Culture + Arts > Visual Arts

September 9, 2015

David Calas über “inEquality” open-air Art Show in Alpbach #EFA15

Franz
Ein Erfahrungsbericht von David Calas (der die Rundgänge führte) über Kunst im öffentlichen Raum während des Europäischen Forum Alpbach 2015 zum Thema Un-Gleichheit.

Kunst im öffentlichen Raum gab es in der Geschichte des Europäischen Forum Alpbach (EFA) bereits, in dieser Form sind die Kunstinstallationen zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Sehr präsent, aber auch versteckt wurden acht Positionen von sechs ausgewählten KünstlerInnen aus der Euregio – Tirol, Südtirol, Trentino – bespielt. Initiatoren waren nach der Initialzündung von CASA (Club Alpbach Südtirol Alto Adige), anlässlich seines 10jährigen Bestehens, franzmagazine, der Südtiroler Künstlerbund (SKB), das Forum Alpbach und Studio Calas – gebündelte Kräfte, die an einem Strang gezogen haben, um diesem Kunstevent im öffentlichen Raum Qualität, Ausdruck und Sichtbarkeit zu verleihen. Letzte Woche ging das #EFA15 zu Ende; Zeit für einen Erfahrungsbericht. 

23. August, Tiroltag und offizielle Eröffnung des Europäischen Forum Alpbach. Um ca. 15h stehen alle KünstlerInnen, InitiatorInnen und OrganisatorInnen (in Reih und Glied) im Erwin-Schrödinger-Saal des Alpbacher Kongresszentrums bereit, um auf die Bühne geholt zu werden und das Projekt “inEquality” vorzustellen. Die überzogene Zeit und die erschöpften Euregio-Redner (überwiegend Landeshauptmänner) sowie auch ein ermüdeter Franz Fischler, ließen wenig Platz für die Kunst; mit einem Satz wurde auf die open-air Art Show hingewiesen und zur Marende auf die Terrasse des Kongresszentrums geladen. Was geschah nun? Mit einem blitzschnell reagierenden Team des Forum Alpbach wurde die Vorstellung des Kunstprojektes in den öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum übertragen. Also nicht ganz nach Programm, jedoch im Sinn der Ausstellung, die ja für den öffentlichen Raum und gut positionierte Kunst steht. Die anwesenden Gäste waren zwar mit Würsten, Bier und Wein beschäftigt, man konnte jedoch die Interaktion mit Kunst förmlich sehen. Anwesende Menschen saßen auf Kunstwerken, denen ein neuer Nutzen eingehaucht wurde, ganz im Sinne des Künstlers Peter Sandbichler mit der Installation “Alte Schachtel”. Diese wurden schlichtweg zu dörflichem Mobiliar umfunktioniert und fanden als Garderobe für äußerst dekorative Tirolerhüte eine neue Nutzung. Während sich einige aufgebracht darüber ärgerten, konnten andere nur schmunzeln. Kunst im öffentlichen Raum, publikumsnah und einfach als Teil des Ganzen ohne Ohh- oder Ahh-Laute. Dieser ersten Tuchfühlung folgte eine Tour, geführt von den Kuratorinnen Lisa Trockner und Monika Sommer, zu den weiteren Installationen. Das Interesse war groß und das Publikum sehr durchmischt, – ein weiteres Indiz dafür, dass Kunst im öffentlichen Raum Sinn bei Events dieser Art macht: Verschiedene Interessengruppen und Meinungen sind vertreten und das bei freiem Eintritt und 24h Zugang. Fazit des Auftakts: spontan, kreativ, überraschend, mit großer Interaktion, gelungen. Auch beim Mitlauschen an den Nachbarstischen konnte man die eine oder andere Bemerkung zur Ausstellung hören. inEquality art show European Forum Alpbach 2015 © franzmagazine 44Um den Austausch und die Inhaltsvermittlung auch über den weiteren Verlauf des Forumprogramms aufrecht zu erhalten, wurden für die Folgetage Führungen angeboten. Anfangs wurden diese zweimal täglich angekündigt, man konnte sich jedoch, aufgrund des sehr dichten Programms, nur über wenig Zulauf erfreuen. Umso überraschender waren die unangekündigten Führungen, die bei Gesprächen mit den ForumsteilnehmerInnen aufgrund des großen Interesses angeboten wurden. Immer wieder nahm man an Tischgesprächen teil, wo die Kunstinstallationen angesprochen wurden. Auch beim Mitlauschen an den Nachbarstischen konnte man die eine oder andere Bemerkung erhören. Vielleicht lag es daran, dass diese öffentliche Art Show einen angenehmen Ausgleich zum strikten Programm bot und jeder Forumsbesucher mindestens zweimal daran vorbei ging. Die Omnipräsenz und die teilweise sehr auffälligen Kunstinstallationen, insbesondere die “Murmeltiere im Glaskasten” von Irene Hopfgartner, das “Zusatzfenster an der Kirche” von Giancarlo Lamonaca und “gaps ahead” von Christine S. Prantauer konnten sich dieser Form der Präsenz erfreuen. Anders lief es bei den kleineren, jedoch thematisch sehr passenden Arbeiten von Jacopo Mazzonelli, Anna Scalfi und Peter Sandbichler. Diese hatten stets eine Interaktion als Grundlage des Kunstwerkes und konnten mit einem Aha-Effekt überraschen. Dabei auffallend war die Unterstützung der EinwohnerInnen von Alpbach. Der Elan und der Wille zur Zusammenarbeit waren in manchen Fällen äußerst wichtig für das Gelingen der Kunstinstallationen. An dieser Stelle ein besonderer Dank an das Team der Waschkuchl, dem Pfarrer von Alpbach, Hotel/Gasthaus Post und dem Sportgeschäft an der Raika Haltestelle.

Die Führungen verliefen zum großen Teil gut. Über den Tag verteilt gab es drei bis höchstens 13 BesucherInnen. Die Führungen wurden mehr als Dialog anstatt als Monolog aufgebaut. Das gemeinsame Erkennen bzw. Erfragen der Kunstinstallation bleibt bei einer Inhaltsvermittlung ein sehr wichtiger Bestandteil. Dies wurde auch so gehandhabt. Jene BesucherInnen, die sich für die ca. 40minütige Tour begeistern ließen, fielen besonders durch ihr großes Interesse auf. Beeindruckend war ein älteres Pärchen, das extra aus Wien angereist war um sich die Kunstinstallationen in Alpbach anzuschauen. Die bunt gemischten BesucherInnen von jung bis alt, sowie mit unterschiedlichen Berufshintergründen – von PolitikerInnen bis zu Studierenden, zeichneten das Publikum der open-ar Art Show aus. Fairerweise muss man auch zugeben, dass an zwei Terminen niemand erschien, die Suche nach BesucherInnen sich jedoch als äußerst unterhaltsamer Zeitvertreib erwies. – Immerhin auch eine Form der Inhaltsvermittlung. 

Mein Fazit der Führungen: Über die Woche verteilt, nach der Eröffnung, an die 70 BesucherInnen aus acht verschiedenen Nationen. Durchwegs großes Interesse und Dialogbereitschaft der BesucherInnen (dafür waren aber die “Richtigen” dabei!). Man könnte sich mehr erwarten, jedoch muss man auch annehmen, dass Kunst im öffentlichen Raum als Rahmen gehandhabt wurde und als Einstimmung auf die Thematik gedacht war. In dieser Hinsicht konnte mittels der prominenten Präsenz der Kunst und der damit entstandenen Auseinandersetzungen ein toller Erfolg erzielt werden. Die Installationen wurden als Teil von informellen Diskussionen rund um das Forumsgeschehen und in Presseberichten erwähnt und im Gedächtnis der BesucherInnen werden diese wohl auch bleiben. Denn schließlich bleibt ein Akzent in einer so perfekten Kulisse präsenter im Kopf als eine überzogene Diskussionsrunde. 

Fotos: franzmagazine. Mehr Fotos gibt’s hier.

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.