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March 9, 2015

Sara Welponer: Illustratorin + Übersetzerin unsichtbarer Ebenen + Gedanken

Kunigunde Weissenegger

Körper, denen Tiere entsteigen. Tiere, die überschäumen von Pflanzen. Pflanzen, die Menschen durchfluten. Menschen, die sich aus Elementen und Mineralien zu Körpern formen… In Sara Welponers großformatigen, von Licht und Geist durchfluteten Zeichnungen und Bildern findet Verwandlung statt. Metamorphose und Symbiose als fünftes Element einer Schattenwelt im Wachzustand: Landschaften verlebendigen sich, Geister nehmen Formen an, Menschen halten inne und formen sich zu gefalteten, in die Tiefe gehenden Steingebilden. 

Nachtgarten” nennt sich die aktuelle Ausstellung von Sara Welponer, die bis 6. April 2015 im Kulturzentrum Tublà da Nives in Wolkenstein zu sehen ist und ihr Schaffen der letzten Jahre zeigt.

Geboren ist die Ideenwandlerin in einer dreisprachigen Grenzregion, am westlichen Ende der Alpen – in Aosta – und aufgewachsen in einer anderen dreisprachigen Grenzregion, im nördlichen Teil der Alpen – in Gröden. In St. Ulrich hat sie die Kunstschule besucht, später in Mailand die “Scuola del Fumetto”, eine Schule für Comics, Illustration und Zeichentrickanimation. “Ich habe 20 Jahre als freischaffende Illustratorin gearbeitet, Bilderbücher veröffentlicht und an Schulen unterrichtet. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich vorwiegend mit persönlichen Projekten, was ich auch in Zukunft machen möchte,” meint die Künstlerin. Nun lebt und arbeitet sie in St. Ulrich. Ihre Arbeiten waren bereits in Italien, Litauen, USA, Äthiopien, Japan, Deutschland und den Niederlanden zu sehen. 

Ein Gedankenaustausch mit Sara Welponer über die Faszination des Zeichnens, den Blick nach Innen und das Chaos der Fäden, aus dem Motive und Formen entstehen…

“Nachtgarten” heißt die Ausstellung in der Galerie Tublá da Nives in Wolkenstein. Warum dieser Titel? 

Ich fand diesen Titel treffend, um die Kehrseite des alltäglichen Lebens zu bezeichnen – einen Bereich, zu dem Träume, Wahrnehmungen und Intuitionen gehören, welche mir als Inspirationsquelle dienen und sogar mein Leben im “Wachzustand” beeinflussen. Manchmal vergleiche ich diesen Bereich mit der Rückseite einer Strickarbeit: das Chaos der Fäden aus dem Motive und Formen entstehen, die erst auf der Vorderseite verständlich werden.Sara Welponer - NachtgartenWie bist du zum Zeichnen gekommen? 

Soweit ich mich erinnern kann, habe ich schon immer gezeichnet. Als Kind hauptsächlich aus Spaß und als Spiel. Mit der Zeit wurde das Zeichnen immer mehr zur Möglichkeit, meinen Gedanken Ausdruck zu geben und damit meine Wahrnehmung der Welt zu analysieren und erfassen zu können.

Was fasziniert dich daran?

Wenn man eine Idee festhalten möchte, kritzelt man sie mit wenigen Linien auf ein Stück Papier. Beim Erklären eines Projektes bedient man sich oft der Zeichnung, um es deutlich und fassbar darzustellen. Das Zeichnen und insbesondere das Skizzieren ist fast immer der erste Schritt, um eine Vision oder eine Idee in der materiellen Welt umzusetzen.
Es ist die geeignete Kommunikationsform, um so etwas wie eine Übersetzung aus der unsichtbaren Ebene der Gedanken und Ideen zu ermöglichen. Aber nicht zuletzt gibt es auch die Freude am Zeichnen an sich.

Worauf legst du in deiner Arbeit wert?

Ich arbeite am Liebsten mit einfachen und unaufwändigen Materialien, Bleistift und Papier, losen Pigmenten, Tempera usw.
Das Zeichnen ist mein bevorzugtes Medium und doch versuche ich mich nicht auf etwas Bestimmtes zu spezialisieren. Auch wenn ich so ziemlich Detailverliebt bin, vermeide ich jeglichen Automatismus und lasse in meinen Bildern bis zum Letzten den Freiraum für die Improvisation.
Dazu finde ich es noch sehr wichtig – was die Thematiken angeht, nicht in fatale Aktions- und Reaktionsspiele – egal welcher Natur, ob politisch oder gesellschaftlich – gefangen zu bleiben.
Das bedeutet für mich, psychologisch und schöpferisch Eigenständigkeit zu haben.Sara Welponer – AhninWas beschäftigt dich? Was reflektierst du in deinen Zeichnungen…?

…die Verantwortung, dem eigenen Weg und dem eigenen dáimōn zu folgen, um das zu sein, was man ist. Die Faszination für andere Lebens- und Seinsformen.

Du illustrierst auch Bücher und erfüllst andere Auftragsarbeiten: Wie unterscheidet sich die freie künstlerische Arbeit von der beauftragten?

Hauptsächlich in der Vorgehensweise und Thematik. Beim freien Arbeiten richte ich meinen Blick nach Innen; es gibt keinen Zeittermin, keine technischen Bedingungen, kein Target oder Publikum, das es zu berücksichtigen gilt. Ich fühle mich einzig und allein meiner Vision gegenüber verpflichtet.

Woran arbeitest du zur Zeit? Was kommt als Nächstes?

Ich arbeite an weiteren Zeichnungen und Bildern – und wer kann schon sagen, was kommt… 

NACHTGARTEN von SARA WELPONER
bis 6. April 2015 im Kulturzentrum Tublà da Nives in Wolkenstein 
Mo+Di+Fr 16–19 | Mi+Do+So 10–12 + 16–19 

Zeichnungen + Illustrationen im Artikel von Sara Welponer

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