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January 14, 2016

Amikaro: gemeinsam eine Welt ohne Krieg und Egoismus schaffen

Robin Wehe
Amikaro ist eine ehrenamtliche Wohltätigkeitsorganisation mit Sitz in Klausen in Südtirol. Was machen sie genau? Wofür steht eigentlich der Name? Und woran arbeiten sie? Wir haben uns mit dem Koordinator Samuel Ochoa von Amikaro in Guatemala unterhalten und erfahren, was die Organisation dort in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen bewegt und was ihre Ziele sind.

Es liegt ein wenig Hoffnung und der Duft von Erneuerung in der Luft, wenn man die Sätze von Samuel Ochoa liest. Es fallen oft Worte wie Hoffnung, Friede, Solidarität. Eins ist klar: Samuel ist überzeugt von seiner Arbeit und dem, was er macht.

Samuel Ochoa ist Gemeinschaftskulturmanager einer lokalen NGO in Guatemala namens “Caja Lúdica“, die ein Community-Arts-Netzwerk zur kreativen Förderung in Guatemala unterstützt. Amikaro kooperiert mit dieser NGO, da es ihr Ziel ist, mit lokalen Organisationen zusammenzuarbeiten und bei der Umsetzung selbstgewählter Projekte zu helfen. So wird ein “bottom-up approach“ in der Arbeit garantiert. 

Amikaro ist eine relativ junge Organisation, die 2013 in Klausen in Südtirol gegründet wurde und einerseits Entwicklungsarbeitsprojekte umsetzt, aber auch auf diese in Südtirol aufmerksam machen möchte. Ihre Projekte finden überwiegend in Guatemala statt. Hier gibt es viel zu tun: Vor allem Gewalt ist ein großes Problem im Land. Jugendbanden und Drogenkartelle, aber auch Übergriffe militärischer Art sind nicht selten. Es zählt zu einem der gefährlichsten Länder der Welt. Das Land hat auch im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern eine hohe Kriminalitätsrate.04. In Text- Aufwertung Öffentlichen RaumProjekt “Aufwertung des Öffentlichen Raumes”

Nicht nur die Zusammenarbeit mit den Organisationen vor Ort ist bottom-up, sondern auch alle neuen Projekte werden demokratisch in der Mitgliedervollversammlung abgestimmt. Diese Projekte haben dann wiederum drei Schwerpunkte: Gewaltprävention auf der Straße, Rehabilitation junger Gefangener und Resozialisierung junger Gefangener. Sogenannte “rote Zonen” in Guatemala (in der Regel in Guatemala Stadt oder in Randzonen außerhalb der Stadt), wo die Kriminalität besonders hoch ist, werden von Gesellschaft und Bevölkerung stigmatisiert und die EinwohnerInnen dort haben häufig schlechtere Chancen auf ein normales Leben in Guatemala. Die Projekte der Organisation wollen explizit die Gewaltsituation in diesen Zonen verbessern und den Menschen bei der Integration und Resozialisierung helfen. Dabei initiiert  sie verschiedene Projekte: Neben Veranstaltungen im öffentlichen Raum oder auch Workshops zum kulturellen Austausch wirkt die Organisation auch am Bau des Jugend- und Fortbildungszentrums – Jovenés por la vida: Centro Cultural Comunal – mit. Dieses Zentrum begleitet die Jugendgruppe in einem der größten Slums in Guatemala, aus dem auch unser Interviewpartner Samuel ursprünglich kommt.

Der Bau wird von freiwilligen Helfern und den EinwohnerInnen selbst organisiert, da kein offizielles Bauunternehmen das Slum betreten würde, um dort zu bauen. Deswegen muss das Haus von Grund auf gebaut werden und hat somit noch einmal eine hervorgehobene Bedeutung für die EinwohnerInnen des Slums.

Samuel ist weiterhin in mehreren Projekten tätig: bei der Unterstützung im Bereicht der Bildung von Gefängnisinsassen, wo er durch Bildung und Kunst eine höhere Lebensqualität schaffen möchte, aber auch direkt auf der Straße, wo er versucht durch das Unterrichten und Erlernen von künstlerischen Inhalten den Jugendlichen zu helfen, ihre Gefühle auszudrücken und diese in eine positive Richtung zu lenken.03. Schneiderwerkstatt im GefängnisProjekt “Schneiderwerkstatt im Gefängnis”

Für mich bedeutet Amikaro Hoffnung, Solidarität und Lebensfreude“, sagt er und meint damit, dass durch eine spielerische Art und Weise sowie Freude am Leben Frieden und Hoffnung, Kunst und Kultur entwickelt werden können. Alle Projekte haben gemeinsam, dass sie gesellschaftliche Prozesse und Bildung durch Kunst und Kreativität anstoßen möchten und somit die Jugendlichen dabei unterstützen, andere Kanäle als Gewalt zum Ausdruck oder zur Konfliktlösung zu verwenden. Es gehe nicht direkt darum, eine Art des Denkens oder konkrete Bildungsziele aufzuoktroyieren, sondern durch Workshops, Festivals und Kunst eine positive Stimmung herzustellen, die eine Gemeinschaftskultur fördert.

“Meine Arbeit mit Häftlingen und deren Entwicklung bei künstlerischen Ausdrucksformen in Situationen der Ausgrenzung, in denen sich viele Jugendliche befinden, hat mich mich sehen, fühlen und denken lassen, dass wir alle im Wesen friedlich sind, und dass Kunst und Kultur wesentliche Elemente der Transformation unserer Subjektivität darstellen, aber auch Teile unserer Gesellschaft sind.” Kunst gebe uns darüber hinaus die Möglichkeit uns selbst kennen zu lernen und auf dieser Basis unser Leben zu verändern, ohne uns von persönlichen Konflikten oder zwischenmenschlichen Problemen dazwischen funken zu lassen.02. In Text Festival Calle 22Festival Calle 22

Das ist der Weg, den Samuel mit Amikaro bestreiten will: Durch persönliche Reflektion, kritisches Denken und Kreativität Prozesse in den Menschen anzustoßen, die sich dann positiv auf die Gesellschaft auswirken. Ein durchaus humanistisches Unterfangen, das auch einen positiven Einfluss auf ihn selbst habe, meint er. “Es geht darum, die Jugendlichen mit Hilfe von Kreativität, freier Meinungsäußerung und Kultur zu Künstlern ihres eigenen Lebens zu machen. Damit sie für sich selbst Entscheidungen treffen und für ihr Leben, für ihre eigenen Ideen und für alle Projekte und Initiativen kämpfen, die sie haben. Wir bemühen uns eine Jugend zu fördern, die kämpft und die sich selbst weiterentwickelt. Die Prozesse, die wir anbieten, zielen darauf ab, dass sich die Jugendlichen selbst entdecken und ihre Fähigkeiten verbessern um ihre Lebensbedingungen und Umgebungen positiv zu verändern”, fügt Samuel hinzu.

Amikaro bedeutet eigentlich “Freundeskreis”, wenn man das Wort vom Esperanto ins Deutsche übersetzt. Das wolle die Organisation leben: Wie ein guter Freund lädt die Organisation zum Dialog ein, versucht eine Nachbarschaft im eigentlichen wie auch im übertragenen Sinne herzustellen und einen Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen in Guatemala, aber auch zwischen anderen Ländern und Kulturen zu ermöglichen. Jede Kultur könne von jeder anderen Kultur etwas lernen. Durch Solidarität und Brüderlichkeit sollen alle Grenzen durchbrochen und ein gemeinsames Miteinander ermöglicht werden.

Es ist noch ein weiter Weg für Guatemala und Amikaro, aber Samuel träumt “von einem menschlicheren und gerechteren Guatemala, das kreative, künstlerische und kulturelle Bereiche als Formen des Dialogs und sozialen Wandels wahrnimmt“. Es ist schön, wenn Träume langsam laufen lernen.

Zum Spenden, Mitglied werden oder einfach nur zur Info hier klicken: www.amikaro.org

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