiteren Roman abgeschlossen und bin bereits beim nächsten; Anne ist für mich eigentlich ein abgeschlossenes Thema. Aber wer weiß, vielleicht mache ich irgendwann ein „Anne Reloaded“.
Simone Dark: geboren 1982 in Freiburg (Deutschland); aufgewachsen in Breisach an der französischen Grenze; studierte Italienisch und Französisch in Mainz; lebt seit 2008 in Südtirol; arbeitet als Übersetzerin in Bozen; veröffentlicht seit 2014 Romane.