Culture + Arts > Performing Arts

April 9, 2016

Perform! – wenn Publikum tut

Kunigunde Weissenegger

Es ist Sonntag und ich lasse mir die Kleider zerschneiden wie Yoko Ono in “Cut Piece” oder – (vielleicht) weniger “gefährlich” – stehe einem Mitspieler gegenüber und lasse Menschen sich zwischen uns durchquetschen… Für die Finissage von “Gestures – Women in Action“, kuratiert von Valerio Dehò, am 10. April, 16h, hat sich Kunst Meran_o Arte etwas Besonderes erdacht: Perform!” ist ein Gesellschaftsspiel, das Hannes Egger und Denis Isaia im Sommer 2015 für die 35. Ausgabe des Festivals Drodesera “Motherlode” in der Centrale Fies entwickelt haben, um dem Publikum die Geschichte der Performance Art näher zu bringen: Wie ist es, sie am eigenen Leib zu erfahren? Wie nahe ist es möglich, sich einer Original-Performance zu nähern? Entsteht vielleicht sogar etwas Neues? [Die exakte Spielbeschreibung gibt's hier.] Die Arbeiten der 15 Künstlerinnen halten bestimmt genug Möglichkeiten zum Nachstellen bereit. Wir haben uns mit Hannes Egger kurzgeschlossen, um etwas mehr über diese besondere Art des Museumsbesuchs zu erfahren. 

Was ist der Ausgangsgedanke für “Perform!”?

Der Grundgedanke ist jener des “Reenactment”, Peformancegeschichte wird nachgespielt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden Teil dieser (Kunst-)Geschichte und interpretieren diese auch vollkommen neu. Eigentlich entstehen dadurch immer wieder neue Performances. Es ist ein Versuch, ein Experiment, ein Sich-Herantasten an die Performance Art und macht auf jeden Fall Spaß.

Inwiefern findest du es “wichtig”, dass MuseumsbesucherInnen sich aktiv in eine Ausstellung einbringen? 

Ich finde es nicht “wichtig”, ich finde es spannend, für mich als Mitarbeiter in einem Museum genauso wie für mich als Künstler und als Museumsbesucher. Ich erwarte mir von einer Ausstellung, dass sie mich irgendwie trifft und bewegt, dies kann durch die Werke, die Inhalte, die Vermittlung oder die Inszenierung sein. Ein Ausstellungsbesuch soll ein Erlebnis sein, das mir im Gedächtnis bleibt. Eigenes Tun bzw. eigenes Erleben ist auch in einer technologisierten Wirklichkeit eine starke Erfahrung. 

Was erwartest du dir vom Publikum? Werden wir überfordert sein? 

Perform! gibt eine Anforderung an jeden einzelnen, legt eine Marke vor und führt zu dieser hin. Das Spiel überfordert nicht, da jede und jeder immer selbst entscheiden kann. Perform! verstehe ich als Aufforderung. Eine Aufforderung, die vielleicht auch ein paar Schritte weiter gehen lässt als im täglichen Leben, um dadurch Neues zu erfahren oder altbekanntes zu bestätigen. Spielen meint im Grunde dies: In einem geschützten Rahmen Neues auszuprobieren. Vom Publikum erwarte ich, dass es seinem Spieltrieb freien lauf lässt und sich einlässt.  

Foto: Denis Isaia während Perform! @ Centrale Fies (c) Andrea Pizzalis

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.

Archive > Performing Arts