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April 23, 2015

HomeGrown Reviews: Zeit der Kannibalen

Marianna Kastlunger

Titel: Zeit der Kannibalen

Regie: Johannes Naber

Worum geht’s?  Aus dem Tagebuch erfolgreicher Unternehmensberater. Die Herren Öller und Niederländer jetten im Auftrag einer ominösen “Company”  in die günstigsten Human-Resources-Länder der Welt. Ihre Hauptaufgabe: den Bossen vor Ort einfach so nebenbei mitzuteilen, dass Investments in Millionenhöhe doch lieber woanders fließen werden. Die beiden sind richtig arschige Ehrgeizler, und machen ihren Job souverän. Und spekulieren auf Beförderung. Die kriegt aber Teamkollege Hellinger. Unverdient, wie sie finden. An seine Stelle rückt die hochmotivierte Bianca nach. Die Gruppendynamik ändert sich. Dann bringt sich Hellinger um und die Neurosen wuchern richtig los.

Umwerfend: Öller’s Frau will mit dem dreijährigen Sohn zu einer Masernparty. Und mag auswaschbare Tampons. Ein tolles Paar.

Kleiner Wehrmutstropfen: Das Schwanken zwischen Schadenfreude oder Enttäuschung über das Ende. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Applaus für: Dem Trio  Devid Striesow, Sebastian Blomberg und Katharina Schüttler kauft man das Motto “Zuerst das Fressen, dann die Moral” sowas von ab! Traumbesetzung.

Absolutes must-see für…  Kapitalismusfans und Kapitalismusskeptiker

Wohlerwogenes Urteil: Wozu Skrupel haben, wenn Effizienz und Quartalszahlen das Gebot der spätkapitalistischen Stunde ist? Es ist ein zynischer Riesenspaß, den drei Kannibalen beim Durchdrehen zuzuschauen; wie sich abrupt alles wieder schön einpendelt, das bisschen Reue rasch vergessen und schön weiter intrigiert wird. Das schnelle Wechselspiel erinnert an Theaterstücke á la “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?”; die immer ähnlich designten Luxushotelzimmer liefern eine sichere, aber klaustrophobische Bühne für eine richtig fiese Groteske. 

Zu sehen: Im Filmclub (z. B. 23.4. H 20.30 + 26.4. H 21.00)

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