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July 23, 2015

Freedom and Democracy in Europe – Summer School Südtirol diskutiert Flüchtlingsproblematik

Anna Luther

Tag 1, am 19. Juli 2015 wird die einwöchige Summer School Südtirol für dramatisches Schreiben unter dem Thema “Flucht und Zuflucht” in Feldthurns im Südtiroler Eisacktal eröffnet. Nach den einleitenden Worten des Schloss-Velthurns-Direktors Leo Andergassen und des Südtiroler Künstlerbundes, neben NIDS Mitorganisator der Summer School, ergreift die Südtiroler Schriftstellerin und Projektleiterin Maxi Obexer das Wort. Ihre Rede widmet sie der bekannten Flüchtlingsproblematik, der auch die Tage der Summer School in diesem Jahr gewidmet sind. “Wie finden wir heraus aus der Gewohnheitsschleife? Wie können wir handeln?”, fragt sie rhetorisch in die Stille des Publikums hinein. Maxi Obexer bemerkt, dass die Welt der Flüchtlinge und unsere nicht getrennt sind und dass jede Veränderung mit der Auseinandersetzung beginnt.  

Tag 4, Mittwoch 22. Juli 2015, die teilnehmenden AutorInnen und Interessierte sitzen gespannt um Monika Weissensteiner herum. Die Anthropologin und Aktivistin nennt Bahnhöfe ihren Arbeitsplatz und Flüchtlinge ihre Klientel; mit ihrer Kollegin berät sie Rückgeschobene, die nichts weiter als einen Zettel, den sie nicht verstehen können, in der Hand halten – dort steht auf Deutsch und Italienisch geschrieben, welche Möglichkeiten ihnen der Italienische Staat bietet. Und am Brenner geben sie geografische Aufklärung, viele glauben, schon im ersehnten Deutschland gelandet zu sein. 

Dabei wissen alle im Spiel – Polizei und Flüchtlinge – Grenzkontrollen werden sie nicht aufhalten; es steigt bloß der Grad der Illegalität. Das Europäische Asylsystem funktioniert nicht, den Polizisten fällt die Aufgabe zu, dessen Fehler zu regulieren – nach welchen Kriterien bleibt oft eine persönliche Entscheidung. Monika Weissensteiner erzählt, dass die Registrierung der Flüchtlinge in Italien nicht sorgsam durchgeführt wird, droht doch die Dublin-Verordnung, dass in dem Erstaufnahmeland ein Asylantrag gestellt werden soll. 

170.000 Menschen kamen 2014 aus nicht-europäischen Ländern wie Syrien, Afghanistan und Somalia nach Italien. “Dabei sind sie auf Schmuggler angewiesen, denn es gibt momentan keinen legalen Weg nach Europa zu kommen,” so Monika Weissensteiner. Eine Schwierigkeit dabei sind die gemischten Flüsse von Krisen- und Wirtschaftsflüchtlingen, die über das Mittelmeer nach Sizilien oder Lampedusa gelangen. Um asylberechtigt zu sein, muss die Flucht begründet werden, ohne Folternarben wird einem die individuelle Verfolgung von den Kommissionen oft nicht geglaubt

Monika Weissensteiner weiß aber auch von Unterstützung zu erzählen: Als letztes Jahr der Winter kam, wurde die Zivilbevölkerung aktiv, bat ihre Hilfe an, sammelte Kleidung und Essen. Doch längst ist nicht alles Potential der Hilfe und Ursachenbekämpfung ausgeschöpft, oft schneidet Korruption Geldern in der Zielgerade den Weg ab und Herkunftsländer von Flüchtlingen sind keine konstruktiven Ansprechpartner für die EU. Dennoch hat Europa die Möglichkeit durch transnationale Vernetzung Menschen ein Leben in Würde zurückzugeben.  

Auf dem Foto oben: Monika Weissensteiner (c) franzmagazine/Anna Luther

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