Music

May 8, 2015

Von Rittner Rutschbahnen und HipHop Klischees: Homies 4 Life im Interview

Nadja Röggla

Bling-Bling-Goldkettchen, zensierte Textzeilen und coole Posen unter der Champagner-Dusche. Das ist wahrer HipHop. So lautet zumindest das Klischee. Ihnen ist das egal. Die Homies 4 Life sind anders. Sie machen Wortspiele über Wahlprogramme, rappen über besseren Umgang mit Alkohol und plädieren für mehr Love. Sie wollen aufrütteln, aufwecken und lassen sich in keine Schubladen pressen. Die Rittner Band gibt es schon seit 2005, seitdem haben sie bereits fünf Alben (Worte wie Patronen, Guess who’s back, Der Rapper, MundArt und Augen au) mit selbstgeschriebenen Songs produziert. Wir haben die vier Vorbildjugendlichen, besonders MP, interviewt.

Wer seid ihr, beschreibt euch kurz selbst.

Wir sind eine vierköpfige Band, bestehend aus drei Rappern – MP, Gesta und Destroya – und dem DJ DjDave, die es seit Ende 2005 gibt. Inzwischen haben wir 5 Alben veröffentlicht und immer noch sehr viel Spaß an der Musik.

Eure Texte regen zum Nachdenken an. Was wollt ihr mit eurer Musik bewegen? Habt ihr Themen, die euch besonders wichtig sind?

Genau das. Wir schreiben kritische Songs, damit wir Leute zum Nachdenken bringen und sie sich mit gewissen Themen, wie z. B. Rassismus und Ausländerhetze, auseinandersetzen und sich eine eigene Meinung bilden. Wir würden uns wünschen, dass die SüdtirolerInnen die kulturelle Vielfalt als Chance sehen und nicht jeden, der eine andere Sprache spricht oder eine andere Hautfarbe hat, unter Generalverdacht stellen. Seit ich in Wien lebe, fällt mir umso mehr auf, wie viele Vorurteile es in Südtirol (immer noch) gibt.Kritische Stimmen behaupten eure Texte wären zu soft für die harte Welt der HipHopSzene. Was meint ihr dazu?

Das höre ich zum ersten mal. : ) Dass es in Raptexten um Waffen, Frauen und Geld gehen müsse, ist so ziemlich das älteste Klischee, mit dem Rap behaftet ist. Wie glaubwürdig wäre es schon, wenn wir über ein “Ghetto” am Ritten erzählen würden. Ich kann jedem, der glaubt, dass unsere Texte zu “soft” sind, unseren sarkastisch-ironischen Song “Südtiroler Gangsta” empfehlen. Wir bleiben uns selbst lieber treu, als uns in irgendeine Schublade pressen zu lassen und sehen das ganze mit Humor.

Wählt mi“, so der Titel einer eurer Songs. Was wären die Punkte auf eurem Wahlprogramm?

Im Song “Wählt Mi” machen wir hauptsächlich scherzhafte Vorschläge, wie eine Rutschbahn vom Ritten nach Bozen. Aber wenn wir ein Wahlprogramm zusammenstellen müssten, wären die Punkte darauf, wahrscheinlich eine Kürzung der Politikergehälter, eine stärkere Unterstützung für Kulturvereine – wie dem Ost-West-Club in Meran – und, was mir persönlich noch sehr wichtig wäre, ist die Unterstützung von Flüchtlingen, die in Südtirol ankommen, da diese in den meisten Fällen zwar nicht in Italien bleiben wollen, aber trotzdem das Land nicht verlassen dürfen. Flüchtlinge, wie das Wort schon sagt, kommen ja nicht zwangsläufig freiwillig zu uns, sondern mussten aufgrund verschiedenster Umstände aus ihrem Land fliehen. Diese Menschen zu betreuen und ihnen zu helfen, ihr Ziel zu erreichen, wäre mir sehr wichtig.Ihr spielt in den kommenden Monaten, auf Festivals in ganz Südtirol, unter anderem auch beim Full Tension Festival (am 30.5.) in Bozen. Was ist, eurer Meinung nach, der Grund für den Erfolg von Homies4Life?
 
Ich glaube, dass unser Erfolg hauptsächlich damit zu tun hat, dass wir immer noch lieben, was wir tun. Nach fast 10 Jahren als Band versuchen wir immer noch uns zu steigern und Neues auszuprobieren. Wir stecken sehr viel Zeit in unsere Musik und lieben es nach wie vor, live zu spielen. Das kann man, glaube ich, bei unseren Auftritten auch sehen!

Foto: Christian Mahlknecht: Homies4Life @ Ost West Club Meran

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There is one comment for this article.
  • Signoure · 

    S problem bo politischer musi isch holt, doss man drmit so guat wia lai lait erreicht, dei uan souwisou zuastimmen. A Kommunist weart z.B. unwohrscheinlich bo an Rechtsrockevent auftauchn und sich deren Argumente ounhearn.
    Zudem brauchts bo sette Themen Diskussion (mitn finger of jemand zoagn und gemeinsom fluachn isch easy), dei bo Musi eher lai beding vorkimp bzw. vorkemmen konn.
    Und ischs nit vlt. a Missbrauch fo Kunst, selbige zu instrumentalisieren?
    Nix desto trotz isch di Ounregung fo Jugendliche zur kritischen Betrochtung der Dinge sicher zu befürworten.

Archive > Music