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April 16, 2016

“Lampedusa im Winter”: …kein Ort, der euch Böses will

Maximilian Mayr
"Lampedusa im Winter" von Jakob Brossmann gewann beim 30. Bolzano Film Festival Bozen den Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse für den Besten Dokumentarfilm. Am Mittwoch, 20. April läuft er um 20.45h in Anwesenheit der Koproduzentin und Cutterin Nela Märki bei Docu.emme im Centro per la Cultura in Meran.

Titel: Lampedusa im Winter / Lampedusa d’inverno

Regie: Jakob Brossmann 

Darum geht’s: Der österreichische Regisseur Jakob Brossmann dokumentiert die Mittelmeer-Insel Lampedusa vor der afrikanischen Küste für mehrere Monate im Winter. Lampedusa, das ist der Ort, der Sinnbild für die jüngste europäische “Flüchtlingskrise”  geworden ist – Schauplatz von Tod und Verzweiflung für unzählige afrikanische Flüchtlinge. Doch Grossmann geht darüber hinaus und zeigt ein Leben abseits von Camps und Hungerstreiks, porträtiert die Einheimischen beim Fußballspielen und Fischen. Als die Fähre, die die Insel mit Sizilien verbindet, durch Abnutzung in Flammen aufgeht und die Fährgesellschaft ein noch älteres Schiff zur Verfügung stellt, bricht ein Streik unter den Inselbewohnern aus…

Lieblingszitat: Lampedusa soll euch in Erinnerung bleiben als die Insel, die euer Leben gerettet hat und nicht als ein Ort, der euch Böses will.

Schön… dass es trotz allen Widrigkeiten noch Normalität und Alltag auf Lampedusa gibt.

Umwerfend: die Protagonistin des Films, Paola, die uns daran erinnert, was es bedeutet Mensch zu sein.

Wohlerwogenes Urteil: ”Lampedusa im Winter” ist sicher einer der besten Dokumentarfilme, die in der diesjährigen Ausgabe des Bolzano Film Festivals Bozen zu sehen sind, und es würde nicht verwundern, wenn der Regisseur den ein oder anderen Preis mit nach Hause nehmen würde. In ruhigen, klaren Aufnahmen gelingt es Brossmann eine Welt einzufangen, die versucht mit einer Katastrophe zurecht zu kommen und damit zu leben. Der Regisseur zeigt sowohl das Leben der kleinen Leute in ihrem täglichen Kampf ums Überleben als auch die Flüchtlinge, die nur von der Insel weiter aufs Festland kommen wollen und sich weigern im Auffanglager zu übernachten. Die Verzweiflung, Ungeduld, Resignation und Freude – schlichtweg das Leben – das sind die Elemente, von denen der Film lebt.
Über Jahre haben wir alle die kleine Insel mit ihren Problemen allein gelassen; nur zu verständlich, dass viele EinwohnerInnen darüber sehr verbittert und mit der aktuellen Lage überfordert sind. Mit dieser zutiefst berührenden und humanen Doku gelingt es hoffentlich wieder mehr Fokus auf Lampedusa zu werfen. Sehenswert!  

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