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April 14, 2016

Bolzano Film Festival Bozen: “Luis Trenker – Ein Mann und seine Legenden”

Maximilian Mayr

Ach, was sollen wir nur mit dir machen, Luis Trenker? Bergsteiger, Kinostar und Allroundtalent, aber eben auch Egozentriker, Opportunist und – nach Aussage von Zeithistorikerin Eva Pfanzelter – Nazi.

Keine andere Südtiroler Persönlichkeit des letzen Jahrhunderts hat die Öffentlichkeit so gespalten und bewegt. Auch heute fällt es noch schwer, etwas Böses über “unseren” Trenker zu schreiben – gilt er doch für viele als Pionier und Idol: der ewig jung gebliebene, braungebrannte Bergfex, dessen Name nicht nur einer  Bekleidungsfirma Pate steht. 

Dass Luis Trenker aber auch Schattenmomente  in seinem bewegten Leben gehabt hat, war schon länger klar – seine opportunistische Haltung gegenüber dem Hitlerregime und sein skrupelloses Hin und Her zwischen dem faschistischen Rom und dem nationalsozialistischen Berlin kann man nicht gerade als Kavaliersdelikt bezeichnen; aber zum Kriminellen wird Herr Trenker deshalb doch nicht – wer sind wir schon, um urteilen zu können, oder?

Der Dokumentarfilm von Karin Duregger “Luis Trenker – Ein Mann und seine Legenden” geht jedoch über die übliche “ja, er konnte sich halt gut verkaufen”-Attitüde hinaus. Luis Trenker trat 1940 offiziell in die NSDAP ein – als italienischer Staatsbürger wäre das kein unbedingtes MUSS gewesen. Amerikanischen Geheimakten zufolge soll Trenker nach 1945 gar einigen Ex-Nazi-Größen zur Flucht nach Südamerika verholfen haben. Verglichen dazu erscheinen seine gelegentlichen Kunstfälschungen, die er teuer auf den Markt brachte, oder ein erfundenes “Tagebuch der Eva Braun” beinahe harmlos.

Durch Interviews mit Trenkers Schwiegertochter, Historikern und Zeitzeugen zeichnet der Dokumentarfilm von Karin Duregger ein Bild von Luis Trenker, das schlichtweg erschreckend ist. Am Ende des Films hat man das Gefühl, hinter dem sympathischen Lächeln und dem idyllischen Bergsteiger-Gefasel einen völligen Egomanen zu erkennen: skrupellos, verschlagen und  hinterhältig bis zum Schluss. Unabhängig davon, ob das nun Dureggers Ziel war, der Regisseurin gelingt es auf jeden Fall den Dunstschleier um einen Mythos zu lichten und letztendlich ein bisschen Wahrheit in all die Dichtung zu mischen. 

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