Kauf dir einen Bunker: die unkriegerische Nutzung ehemaliger Verteidigungsanlagen

Im Frühjahr und Sommer 2012 haben wir von franzmagazine in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol und dem Bunkerologen Heimo Prünster das Thema Bunker aufgegriffen und in 3 Teilen analysiert: In einem 1. Teil sind zunächst zum Themenschwerpunkt verschiedenste Stellungnahmen online gegangen. In einem 2. Teil ist der Architekt und Bunkerologe Heimo Prünster in einer Vertiefung näher auf Verteidigungsanlage Bozen Süd eingegangen. Als 3. Teil haben franzmagazine und die Architekturstiftung Südtirol am Donnerstag, 12. Juli 2012 um 19 Uhr in der Museion Passage in Bozen einen runden offenen Tisch zum Thema Bunker organisiert und mit Interessierten über Möglichkeiten, Wirklichkeiten und Methoden im Umgang mit derartigen und ähnlichen Strukturen zu diskutiert. Denn das Thema und im Besonderen der aus ihnen bestehende italienische Alpenwall sind bisher ein äußerst dürftig dokumentiertes und diskutiertes Thema. Welche spezifische Rolle soll solchen und ähnlichen Relikten in Südtirol zukommen? Welcher Umgang mit ihnen erscheint im heutigen Kontext sinnvoll? Welche kulturellen Potentiale liegen diesen Bauten inne?

2013 haben sich auch die Journalistin Anita Rossi und der Filmemacher Peter Obexer dieses Themas angenommen. Ihr Dokumentarfilm “Kauf dir einen Bunker.Wie ehemalige Verteidigungsanlagen heute genützt werden.“ wird heute, 10.11.2014 um 20.20 Uhr endlich (fertig gestellt wurde er im Dezember 2013) auf Rai Südtirol ausgestrahlt. Zu Wort kommen Zeitzeugen, Historiker, ehemalige Alpini-Soldaten, Bunker-Fans, Beamte der Landesverwaltung als Verwalter der Bunker und private Bunker-Besitzer.

Die Südtiroler Bunker sind Zeugen einer dunklen, kriegerischen Zeit und erzählen spannende Geschichten. Bombensicher sollten sie feindlichen Angriffen trotzen. Jahrzehnte lang waren diese Ungetüme aus Stahlbeton für die Bevölkerung tabu, selbst für AnrainerInnen und Nachbarn. Heute hingegen erlauben sie Einblicke in eine Periode lähmender Angst. Was sie in ihrem Inneren versteckt haben und wovor sie schützen sollten, aber auch, was mit ihnen heute geschieht, zeigt die Dokumentation “Kauf dir einen Bunker“ von Anita Rossi und Peter Obexer auf. 

Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zerfall des Ostblocks wurden die martialischen Anlagen bedeutungslos. Das italienische Militär trat schließlich 350 Bunker an das Land Südtirol ab. 20 davon stehen unter Denkmalschutz, die restlichen wurden verkauft, an Bauern und Künstler, an Wein-, Sekt- und Whiskyhersteller, aber auch an Gemeinden vergeben, um dort Museen einzurichten.