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September 30, 2015

What are we reproducing? Paul-Flora-Preisträger Oliver Laric

Anna Luther
Der Künstler Oliver Laric aus Tirol ist der diesjährige Preisträger des Paul-Flora-Preises, gestiftet von den Landesregierungen Tirol und Südtirol. Glurns, der Geburtsort von Paul Flora – dieses kleine Städtchen im Obervinschgau, ist am 25. September 2015 im letzten Stock des Rathauses, im Dachgeschoss, Ort der Preisverleihung.

Zum fünften Mal erhält im Sinn von Paul Flora ein junger Künstler mit eigenem Kopf das Preisgeld von 10.000 Euro. Seit der Wiederaufnahme des Preises im Jahr 2010 haben ihn bisher Siggi Hofer, Sonia Leimer, Markus Bacher, Johanna Tinzl/Stefan Flunger und Gabriela Oberkofler überreicht bekommen. Der Jury sei die Entscheidung heuer nicht schwer gefallen, erzählt das Mitglied Lisa Mazza: “Oliver Larics Arbeiten sind sehr stark am Puls der Zeit, er beobachtet, was mit Inhalten im Internet passiert und inwiefern sich Wissen und Kultur in der Informationsgesellschaft wandeln. Ich zitiere den Emanuele Guidi, Direktor der Galerie ar/ge kunst, wo die Arbeiten des Künstlers Anfang 2014 zu sehen waren: Ihn interessiert das Zwischenstadium klassifizierter Größen“, erzählt Lisa Mazza in ihrer Rede.  

Damit spielt sie an seine Auseinandersetzung mit Reproduktion und Interpretation im Laufe der Zeit an. Mittelpunkt der Arbeiten von Oliver Laric ist auch seine in Kunst gesetzte Kritik an herrschenden Machtpositionen, eben durch sein Interesse am Zwischenstadium klassifizierter Größen. Skulpturen von Mensch und Tier mit dem Titel “The Hunter and His Dog” (2014) oder Clip-Art-Videos stellen in Frage, wie wir mit Geschlecht, Aussehen und anderen Lebewesen umgehen und was sie uns bedeuten.  

Oliver Laric lebt zur Zeit in Berlin und ich nutzte seine Anwesenheit, um dem doch ein wenig gerührten Preisträger ein paar Fragen zu stellen… 

Was bedeutet dir die Verleihung des Paul-Flora-Preises? 

Ich habe nicht so viel in meinem sogenannten Heimatland zutun, deswegen ist es ganz nett, wenn mal etwas aus Tirol und der Gegend kommt. Paul Flora als Künstler kannte ich eh schon lange. Dieser Preis freut und ehrt mich. 

Hat sich die Stellung der dominanten Subjekte – also weiße, heterosexuelle Männer – mittlerweile geändert?

Aus meiner Perspektive ist die Situation noch weit davon entfernt, worüber man sich freuen könnte. Leider fällt mir das im Kunstmetier mehr und mehr auf. In meiner Jugend war es mir nicht so bewusst, aber seit ich Ausstellungen mache, sehe ich, was das für eine archaische Männerwelt ist. Man erwartet in der Kunst eine Links-Tendenz mit liberalen Freigeistern, aber es ist dasselbe wie überall.

Mit welchen Themen beschäftigst du dich besonders in deinen Arbeiten?

Momentan denke ich relativ viel an Skulptur. Mich beschäftigt die Geschichte der Skulptur, die nicht so sehr vom Objekt definiert wird; also Skulpturen, die simultan an verschiedenen Orten sein können, die sich als Text bewegen, als digitale Dateien oder als Gipsabgüsse. 

Oliver Laric ist 1981 in Innsbruck geboren, zog dann aber bald nach München. Er studierte an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und lebt heute in Berlin. Seine Ausstellungen wurden unter anderem in Tel Aviv, New York, Paris und Basel gezeigt. 

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