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September 6, 2015

RuralUrban: Möbel für’s Leben aus ehrlichem Material von Alexander Demetz

Anna Luther
Alexander Demetz ist neben Fabiano De Martin Topranin einer der beiden Künstler bzw. Designer, die bei der Rosengarten Merenda am 11. September mit "Livingwood" die Garage der Kommunikationsagentur hmc in der Zwölfmalgreinerstraße 9a in Szene setzen und bespielen werden. Ehe ihr in live trefft, vorab ein paar Worte über ihn und sein Label ruralurban.

Alexander Demetz ist Handwerker, Designer, Unternehmer, Kombinierer. Mit den Produkten seines 2013 gegründeten Labels ruralurban schafft er einzigartige Stiloasen für die eigenen vier Wände. Nicht umsonst lautet der Claim seines Unternehmens “handcrafted ideas that work”. Und nicht nur das: Alexander Demetz legt in seinem Schaffen Wert auf nachhaltiges Arbeiten, Qualität, Design und Handwerk. Wie er das meint und was ihn dazu bewegt, Einrichtung für Lebensräume als Idee aus seinem Kopf greifbar zu machen, verrät er uns im Interview.   

Woher kommt der Name ruralurban?

Ich wohne in Bozen in einer Wohnung eines alten Hauses unter den Lauben, es hat Kachelöfen und einen Holzboden und vermittelt daher etwas Bäuerliches, Rurales. Die Wohnung war lange unbewohnt und wurde vielleicht 100 oder 200 Jahre nicht verändert. Ich fand es spannend, in der Stadt eine so bäuerliche Substanz zu finden. Der Umbau dieses Laubenhauses war mein erstes eigenes Projekt und, da es in der Stadt ist, habe ich es ruralurban getauft und dann später auch meine Firma so benannt. Alexander Demetz Alexander Demetz ruralurbanSeit wann gibt es dein Unternehmen?

Nun, im Herbst 2015, wird ruralurban ziemlich genau zwei Jahre alt – gegründet habe ich es am 29. Oktober 2013. Nach meinem Abschluss am Kunstlyzeum in Bozen ging ich nicht studieren, sondern arbeitet dort, wo ich es interessant fand: im Garten, in der Landwirtschaft, im Bühnen- und Messebau. Nebenbei richtete ich sozusagen Wohnungen und Zuhause von Familie und Freunden ein, und so kam es zu mehr. 2014 bin ich zu Christian Mittendorfer in die Werkstatt gezogen, dort lerne ich sehr viel über die Verarbeitung von Holz. 

Mit wem und wie arbeitest du? 

Bei größeren Projekten arbeite ich mit Christian Mittendorfer zusammen, wie beispielsweise bei der Einrichtung eines Neubaus oder von Ferienwohnungen dieses Frühjahr. Ansonsten sind meine Partner andere Designer und Materiallieferanten. Aktuell arbeite ich mit dem Südtiroler Designer William D’Alessandro an seinem Projekt Intrasphere, einer mobilen Stube: Sie besteht aus Elementen einer traditionellen Stube, einer Kammer, einem Schlafzimmer und einem Bad. Diese Teile sind mobil, könnten auf eine Bergspitze transportiert und dort aufgestellt werden. Dafür werden verschiedene Designer eingeladen – aus Holland, Deutschland, aber auch aus Südtirol. Die Stube besteht ausschließlich aus Holz, auch die Scharniere. 
Für mich ist dies eine spannende Aufgabe, auf zeitgenössische Verbindungselemente wie Metall zu verzichten und sich daran zu orientieren, wie es früher gemacht wurde. In diesem Projekt, und eigentlich bei allen meiner Arbeiten, geht es darum, nachhaltige Materialien zu verwenden. Metalle wie Eisen kommen oft von weit her und müssen zunächst produziert werden. Holz wächst nach, auch hier bei uns, und ist relativ umweltfreundlich. Allerdings wäre es sicher einfacher, bei Scharnieren Metall zu verwenden. Aber es hat früher funktioniert und am Ende funktioniert der Klapptisch aus Holz auch jetzt. Im Bozner Viertel Rentsch haben einige Kollegen und ich nun eine Halle zum Einrichten eines Co-Working-Spaces gefunden: Dies soll ein Ort für Leute aus verschiedenen Disziplinen werden, wo wir zusammenarbeiten und uns auch gemeinsam vermarkten – Ähnliches gibt es auch in Holland schon…Alexander Demetz Alexander Demetz ruralurbanHast du dich bewusst gegen Massenproduktion entschieden?

Ich könnte gar nicht in Massen produzieren. Mir gefällt das Handwerk und das ist auch der Reiz, den gewisse Kundschaften empfinden, wenn sie bei mir etwas bestellen oder sehen. Etwas Handgemachtes ist gerade in Zeiten von Digitalisierung und 3D-Druckern spannend. Es gibt so viele DesignerInnen, Ideen und Möglichkeiten, etwas herzustellen. Es ist auch der Moment, in dem dem Handwerk wieder mehr Bedeutung zukommt. Deshalb gilt es regional alpine Handwerkskünste mit Entwürfen von DesignerInnen zu kombinieren – neue Formen mit alt bewährtem Wissen zu kombinieren. Daraus entstehen spannende Arbeiten, welche einem nachhaltigen Produktanspruch nachkommen. Massenproduktion muss auf viele dieser Identitäten verzichten.

Wie entstehen bei dir die Möbel? 

Meistens kann ich mir das Möbelstück sehr gut vorstellen, zeichne nicht einmal, sondern setze es sogleich um.

Welche Materialien verwendest du? 

Mir ist es sehr wichtig, ehrliches Material zu verwenden, das so ist, wie es ist. Holz ist wunderschön, weil es nicht gefälscht ist wie ein Furnier – also eine Folie, die wie Holz aussieht. Schon das Material hat seinen ästhetischen Wert, dem du dann eine Form gibst.Alexander Demetz Alexander Demetz ruralurbanKannst du dir vorstellen im Wald zu überleben? 

Ja – es kommt natürlich auch auf die Jahreszeit an. …ich denke, man würde sich schon etwas basteln oder bauen können, ein Baumhaus vielleicht…

Glaubst du, in der Natur hat das Leben mehr Qualität?

Momentan verspüre ich einen großen Drang, hinaus in die Natur und in die Sonne zu gehen, weg vom Lärm der Stadt. Ich bin mit einem Freund auch auf der Suche nach einem kleinen Hof. Ich denke, dass sich die Landflucht in Italien in den nächsten Jahren verstärken wird. Im Frühling reiste ich mit dem Rad durch Ligurien und Piemont und dort gab es sehr viele verlassene Dörfer. Alles leer, ein Haus mit der Aufschrift “scuola elementare” war total zugewachsen. Das kann vielleicht eine Chance für Menschen werden, die einen neuen Working und Living Space suchen. 

Alexander Demetz wurde 1989 in Montiggl geboren, zog aber bald darauf nach Kaltern und später nach Bozen. Nach dem Abschluss des Kunstlyzeums in Bozen, arbeitete er in verschiedenen handwerklichen Bereichen und widmet sich nun seit 2013 seinem Unternehmen und Label ruralurban: Er stellt dabei verschiedene Möbel und auch Schmuck aus Holz und recyceltem Materialien her. Alexander Demetz Alexander Demetz ruralurban

Fotos: Alexander Demetz, ruralurban

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