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April 22, 2016

Besetzung: negatives Element.
Darsteller Lucas Zolgar im Interview

Kunigunde Weissenegger

Nationalität: Österreich. Wohnort: Dölsach/Osttirol. Größe: 176 cm. Haarfarbe: Braun. Augenfarbe: Braun. Sprachkenntnisse/Dialekte: Deutsch, Englisch, Italienisch, Tirolerisch, Österreichische Dialekte, Bayerisch. – Nein, kein Steckbrief für einen Kriminellen, sondern die Agenturkarte von Lucas Zolgar – wobei zu erwähnen ist, dass ihm als Darsteller der Bösewicht beziehungsweise die ungute Person alles andere als fern liegt. Kino- oder TV-Filme wie Frei, Der Stille Berg, Eisland, K2 The Italian Mountain, Stille und Schwabenkinder oder Serien wie SOKO Donau und Tatort gehören zu seinem Darstellerrepertoire. Von 22. April bis 6. Mai 2016 ist der gebürtige Osttiroler gemeinsam mit Peter Mitterrutzner in Kein Platz für Idioten” von Felix Mitterer auf der Bühne des Stadttheaters Bruneck zu sehen. Wir haben dem “Kinski in der Einbahnstraße” ein paar Fragen gestellt.

Zunächst, wer ist denn Lucas Zolgar in deinen Worten, wenn du bei uns vorsprechen müsstest und 3 Minuten Zeit hättest?

180 Sekunden sind äußerst zuvorkommend. Lucas Zolgar, ich bin Mensch, Weltbürger, Europäer und Tiroler. Des weiteren bin ich Landwirt und betreibe eine ökologisch-nachhaltige Landwirtschaft am Fuße der Lienzer Dolomiten. Im Hauptberuf bin ich Darsteller bei Film-, TV- und Theaterproduktionen – meist besetzt als negatives Element (Bösewicht), spiele immer junge Rollen und werde daher um vieles jünger besetzt. Die norddeutsche Schauspielgröße Jan Fedder hat mich aufgrund meiner Rollenbesetzungen als “Kinski in der Einbahnstraße” bezeichnet. Theater, Kino, Serie, TV, Tatort, SOKO Wien oder…?

Das eine schließt das andere nicht aus und ich bin froh, in meinem Schaffen künstlerische Breite zeigen zu können, das simpelste Drehbuch kann durch darstellerischen Einsatz eine großartige Rolle hervorbringen.

Wie ist es denn mit alten Schauspielhaudegen wie Peter Mitterrutzner (wer denn noch?) gemeinsam auf der Bühne zu stehen, zu proben…?

Peter und ich lernten uns im Jahre 2001 im Zuge der Dreharbeiten zu “1809 Die Freiheit des Adlers – Andreas Hofer” kennen. Über die Jahre haben wir in diversen Film-, TV- und Theaterproduktionen immer wieder miteinander gearbeitet. In der international beachteten Kinoproduktion (über die Tragik des ersten Weltkrieges) ”Der stille Berg” von Ernst Gossner hatten Peter und ich eine besondere Zusammenarbeit. Meine Rolle im Drehbuch hieß Peter Mitterrutzner (nicht an den Schauspieler angelehnt), Peter Mitterrutzner war im Film als Jörg Hackhofer zu sehen. Diese Namensgleichheit zwischen dem Schauspieler Peter Mitterrutzner als Person und mir Lucas Zolgar als Figur Peter Mitterrutzner führte zu häufigen, humorvollen Irritationen am Set. Peter ist für mich ein wichtiger Freund und Kollege. Über die Jahre habe ich mit vielen großartigen KollegInnen zusammengearbeitet, unter anderem mit Franz Xaver Kroetz, Josef Bierbichler, Jan Fedder, Matthias Schweighöfer, Martina Gedeck, Maria Hofstätter, Julie Engelbrecht und viele andere. Kein Platz für Idioten - Stadttheater Bruneck © Paul Oberlechner Nun bist du mit “Kein Platz für Idioten” von Felix Mitterer im Stadttheater Bruneck zu sehen? Kein seichtes Stück – wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?

Die Rolle des ”Wastl”, welche ich im Stück habe, ist keine leichte und soll meines Erachtens nicht “gespielt” werden. Ich möchte in meiner Arbeit als Darsteller generell niemanden versuchen nachzumachen oder nachzuäffen. Vielmehr geht es meiner Ansicht nach darum diverse Rollen/Figuren zu erfühlen, erspüren und dadurch authentisch auf der Bühne leben zu lassen, so wird die jeweilige Darstellung auch ehrlich. Weniger “spielen” dafür vielmehr SEIN – vor der Kamera wie auf der Bühne – ist meine Devise. Dem “Wastl” kann man meiner Ansicht nach nur in höchst einfühlsamer und intensiver Rollenarbeit Leben einhauchen. Es war ein großartiger Prozess diese Figur in ihrer Körperlichkeit, Ausdrucksweise und Emotionalität zu erforschen und ihr dadurch auf der Bühne ehrliches Leben einzuhauchen.

Inwiefern glaubst du, ist das Theaterstück aus dem Jahr 1977 heute (leider) noch aktuell?

“Kein Platz für Idioten” ist deshalb so einzigartig, weil es meiner Ansicht nach zeitlos ist, in seiner Thematik (leider). Menschen, welche “anders” sind, werden nach wie vor an den Rand gedrängt, weil sie anders aussehen, eine andere Hautfarbe haben, einer anderen Kultur angehören etc. Ich weiß nicht, wie eine Person auszusehen oder zu sein hat, ich nehme mein Gegenüber so, wie es ist, egal mit welchen Eigenheiten es ausgestattet ist. Und was gerade den Umgang mit beeinträchtigten Menschen angeht, so hatten wir bei uns in Tirol erst vor wenigen Wochen folgenden Vorfall. Man sieht also, “Kein Platz für Idioten” hat nichts von seiner Aktualität verloren oder eingebüßt, es ist zeitlos. Zur Premiere hat sich Marianne Hengl (Gründerin und Obfrau) des Vereins RollOn Austria “Wir sind behindert” bei mir angemeldet, was mich ungemein freut; auf ihr Resümee und Feedback bin ich äußerst gespannt : ) !

Fotos: (1) Lucas Zolgar © Alan Ovaska. (2) Kein Platz für Idioten – Stadttheater Bruneck © Paul Oberlechner

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