Culture + Arts > Performing Arts

January 26, 2015

Parolen einer Terroristin: Chiara Fumai @ Museion Bozen

Kunigunde Weissenegger

Mit Chiara Fumai kam ich Ende August 2012 auf der documenta13 in Kassel in Berührung: Ich erinnere mich an ein Hexenhaus (die Gebrüder Grimm lebten lange in Kassel) mit zugenagelten Fenstern im idyllischen Karlsaue Park, an Blümchentapete und Stickdeckchen über in Brocken gehauene Bücher und Regale, an Collagen, Frauenbilder, Frauenstimmen. Ich erinnere mich, dass mich ihr Moralisches Ausstellungshaus, wie sie diese Arbeit nannte, fesselte und irritierte. 

In vielen ihrer Arbeiten setzt sich Chiara Fumai mit historischen Frauenfiguren sowie dem Bild der Frau in der Gesellschaft auseinander. Nach Südtirol kommt die in Rom geborene und in Brüssel lebende und schaffende Performance-Künstlerin ab 30. Jänner 2015 als Ulrike Meinhof: In der Figur der Journalistin und Terroristin führt sie durch die Ausstellung “Die Zukunft kann nur den Gespenstern gehören” von Rosella Biscotti (an 8 Tagen in den Monaten Jänner bis April, am Ende des Artikels mehr dazu). Neben der Performance präsentiert die Künstlerin auch ein Wandbild, das Szenen aus dem 16. Jahrhundert Gegebenheiten des 20. Jahrhunderts gegenüber stellt. – Reproduktion von Wissen – auch dies eine Fragestellung, mit der sich Chiara Fumai in ihren Arbeiten oft konfrontiert. Wir haben mit der Live-Performance-Künstlerin über ihr Schaffen und ihre Arbeit für den Museion Project Room gesprochen. 

Am 30. Jänner eröffnest du mit “Der Hexenhammer” den Project Room für die Saison 2015 im Museion Bozen. Dafür hast du dich mit unseren Gegebenheiten beschäftigt. Was hast du Interessantes entdeckt?

Chiara Fumai: Ich bin eben (25.1.) mit der Gestaltung des Raumes fertig geworden und beginne nun mit den Proben für die Performance, also hatte ich noch wenig Zeit, mich mit Bozen und Umgebung zu beschäftigen. Der Hexenhammer ist eine Site-specific-Arbeit, die sich mit den Gegebenheiten einer anderen Künstlerin im Museion, nämlich Rossella Biscotti, auseinandersetzt. Dabei wird von mir nicht der Raum im physischen Sinn bearbeitet, sondern der kulturelle Kontext. Mein liebstes Medium ist die Information: Ich werde durch die Ausstellung führen. 

Worauf sollten sich die BesucherInnen gefasst machen?

Auf eine Performance in der Form einer Führung, auf ein altes Grimoire (Zauberbuch) als Wandbild, auf die Kanalisierung eines Geistes, auf die Parolen einer deutschen Terroristin und auf die Präsentation meines medial geschriebenen Drehbuchs. 

Welche Einzelheiten sind für dich als Künstlerin bei der Umsetzung deiner Projekte wichtig?

Ich würde eher von Aspekten als von Einzelheiten sprechen. Ich kann diese Frage nicht beantworten – alles ist wichtig bei der Erarbeitung und Ausführung einer Performance. Selbstverständlich muss mensch extrem konzentriert und total frei von jeglichen kulturellen Stereotypen sein. In den Tagen vor einer Performance – besonders wenn es sich um die erste Aufführung handelt – kommt es oft vor, dass ich mich isoliere und mit niemandem reden möchte. Es ist, als ob diese Absonderung vom Rest der Welt mich auch mental abdichtet. Dieser Zustand gefällt mir sehr: die Verwandlung in ein Kunstwerk.  

Die Performance mit Chiara Fumai findet in italienischer Sprache, bei freiem Eintritt statt, Vormerkung ist erforderlich: visitorservices@museion.it, Tel. 0471 223435: Freitag, 30.1.2015, 18 H; Samstag, 31.1.2015, 15 H; 5. und 19.2.; 12 . und 19.3. + 9. und 16.5., 18 H. Das Wandbild im Project Room kann während der Öffnungszeiten des Museion besichtigt werden: Di–So 10–18 H, Do 10–22 H.

Aufmacherfoto: courtesy of the artist

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