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January 27, 2016

“Extrem notwendig und kein Spaß” oder wie ich Important People die Domain wegschnappe

Kunigunde Weissenegger

Im Handwerk der gehobenen, scharfen Schneiderei ist seit Mitte Jänner dieses Jahres ein umtriebiger Innsbrucker tätig. Es klingt wie Zufall, ist es aber eher alles andere als. Haute Couture STRaßenCHEf*in und die dazugehörende Website mit Umleitung ist das Aktionskunstprojekt von Mag. phil. David Prieth. Seit das Projekt am 11. Jänner 2016 gestartet ist, ist viel Wasser den Inn runter geflossen und passiert. 

Eigentlich hat David Prieth vergleichende Literaturwissenschaften, Amerikanistik und Anglistik studiert. Eigentlich ist er Schreiber und Autor verschiedener Texte. Eigentlich ist der 29Jährige Veranstalter und Treiber in der Bäckerei, einem der Kulturorte Innsbrucks, Hauptmitmischer bei Tummelplatz, dem Innsbrucker BalconyTV, bloß ohne Balkon. Und eigentlich auch Beschaller bei KREUZ 17 und ehemals Urge And Pleasure. Und eigentlich liegen seine Hauptinteressen, steht auf seiner Website, “in den Bereichen Experimentalkunst, (Literatur)theorie, Aktionskunst, Digitale Kunst, Philosophie, Kinderliteratur, Popkultur und musikalische Subkulturen”. Und eigentlich sind wir somit beim Thema. – “Kunst Kokolores” ist sein Thema.

Also, alles ab in den Chat zu ihm und ich so: Hallo Straßenchef! Alles klar? Wir wollen auch ein Interview mit dir! Geht das auch über Chat? Also hier? Merci! – Und David Prieth: Hallo du! Coole Sache. Geht’s etwas später? Hab gerade noch einen Termin. Und wieder ich so: Klar! Wir können das gern innerhalb der nächsten Tage machen. Ich schick dir nun (26.1.) schon mal die erste Frage durch: Für die weniger Fashion Addicted: Worum genau geht’s bei Haute Couture Strassenchefin 0512? – Ein neues Parfüm? (Stinkt einigen ja schon ziemlich…)

Drauf er: Haute Couture STRaßenCHEf*in ist ein Aktionskunstprojekt mit partizipativem und aleatorischem Charakter, das am 11. Jänner gestartet wurde. Die Teilnehmer*innen reagieren auf meine Impulse und interagieren untereinander. Die Aktion wird auf verschiedensten Kanälen verwirklicht (online, offline, Print, TV etc.). Akteur*innen sind alle diejenigen, die mit der Aktion bewusst interagieren.

Aha, interessant; und ich: Das heißt konkret? Kann ich auch Akteurin sein? – Und David: Auch du kannst Akteurin sein : ) Heute kam der erste Brief vom Landesgericht. Somit ist ab jetzt auch das Landesgericht Innsbruck Akteurin, die ihre Zeile dazu schreibt.

Warum die ihm denn schreiben, will ich wissen? – Und er: Das erfahre ich morgen (also heute, 27.1.) Früh – aber das kommt dann wieder ins Netz. Der Plan war, den ersten Gerichtsbrief ebenfalls auf ein Kopftuch zu drucken. Pfft, anscheinend darf man volksverhetzende Reden halten, rassistische Plakate aufhängen und SS-Runen in Wahlcomics verstecken, aber sobald man beginnt der Politik ins Gesicht zu lachen, hört der Rechtsstaat sogar in Österreich auf.

Et voilà: 

Erklär uns hier in Italien doch mal kurz, um welchen Herrn in Österreich es da geht? Oder ist das nun im Zug und Bus der Anklage zu “gefährlich”?

…Soweit kam’s mit unserer Konversation. Dann ging alles Schlag auf Tritt und Straßenchef*in war nur mehr bedingt erreich- (und im Gefängnis besuch- – Scherz am Randeende) -bar. Obwohl bisher nur zwei Posts getumblrt, hat die Straßenbande (anscheinend gibt’s noch eine unbekannte Kollegin im Hintergrund, die das Design der Bandanas treibt) bereits Beiträge auf DerStandard.at, Sueddeutsche.de, News.at, Vice.com und im ZIB Magazin (Der Spiegel, Die Welt und Biber stehen bereits Schlange) UND die 35.000-Euro-Klage und einstweilige Verfügung vom Landesgericht Innsbruck.

Die klagende Partei ist “ein sehr bekannter Politiker aus Wien, tätig in einer sehr, sehr bekannten Partei, auch im Parlament” umschreibt es David Prieth rührend, da er den Eisvogel nicht beim Namen, wir aber schon, und es geht um, dürfte auch hierzulande bekannt sein, H C Strache, der seinen Namen zufällig auf dieselbe Weise abkürzt wie das neue Aktionsfashionlabel seinen Webshop vielleicht abkürzen würde (der feine Unterschied ist das Minus zwischen hc und strache), wenn es denn einen Webshop, in Zukunft, haben wird, hätte…  (um die Gerichtsspesen zu begleichen…)

Zu Vice meinte David Prieth noch, dass er zuerst heraus, es dann fahrlässig, auch interessant und vor allem sehr amüsant fand, dass Webdomains von bestimmten mehr oder weniger bekannten Leuten noch zu haben sind und er dadurch auf die Idee gekommen sei, sich die Domain hc-strache.at zu schnappen. Und: Ihm gehe es um Kopftuch oder Bandana, das auch in Österreich und ganz Europa eine lange Tradition habe und Köpfe vor allem schmücke, auch berühmte.

Pussie ist er in Frack oder Skateschuh jedenfalls keine. hc-strache.at ist übrigens aufgrund der einstweiligen Verfügung derzeit (27.1.2016) down. Wahrscheinlich läuft’s darauf hinaus, dass per Urteil Bußgeld oder Geldbuße (wie und was sagst du dazu?!) in einigen Tausenderhöhen zu entrichten sein wird und “HC” und “Strache” nicht mehr (obwohl bloß 30 Euro pro Jahr) als Webdomain verwendet werden dürfen beschlossen sollen verboten undaus… Fortsetzung folgt auf hcstrassenchefin.tumblr.com

Titelbild: David Prieth

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