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March 22, 2016

Lachen oder weinen? “Bier für Frauen” mit MurX in Eppan

Christine Kofler
Das MURX Theater präsentiert im Eppaner Lanserhaus-Keller Felicia Zellers "Bier für Frauen". Die ZuschauerInnen erwartet keine Komödie, sondern das Leben. Am 31. März, 1. und 2. April ist noch die Gelegenheit das Stück zu sehen, Beginn jeweils um 20h.

Es sind von Wirklichkeit trunkene Szenen, die das MurX Theater derzeit in Eppan serviert. Die Stuttgarter Autorin Felicia Zeller begründete ihr Stück “Bier für Frauen” nach eigener Aussage auf jahrelanger Trink- und Sprachrecherche. Das promillebedingte Festhängen in Gedanken- und Satzschleifen wird auf der kleinen Bühne in Eppan unter der Regie von Antonia Tinkhauser so eindringlich dargeboten, sodass sich das Glas Wein nach der Vorstellung irgendwie schal anfühlt. Sollte ich nicht vielleicht doch besser Mineralwasser… Überhaupt muss sich das Stück erst einmal setzen, nachdem der Vorhang gefallen ist. 

“Und wie geht’s dir so? Auch scheiße.” Eine klassische lineare Abfolge oder einen Spannungsbogen gibt es in “Bier für Frauen” nicht, dafür aber eine starke, den Wirtshäusern und Kneipen abgelauschte Sprache, die besonders Eva Kuen glaubhaft in Szene zu setzen weiß. Eine Stammtischrunde aus drei Frauen spricht über das Dasein, Hörgeräte und Campingurlaube, Leonard Cohen und Penisgrößen, peinliche Bettgeschichten und über Männer, die im Publikum sitzen. Die finden sich dann auch in Großaufnahme auf dem Flat-Screen wieder, der von zahlreichen Bierkisten umrahmt, im Zentrum des Bühnenbildes steht. Mit einer Kamera filmen die drei Frauen, gespielt von Liz Marmsoler, Brigitte Knapp und Eva Kuen, ihren Taumel und übertragen ihn auf den Bildschirm. Gemeinsam mit den Zuschauern sehen sie sich beim Ich-Spielen zu. Bier für Frauen - Felicia Zeller - MurX Theater“Sprechen ist eh irgendwie nicht so.” Proportional zum Becks-Konsum verflüchtigen sich zuerst die Verben, später die Substantive. Dann heißt es “Ich, ich kann mich leider nicht mehr so genau.” oder “Er hat sich doch auf diesem Cover zwischen zwei.”. Das ist auch in Ordnung, denn: “Sprechen ist eh irgendwie nicht so.”. Die reduzierte Sprache passt sich dem destillierten Leben an, oder umgekehrt. Es wird viel geredet, aber wenig miteinander gesprochen. Zwischendurch blitzt eine Möglichkeit auf: Man könnte doch einmal, ja man könnte etwas anderes machen, als sich zu betrinken. Etwas Schönes vielleicht?

In der Zwischenzeit werden Hits antizipiert, künftige große Popsongs wie “It’s time to dance it seem’s like” oder “Bodycontrol”. Mit Bodycontrol ist es dann auch nicht mehr weit her, es wird viel angefangen und umgeräumt, aber, ähnlich wie mit den Sätzen, nichts zu Ende gebracht. Manchmal kippen die Figuren ins Gegenteil und wiederholen Aussagen wie ein Mantra: “Bald kann ich die Schönheit einer Blume nicht mehr bewundern, ohne vorher ein, zwei Bier getrunken zu haben.” Wer trinkt, verroht. Die Tragik liegt darin, schon während des Trinkens über das künftige Verrohen Bescheid zu wissen. Das Stück ist wie der Kater am nächsten Morgen: Man weiß nicht genau, ob man jetzt lachen oder weinen soll. Man fühlt sich schwermütig, aber immerhin fühlt man. Und ein bisschen Trost gibt es auch, denn, so eine der Figuren im Stück: “Wir sind alle irgendwie ok.” 

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