Music

October 18, 2014

Blues + schräge Sachen: Steinegg Live Festival

Kunigunde Weissenegger

Das Steinegg Live Festival wird 2014 volljährig: Seit 18 Jahren versuchen die FestivalmacherInnen ein exklusives musikalisches Programm zu gestalten und gewichtige Musiklegenden auf den Berg etwas nördlich von Bozen zu holen. Und es gelingt ihnen eindeutig – sogar ein Rolling Stone war schon Teil des Festivals. Gar einige Male waren sie auch imstande als Veranstalter eine bestimmte Band in Südtirol erstmals auftreten zu lassen. Wie damals vor beinahe zwei Jahrzehnten alles gestartet ist, warum überhaupt in Steinegg und dass das Kaff selbst in den Pubs von New Orleans bekannt ist, erzählt uns einer der Organisatoren und Gründungsmitglieder Klemens Riegler

Wie fing damals vor 18 Jahren alles an?

So wie jedes andere Festival fing auch unseres eher klein an. Anfangs nur zwei oder drei Tage lang, bis wir es schließlich auch auf zehn Tage brachten. Es hat sich einfach entwickelt – sozusagen vom Kindergarten über die Volks- und Mittelschule bis zur “mittleren Reife” ist für alle etwas dabei. Und ja, mir war gar nicht bewusst, dass wir jetzt volljährig sind. Steinegg ist jedenfalls ein musikalisches Dorf mit einer gewissen Vorliebe für Blues und auch schräge Sachen. Steinegg war schon damals auch irgendwie liberaler als andere Dörfer. Die Bevölkerung stand seit jeher hinter das Sache und das ist und war auch die Voraussetzung volljährig werden zu dürfen. Vorausgegangen waren übrigens der Weltrekord “Der längste Blues der Welt” und zwei andere Konzerte. Mit dem Weltrekord schafften wir zwar keinen Eintrag ins Guinness-Buch, aber wir landeten immerhin in der nationalen Presse (La Stampa). Wer war von Anfang an mit dabei?

Die meisten von damals sind auch heute noch im Vorstand des gleichnamigen Kulturvereins. Der erste Vorsitzende Matthias Resch hat das Zepter irgendwann an Konrad Mahlknecht abgegeben und in dessen Folge haben wir auch jüngeren Nachwuchs erhalten. Der jüngste von uns, Armin Rieder, ist inzwischen der stellvertretende Vorsitzende. Seele und Herz des Ganzen ist seit jeher irgendwie der Erwin “Peppi” Schroffenegger – ein echter Blueser mit der Gabe immer motivieren zu können und der ganzen Sache eine gewisse Leichtigkeit zu verpassen.

Was waren eure Beweggründe für das Festival?

Das hat sich einfach so entwickelt. Ursprünglich gab es kaum Ziele oder Zweck. Heute haben wir irgendwie den Auftrag unseres Publikums genau diese Sparte an MusikliebhaberInnen zu bedienen. Also KünstlerInnen und Bands anzubieten, die kein professioneller Veranstalter holen würde, weil es sich finanziell-rechnerisch nie ausgehen würde. Andererseits bietet unser Programm KünstlerInnen, die wir selbst gerne live sehen möchten. Und es gibt zum Glück immer noch einige Musikfans, die da unserer Meinung sind und uns durch ihr Kommen das alles eigentlich ermöglichen. Warum in Steinegg? 

Diese Frage stellt sich nicht. Steinegg Live ist in Steinegg geboren, gehört dort hin und kann auch gar nicht kopiert werden oder woanders hinverlegt werden. Steinegg ist genauso schräg und vielleicht auch verrückt wie unser Festival. Steinegg ist in der Musikszene, die wir anpeilen, inzwischen weltweit ein Begriff und das macht das alles irgendwie auch lustig und interessant. Das kleine Kaff da oben “in the north of Italy… near the border to Austria” – so kennt man das Dorf selbst in den Pubs von New Orleans.     

Wie hat sich das Festival entwickelt?

Ich würde sagen zufriedenstellend, auch wenn es schon mühsamer geworden ist. Die Bürokratie ist auch in der Veranstaltungsszene gewaltig angestiegen. Und wenn alle ehrenamtlich arbeiten, dann ist dieser Teil schon belastend und nervenaufreibend. Man verliert halt leichter die Freude an der Sache, auch wenn gelungene Abende und Konzerte dann wieder darüber hinweg trösten.Wen ward ihr in all den Jahren denn imstande auf die Steineggner Bühne zu holen?

Das sind inzwischen natürlich unzählige – sicher weit über 100 international erfolgreiche KünstlerInnen. Das beginnt bei Chuck Berry und endet bei Gianna Nannini. Dazwischen liegen Namen wie Roger Hodgson (Supertramp), Suzi Quatro, Chris Norman, Barcley James Harvest, Nazareth, Ten Years After, Canned Heat, Blueslegenden wie Johnny Winter, Walter Trout, Mungo Jerry, Robben Ford, Jazz oder Jazzrock-Legenden wie Joe Zawinul, Victor Bailey, Pete York, Mike Stern, Randy Brecher, Liedermacher wie Konstantin Wecker, Reinhard Fendrich, Edoardo Bennato, Angelo Branduardi und viele viele andere mehr.   Auch viele bekannte Kabarettisten/innen waren schon bei uns. Angefangen bei Monika Gruber über Alf Poier, Willy Astor bis zu Fredl Fesl. 

Was waren die außergewöhnlichsten Acts?

Eine Sensation war für uns freilich Charlie Watts von den Rolling Stones. Einen echten Stone in Steinegg gehabt zu haben, macht uns schon a bissl stolz. Charlie Watts ist übrigens ein unglaublich feiner Mensch, ein echter Sir, super Charakter.  Außergewöhnlich oder Highlights der Festivalgeschichte waren sicher die Konzerte von Roger Hodgson, Konstantin Wecker und Gianna Nannini. Außergewöhnlich war natürlich auch Chuck Berry …leider auch im negativen Sinn.  Die musikalische Palette ist bei Steinegg Live immer sehr breit gefächert. Heuer geht’s von Hoangort und Böhmische bis Jazz, Blues und Rock. Warum und warum ist euch das wichtig?

Das ist das Konzept des Festivals… “für alle etwas”, wobei man nie total alle bedienen kann. Heavy Metal, Reggae, Electro, Techno, Schlager und billige volkstümliche Musik kommen bei uns zum Bespiel überhaupt nicht vor.  Alles was hingegen “sehr” live und authentisch ist, mögen wir. Wir bieten somit viel, aber eben nicht gar alles an. Speziell bieten wir das, was andere nicht anbieten. Es geht uns da schon auch um das Konfrontieren: Hoangort und Jazzrock oder ein eigenes Kinder- und Jugendtheater steht Profi-Kabarettisten gegenüber. Und ein Dorf – auch Steinegg – hat schließlich nicht nur BewohnerInnen einer gewissen Altersklasse. Unser Programm bietet zumindest den EinwohnerInnen zu 99% irgendwas, was gefällt. Und das ist gut so. Würden wir nur Jazz bieten, gäbe es sicher nicht diese Unterstützung im Dorf. Während der neun Tage Festival ist auch ein großer Teil der Steinegger irgendwie involviert.  

Zum Steinegg Live Festival Programm 2015 geht’s hier.

Das Steinegg Live Festival Programm 2014 – weitere Infos hier

Auf dem Foto oben das Steinegg-Live-Team 2014: sitzend  v.l.n.r. Konrad Mahlknecht, Jasmin Basso, Erwin Schroffenegger, Carmen Lantschner, Klemens Riegler; und stehend: v.l.n.r. Armin Rieder, Manuel Weger, Arnold Lunger, Evelyn Tschager (c) Seehauser 

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