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June 7, 2015

Von “Ich will mich abreagieren” bis Tränchen-Sound: das war Full Tension Festival 2015

Nadja Röggla

Wir haben Hunger! Hunger auf mehr: Wir wollen feiern und tanzen, durchdrehen und abgehen. Füllt unsere Bäuche mit guter Musik, Poetryslams, Theater, egal womit. Hauptsache aufwachen. Egal wo und mit wem man redet, alle jammern: Hier ist zu wenig los. Und deshalb freut sich jeder auf Kurz- oder Langtrips nach Wien, Bologna oder noch weiter weg, wo mehr geht als Stiefelsaufen im Aprés Ski.

Und dann – Boom – vom 29. bis zum 31. Mai 2015 – auf dem Tagesmenü in der Industriezone: das Full Tension Festival. Hier gab’s was für Augen, Ohren und hungrige Mägen – ein Festival für jeden Geschmack. Die drei Tage waren facettenreich, bunt durchgemischt, für jede Altersklasse – vom “Ich will mich abreagieren” bis zum Tränchen-Sound, vom scharf gewürzten Freitag, mit international bekannten Bands wie Napalm Death und Anti Flag, bis zu italienischem Hiphop von Salmo am Tag danach.Full Tension Festival 2015 - BilderbuchAm Sonntag dann gab Uploadgewinner und Ex-Busker Jo Stockhölzer, mit deutschsprachigem Folk und “einem Hauch von Elektrizität” den Startschuss für den letzten der drei Festivaltage. Die konsequente LineUp ging weiter mit Junk Love, The Artificial Harbor, AnnenMayKantereit, Max von Milland, Juli und Bilderbuch. Die Wienerband, mit wasserstoffgefärbtem Herzeneroberer und Sänger Maurice Ernst, war natürlich das absolute Highlight des Abends. Wer von den Anwesenden vorher nicht schon Bilderbuch-Fan war, ist es spätestens jetzt. Auf die schicke Bühnenshow der Österreicher reagierte das Publikum mit umherfliegenden Gliedmaßen und insistierendem Zugabe-Flehen (das leider nicht erhört werden konnte).

Zu guter Letzt und ganz nach dem Motto: “Was auf den Tisch kommt, wird gegessen!”, wurde danach auch noch für Juli getanzt. Viel war hier aber leider nicht los – das Alpine Rock Festival Full Tension blieb ein Festival mit Privatkonzertcharakter. Auch wenn Stimmung und Qualität nichts einbüßten, (ganz im Gegenteil!). – Schade, vor allem für die Organisatoren.

Wer bei Hunger neben dem Buffet steht und trotzdem nichts isst, der darf sich später nicht beschweren. Das Gute daran: Niemand musste fremde Haare im Gesicht ertragen, Ellbogen ausfahren oder seine Blase quälen, um in der ersten Reihe zu stehen. 

Fotos: franzmagazine

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