“A Parisian Winter Tale”, made by hand von Salon Alpin, *in Südtirol

Schneeflöckchen fallen vom Himmel, es ist kalt, Menschen hasten durch die Straßen, alles ist weiß… Eine junge Frau bückt sich nach etwas, das unscheinbar am Bordsteinrand liegt… Und die Geschichte nimmt seinen schicksalshaften Lauf: “A Parisian Winter Tale” – mit einem dreiteiligen Wintermärchen legt der Hersteller hochwertiger Schreibgeräte, Armbanduhren, Schmuck und Lederwaren Montblanc seine diesjährige weltweite Weihnachtskampagne auf. Geschrieben hat die Geschichte die bekannte französische Schriftstellerin Tatiana de Rosnay. Für Design, Produktion, Storyboard, Kamera und Finishing zeichnet eine Produktionsagentur mit Wurzeln in Südtirol und Sitz in Wien und Lissabon verantwortlich: Salon Alpin heißt das Kreativstudio und dahinter stecken vor allem Philipp Comarella und Simon Griesser. 

Getreu dem Montblanc-Motto “made by hand” wurde vom Salon-Alpin-Team die gesamte Wintermärchen-Produktion auch von Hand gestaltet und ausgeführt. Die kreativen Köpfe des gesamten Wintertale-Inhouse-Produktionsteams heissen: Daniela Leitner, Ana Oliveira, Anna Bärtsch, Philipp Comarella, Simon Griesser, Joao Faria, Vitor Estudante und Bruno Caetano. Einen von ihnen, Philipp Comarella, haben wir uns geangelt und näher befragt. 

Philipp, woran denkt man, wenn man so eine Weihnachtskampagne produziert?

Man denkt: Wieso muss ich mich jetzt schon mit Weihnachten beschäftigen, es ist doch erst AUGUST!!Wie kam es zum Auftrag für Montblanc und der Zusammenarbeit mit Tatiana De Rosnay?  

Mitte Sommer 2014 wurde ich vom Kreativchef von Scholz & Friends aus Berlin angerufen, um eine mögliche Zusammenarbeit für die heurige Weihnachtskampagne von Montblanc zu besprechen. Die Agentur hatte es geschafft, die Luxusmarke als neuen Kunden zu gewinnen und waren nun auf der Suche nach einem vertrauenswürdigem Produktionsstudio für gestalterische Umsetzung einer Weihnachtskampagne. Scholz&Friends kannte unseren Stil und die Qualität von früheren gemeinsamen kleineren Projekten und war bereit, uns das Projekt anzuvertrauen. Der Produktionsauftrag ging an uns, Salon Alpin, und die Papierkünstlerin und Character Designerin Daniela Leitner aus Wien. (A. d. R.: Eine Character Designerin oder Figurendesignerin gestaltet und setzt eine Figur visuell-grafisch um.) Die Schriftstellerin  Tatiana de Rosnay wurde ebenfalls eingeladen, die Kurzgeschichte zur Weihnachtskampagne zu schreiben. Diese Geschichte sollte uns als Script für unsere Szenen dienen.

Erzähl uns etwas über die Umsetzung: Was waren die Vorgaben? Wie habt ihr gearbeitet? 

Die Vorgaben waren Papier, kein 3D, mindestens 4 Einstellungen für das Intro und 12 Einstellungen für das Pariser Wintermärchen. Gestalterisch sowie stilistisch waren uns kaum Vorgaben oder Limits gesetzt. Nur schön charmant und weihnachtlich musste es sein, klar. Produziert wurde vorerst Ende August zwei Wochen in Wien. Mit einer Serie von Konzeptskizzen und Storyboards mussten wir unsere Ideen sowohl der Agentur als auch der Marketingleitung von Montblanc verkaufen. 
Wirklich ans Papier ging es dann erst in unserem Studio in Lissabon: Insgesamt arbeitete ein Team von 6 Leuten 6 Tage die Woche über 2 Monate bei einem Tagesrhythmus von mindestens 12 Arbeitsstunden pro Tag um alle Shots bis Ende Oktober unter Dach und Fach zu bringen.Was waren die Herausforderungen? – Ist das alles Papier…?  

Die größte Herausforderung war mit Sicherheit der Zeitfaktor. Sobald alle Shots in Form von Skizzen und 3D-Pre-Visualisierungen dem Kunden vorgelegt worden waren, hatten wir nach der Freigabe pro Papierszene nicht mehr als jeweils 1,5 Arbeitstage für die Umsetzung. Alles musste somit parallel laufen.  Während das Aufnahme- und Beleuchtungsteam an Shot 1 arbeitete, musste das Papier-Produktionsteam schon an Shot 2 und 3 arbeiten. Es wurde sehr viel gebohrt, gehämmert, geklebt, gesägt, schnitten.
Sehr großes Lob an die Character Designerin Daniela Leitner, die im Tagestakt insgesamt über 12 Papierfiguren entworfen und umgesetzt hat. Ihre Arbeit war sicher ein tragender Bestandteil für die gelungene Arbeit. Kamerabewegungen wurden mit Hilfe einer motorisierten Dolly-Achiene und -Drehbühne inszeniert. CameraRig, Focuspuller und Motion Control wurde speziell für uns angefertigt – auch hier großen Dank an an Vitor Estudante. 
Es war eine durchaus stressige und anstrengende Zeit, da will ich nicht lügen. Alle Szenen sind gänzlich aus Papier gebaut, ohne Zusatz von 3D-Elementen oder Nachbearbeitung. Manche Szenen waren bis zu 6 Meter lang, um eine ideale Tiefe und Perspektive zu schaffen. Allein der Schnee wurde über die Aufnahmen digital gelegt und so geartet, damit sie die Kamerabewegung nachahmen. Nach den Kurzfilm Much Better Now ist es unsere 2. Arbeit, die sich intensiv mit dem Medium Papier beschäftigt.

Wenn bei euch Weihnachten schon im August war, was passiert dann nun im Salon Alpin? 

Wir haben gerade eine ganz andere Baustelle: voll und ganz 3D, Sci-Fi, episch und hektisch. Derzeit sind wir damit beschäftigt, die 2015-Version des Opening Trailer für das weltweite Videogame-Braodcasting-Produkt “Starcraft 2 World Champion Series” umzusetzen. Die Arbeit von 2014 ist bei der Video-Game-Community und bei den Exports-Begeisterten sehr gut angekommen. Der Trailer und das Key-Vsiual wurden heuer mit dem Austrian Computer Graphics Award in den Kategorien best Commercial und Best Still ausgezeichnet.