Mehr oder weniger erholt von Tag 2 und gut gelaunt, starte ich diesmal pünktlichst zum Full Tension Festival. Beim dritten Anlauf klappt’s auch und ich bin sogar schon dort, bevor die erste Band spielt.
Jo Stöckholzer mit Band. Ich bin ja seit dem ersten BUSK großer Jo-Fan und hab ihn seither schon einige Mal live gesehen, aber leider noch nie mit Band. Am beeindrucktesten fand ich immer, wie ein Tiroler es schafft, so schön hochdeutsch zu singen. Mit Band ist das Ganze nochmals spannender und auch die zwei, drei neuen Lieder gefallen mir.
Dann geht’s weiter zu Junk Love. Auch hier kann ich nicht ganz unvoreingenommen berichten, da ich seit Jahren ein großer Junk-Love-Fan bin und versuche kein Konzert zu verpassen. Progressive Punk nennen sie ihren Stil. Der Sänger Flo hat die Gabe das Publikum mit seiner großartigen tiefrauen Stimme und seiner gleichgültig-abgebrühten Art zu verzaubern. Der Südtiroler Pete Doherty könnte man sagen. Was leider heute auffällt, dass der Sound auf der Monster Stage nicht so gut eingestellt ist wie die Tage zuvor, was schade für die Bands ist, die heute dort spielen.
Dann wieder zur großen Bühne zu AnnenMayKantereit. Die Band mit dem ewig komplizierten Namen und dem Sänger mit der Wahnsinns-Stimme – vor allem für sein zartes Alter, der sich für Songs auch mal an’s Klavier setzt (gibt auch den passenden Song dazu: “Barfuß am Klavier”) oder zur Melodica greift. Die Texte finde ich ebenso sehr spannend. “Nicht nichts” beruht zum Beispiel auf einem Gedicht von Erich Fried.
Heute ganz schön stressig, fällt mir dann auf. Wenn alle Bands so gut sind und man sie von Anfang bis Ende sehen möchte, pendelt man ständig zwischen den beiden Bühnen hin und her und hat keine Sekunde Verschnaufpause. Aber wer will sich schon über gute Musik am Stück beschweren?!
Es folgen: The Artificial Harbor. Auch sie haben eine Uploadsoundsgeschichte, denn sie waren letztes Jahr dabei und haben vor Kurzem auch ihre neue EP released. Ruhiger, gemütlicher Sound, der sich Indie-Folk nennt.
Dann ist es endlich soweit, das lange Warten hat ein Ende: Bilderbuch, BILDERBUCH, Bilderbuch! Nachdem im November 2014 schon keine Karten mehr für ihr Wienkonzert im April 2015 zu kriegen waren, hab ich mich wahnsinnig darüber gefreut, dass ich die Möglichkeit habe, sie am Full Tension Festival live zu sehen. Und sie haben alle meine Erwartungen bei Weitem noch übertroffen. Ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Einfach: WOW! Schon lange nicht mehr dermaßen mitgegangen und mitgegrölt bei einem Konzert, vielleicht das letzte Mal eh bei den Deftones beim Full Tension Festival 2013.
Sound und Performance: der Hammer! Sehr genial der lässig laszive Tanzstil von Sänger Maurice – jetzt kann ich auch den immer wieder auftauchenden Falco-Vergleich verstehen. Neben ihren Klassikern wie “Maschin”, “Plansch”, “Spliff” oder “Om”, sind auch alle anderen Songs sehr mitreißend und machen es sehr schwierig, vor der Bühne einfach nur ruhig rumzustehen. Im großen Vergleich der zwei aufstrebenden Bands in Österreich gewinnen sie bei mir haushoch gegen Wanda. Und das Schöne, die sind nicht nur musikalisch großartig, sondern auch noch sympathisch. Nach dem Konzert stehen sie ewig am Merch-Stand, signieren eifrig Platten und CDs und plaudern mit den Fans. Als ich dem Gitarristen sage, wie cool ich das finde, weil sie die einzige Band am ganzen Festival sind, die nach dem Konzert noch rausgekommen ist, krieg ich die Antwort: “Ja, wir haben uns gedacht, was sollen wir da hinten alleine unter uns, da kommen wir doch lieber mal raus!” Wie gesagt, sympathisch auch noch!
Leid tut mir, dass ich Max von Milland in meinem Bilderbuch-Platten- und Maschin-Rucksack-Kaufrausch nur am Rande wahrgenommen habe, da er wirklich sehr hörenswert sein soll, wie mir einige FestivalbesucherInnen bestätigen.
Zu Juli hab ich es dann auch nur gerade zum letzten Song “Die perfekte Welle” nach Vorne geschafft, um noch ein bisschen aus Nostalgiegründen mitzugrölen. Aber nach Bilderbuch kann einfach nichts mehr mithalten.
So, das war sie, meine 3-Tage-Festival-Berichterstattung. Und nächstes Jahr: Kommt einfach selber vorbei!