Bozner Filmtage 2015. Day 2+3:
Posterboys und große Namen

Nach dem Auftakt am Mittwoch bist du am Donnerstag mitten drin: Ich würd sagen, es ist der intensivste aller Festivaltage. 2015 ist der zweite Festival-Tag der Elser- und Goisern-Tag. Große Namen, gespanntes Publikum. Die Elser-Crew treffen wir zum Gespräch im Laurin: “Dieser Mann hat die Augen aufgemacht,” meint der Regisseur Oliver Hirschbiegel (u. a. auch “Der Untergang”, “Das Experiment”).Die Elser-Crew – vor + hinter den Kulissen + Kameras – on stage nach der Vorführung

Hinschauen, nicht zur Tagesordnung übergehen – natürlich sei diese Attitüde auch heute mehr als aktuell. “Elser – Er hätte die Welt verändert“, so der vollständige Titel des Spielfilms, der die wahre Geschichte des Schreiners und Hitler-Anschlägers Georg Elser aus Königsbronn in Schwaben erzählt, ist ein Film made in Südtirol (von der BLS mit 500.000 Euro gefördert). 

Lissy Pernthaler mit Elser-Kollege Christian Friedel

Drehorte waren unter anderem der Mendelpass oder die Veranda des Bersaglio in Meran, die Szenen im Bürgerbräukeller wurden in Terlan gedreht. Lissy Pernthaler, Gerti Drassl (auch “Ma folie”), Anna Unterberger und Valentina Repetto stehen neben 120 KomparsInnen aus Südtirol und Hauptdarsteller (und Woods-of-Birnam-Sänger – hätten übrigens beinahe, aber eben nur beinahe in Bozen konzertiert) Christian Friedel vor der Kamera. Am Abend im Kino dann Vorstellung mit allen Beteiligten, besonders den SüdtirolerInnen vor und hinter den Kulissen und Kameras, samt LH und BLS und Posterboy Martin Larentis – Komparse und das Gesicht auf den Filmplakaten. Elser-Posterboy  Martin Larentis

Zurück ins Laurin: Kurze Pause und es folgt das Gespräch mit Hubert von Goisern, Produzent Kurt Langbein und Marcus H. Rosenmüller, Regisseur des filmischen Portraits “Hubert von Goisern – Brenna tuat’s schon lang” über den Musiker. Hubert von Goisern ist locker, lässig drauf wie immer. Auf die Frage, ob er mit seinen Gegnern im Dorf Frieden geschlossen hätte, meint er: “Meinen Frieden hobi gschlossn, ober di Hond honi ihnen nia gebm… …wenni in Film sieg, donn kanntin afn Mond schiassn, weil des sein auf irgnd a Weise Taliban… …di meistn sein gstorbm…” “…und donn hob i mir docht: so und jetzt spring i ihnen mitm Orsch ins Gsicht.” Und: “Tradition ist lang missbraucht worden. Di besten Musiker sind in der Nazi-Zeit umgebracht worden…” Er habe es geschafft, sich den Film bisher drei Mal anzuschauen und jedes Mal kämen sehr viele Emotionen hoch – verständlich bei einem bewegten Leben komprimiert auf 90 Minuten. Recht viel öfter werde er sich den Film nicht ansehen…Die Goisern-Crew im Laurin 

Freitag geht’s zwar auch hoch her – Tobias Moretti (Tiroler aus Gries am Brenner, “Hirngespinster” + zukünftig: “Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit“) is inda house und on screen und mit Susanne Barta im Gespräch, die Jury tummelt sich emsig in die Vorstellungen, alle sind neugierig, welche Filme es wohl machen werden…, alle Abend- und Nacht-Vorstellungen sind ausverkauft –, aber alle scheinen angekommen zu sein, die Stimmung ist chillig und mensch nimmt sich Zeit, auch mal “unwichtigere” Gespräche zu führen und Dinge zu tun… An Tagen wie diesen kann es dir auch passieren, Tobias Moretti aka Komissar Rex aka Joe in Mitterers “Piefke Saga” die Hand zu schütteln oder ein Foto mit ihm zu knipsen, mit IFFI-Direktor Helmut Groschup zu fachsimpeln, die Telefonnummer von Hannes Lang (im Wettbewerb mit dem Dokumentarfilm “I want to see the manager” – go for it) zu ergattern, mit Tizza Covi (“Der Fotograf vor der Kamera“) zu schwatzen, Simon Jaquemet (“Chrieg”) zuzuwinken, mit Aldo Mazza über “Il viaggio di Marco Cavallo” zu plaudern oder mit den Festival-MacherInnen Helene Christanell, Martin Kaufmann und Antonella Arseni anzustoßen… So geballt, passiert das nur bei den Bozner Filmtagen. Wer weiss, was Samstag und Sonntag los sein wird…