MOUNTAIN SOUL
Erlebnissuche auf der Vermoispitze

Rüttelnde Stille in der kalten Leere der Höhen liegt über einem einsamen Kräutergarten, versonnen recken sich Blumenhälse dem warmen Licht entgegen. Wohl-fühl-Moment Nummer Eins in den Bergen ist somit abgehakt. Die Vermoispitze oberhalb von Latsch hat nun die Aussicht auf Lager, wie bestellt präsentieren sich die alten Riesen in Reih und Glied. Ein Tourist steht etwas einsam mit Brot in der Hand neben dem großen Gipfelkreuz aus Metall und überrascht mit Gesprächigkeit. Frau und Kinder hat er dem Shoppen in Meran überlassen. Nachdem diverse Gipfelnamen in der Umgebung geklärt sind, kommt der Boden dran. Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit wird die Form der Apfelwiesen unten im Tal, während die neuen in geradlinigen Rechtecken verlaufen, sind die alten rund und unregelmäßig.  

Nach einem zwanglosen Abschied vom Herrn Mitte vierzig, der sich wieder dem Augenschmaus von Hoch-Oben hingibt, beginnt der lange Abstieg ins Schnalstal. Die Landschaft hält ihr Versprechen und begleitet mit sanften Grüntönen, immer wieder sucht Quellwasser den Weg nach unten.Das gepriesene Naturerlebnis braucht vielleicht Marketing, jedoch keinen Landschaftsgärtner und ist mit Vorsicht zu genießen. Die Gefahr sich zu verirren oder abzustürzen zwingt zu Konzentration, auch das Wetter ist nicht immer Komplize. Das Risiko kitzelt, noch bin ich lebendig und suche in der wilden Natur neue Selbsterfahrung. Nichts ist von Menschen geregelt, nichts verboten. So abgedroschen es klingen mag, die Gesetze der Natur gelten. Einst ist der Mensch genau vor diesen geflüchtet, entdeckte das Feuer, baute Behausungen und entwickelte sich weiter. Heute suche ich wieder die Gefahr der Natur, in Stundenportionen.