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May 27, 2015

Bespitzelt: Le opzioni rilette – Die mitgelesen Briefe

Mauro Sperandio
Kunigunde Weissenegger

Laut dem Historiker Eric Hobsbawm gilt das 20. Jahrhundert auch als “Kurzes Jahrhundert und zwar aufgrund der Dichte an dramatischer und folgeschwerer Ereignisse, die es zeichneten.
Wenn wir schnurstracks auf Tuchfühlung mit der Geschichte dessen gehen, was aktuell als Südtirol bezeichnet wird, kommen wir nicht umhin, die tiefen Wunden zu bemerken, welche die Optionszeit hinterlassen hat.

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Zwischen 1939 und 1943 sollte sich die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung der Provinz Bozen entscheiden, ob sie bleiben – und auf die eigene Sprache und Identität verzichten – oder ins Deutsche Reich auswandern – und einen Kompromiss akzeptieren – wollte.

Von diesen Ereignissen, inklusive strikter Geschichtsanalyse sowie ZeugInnenberichten, handelt das Buch Le opzioni rilette – Die mitgelesen Briefe, herausgegeben vom Kulturverein La Fabbrica del Tempo/Die Zeitfabrik. Der Band versammelt interessante Betrachtungen zum Thema auf Deutsch und Italienisch in Form von Briefen, welche die faschistische Zensur abgefangen und ins Italienische übersetzt hat – die Originale auf Deutsch sind verschollen. 

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Aufmerksame Lesende werden die abwechslungsreichen Beiträge und vielfach komplexen Überlegungen zu schätzen wissen – die durchaus ihre Berechtigung haben, um die Geschichte eines gequälten Gebietes ausführlich beschreiben zu können. Alles in allem eine ehrliche Analyse, die Zeit zum Verdauen benötigt, um ganz zu wirken. 

Le opzioni rilette – Die mitgelesen Briefe, herausgegeben von Ulrike Kindl, Fabrizio Mori, Patrick Rina, Tiziano Rosani und Patrizia Volgger. La Fabbrica del Tempo/Die Zeitfabrik, Bozen 2015.

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