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December 23, 2015
Dokumentarfotografie maximal: “The Conflict of Images” im foto-forum in Bozen
Maximilian Mayr
Der Titel der Ausstellung, The Conflict of Images, lässt es bereits erahnen: Es geht in der aktuellen Ausstellung bis Ende Jänner 2016 der foto-forum um Kriegshandlungen und Konflikte und nicht zuletzt um die Macht eben dieser Bilder im Bezug auf die Meinungsbildung der Menschen innerhalb der Gesellschaft. Sabine Gamper, Vizepräsidentin des Fotoforum, dazu: “In der Ausstellung geht es darum, welche Machtfunktion dokumentarische Bilder haben und wie jüngere KünstlerInnen alternative Möglichkeiten finden, mit diesen dokumentarischen Bildern so umzugehen, dass man eine Reflexion in Bezug auf diese Bilder bekommen kann.” Zu diesem Zweck haben die KuratorInnen Sabine Gamper und Nicolò Degiorgis drei junge KünstlerInnen eingeladen, die sich auf verschiedene Art und Weise mit diesem Thema beschäftigt haben. Sabine Gamper erklärt: “Wir arbeiten für diese Ausstellung mit einem Künstler zusammen, der eher eine klassische Art der Fotografie zeigt – Raphael Dallaporta mit seinen Minenfotografien; einem weiteren Künstler, der mit gefundenen Fotos arbeitet, also mit Bildern, die er im Internet findet, was eine neue Kulturtechnik darstellt – Giorgio di Noto; und jemandem im sozialen Bereich, die mit den Menschen arbeitet, die direkt betroffen sind – Monica Haller.”Der junge italienische Fotograf Giorgio di Noto beschäftigt sich in seiner Arbeit “The Arab Revolt” mit dem arabischen Frühling in Nordafrika und dem nahen Osten, Ende 2010. Dabei griff er auf eine völlig neue Methode zurück, indem er Polaroid Fotos von seinem Computerbildschirm machte, auf dem Videos von Aufständischen und Protestlern zu sehen waren. Sein Projekt entstand dabei aus der Zusammenführung von zwei Interessen: “Die erste Ebene, die mich interessiert hat, ist der fotografische Prozess mit virtuellen Materialien zu arbeiten. Das andere Thema war der Arabische Frühling. Ich versuche, mich auf die dokumentarischen Bilder zu konzentrieren, auf deren Bedeutung und wie sie aufgenommen werden,” so Giorgio Di Noto.Monica Haller hingegen zeigt mit ”The Veterans Book Project” eine Kollektion von 50 Büchern, in denen Veteranen und Kriegsopfer ganz allgemein über ihre Erfahrungen und Traumata der jüngsten Kriege im Irak und Afghanistan berichten. (Mehr zu Monica Haller und ihrer Arbeit im Interview mit ihr hier.) Das Projekt mit dem Titel “Antipersonnel” des durch andere Verpflichtungen abwesenden französischen Künstlers Raphaele Dallaporta zeigt hingegen eine Serie von 35 Landminen. Die Geschosse wurden dabei vom Künstler als Luxusobjekte mit einer trügerischen Schönheit abgelichtet – genau darin liegt ihr perfider Reiz. Ästhetik und Vernichtung in einem Abzug.
Giorgio di Noto, Raphael Dallaporta und Monica Haller gelingt es mit ihren Arbeiten die Vielfältigkeit und emotionale Stärke der Dokumentarfotografie aufzuzeigen – ob im klassischen Porträtstil, zu Hause vom Computerbildschirm aus oder im direkten Gespräch mit Kriegsopfern. Sehenswert! Die Ausstellung “The Conflict of Images” ist noch bis zum 30. Jänner 2016 in der Galerie fotoforum in Bozen für das Publikum geöffnet.
Foto: Claudia Corrent / foto-forum
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