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September 23, 2014

“Es geht nicht um Scoops”: Luca Sticcotti, neuer Chefredakteur von salto.bz

Kunigunde Weissenegger

Seit August 2014 heißt der neue Chefredakteur des 1+1/2 Jahre jungen Online-Nachrichten-Portals salto.bz Luca Sticcotti. Im journalistischen Geschäft ist der 50jährige seit einigen Jahrzehnten, unter anderem bei der Tageszeitung Corriere dell’Alto Adige oder zuvor ein Dutzend Jahre bei Radio Sacra Famiglia der Diözese Bozen-Brixen und letzthin war er beim Friedenszentrum der Stadt Bozen tätig. Was die ersten Amtshandlungen waren und die künftigen Schritte in seiner neuen Rolle sein werden, haben wir bei ihm nachgefragt.

Gratuliere, Luca Sticcotti – du bist der neue Chefredakteur von salto.bz. Was waren oder werden deine ersten Handlungen in dieser neuen Funktion sein?

Zunächst habe ich mich als erstes mit meinen KollegInnen sowie dem Herausgeber konfrontiert und besprochen, um meine Rolle und Aufgaben zu definieren. Es ging darum, Erwartungen, Notwendigkeiten, Anforderungen und Möglichkeiten zu erörtern, und durch die Präsenz eines Chefredakteurs vor Ort die Arbeit einer Redaktion, die es bisher gewohnt war, Prioritäten und Blattlinie ständig auszuloten, mit entsprechenden organisatorischen Schritten zusätzlich zu verbessern. 

Du warst von Anfang an dabei. Was war und was ist immer noch deine Motivation, Teil eines derartigen Projektes zu sein?

Es gibt drei: Die wichtigste Motivation ist die Tatsache, dass salto.bz eines der wenigen mehrsprachigen Medien in der Provinz Bozen ist. Die Möglichkeit, mich mit deutschsprachigen KollegInnen und LeserInnen auseinanderzusetzen, ist eine äußerst kostbare Sache und gibt mir endlich das Gefühl, mit allen zu sprechen und nicht nur mit einem Teil der EinwohnerInnen dieses Landes. Die zweite Motivation, die meine Arbeit bei salto.bz sehr interessant und spannend macht, ist die Tatsache, dass sich alles online im Web abspielt, in engem Austausch mit den sozialen Netzwerken – das heißt, das, was ich seit Jahren nicht nur als Gegenwart, sondern auch als Zukunft der Informationswelt sehe. Die dritte Motivation ist damit verbunden, dass der Herausgeber eine Genossenschaft ist: Bei salto.bz. kannst du dich als Teil eines Projektes fühlen und auch, beispielsweise als Herausgeber, aktiv mitmachen.

Was werden die nächsten Schritte bzw. Sprünge von salto sein? Wohin geht’s demnächst, was sind die Ziele?

Die erste Hürde, die es zu bewältigen gab, war das Überleben: Für ein junges Verlagsprojekt ohne großes Unternehmen und/oder Kapital dahinter ist das gar nicht so logisch. Nun wünschen wir uns, zu wachsen und immer mehr neue LeserInnen zu erreichen, die gemeinsam mit uns die Herausforderung annehmen, einen Ort der Information, der Beobachtung und des Verständnisses sowie des Dialogs zu schaffen – über kulturelle und sprachliche Unterschiede hinaus – bzw. im Gegenteil, sie als Schatz anzusehen.

Letzte Frage: Was ist deiner Meinung nach guter Journalismus und welchen “Dienst” muss ein_e gute_r JournalistIn seinen LeserInnen leisten?

Es geht darum, den LeserInnen die Möglichkeit zu geben, ihren kritischen Sinn maximal ausüben zu können. – Und sich darüber zu freuen, wenn sie, als informierte und aufmerksame Menschen, imstande sind, ihre Meinung zu sagen. – Auch wenn sie sich von meiner unterscheiden sollte.
Es geht nicht um Scoops, auch wenn das manchmal von Vorteil ist. Denn Ansehen erreicht mensch auch durch andere Dinge. Ein wichtiger Aspekt ist natürlich keinesfalls zu vergessen: Die salto.bz-LeserInnen sind nicht nur LeserInnen. Als Mitglieder unserer Community wird und ist jede_r Nutzer_in AkteurIn und trägt somit zum Wachstum des Projektes salto.bz bei.

Pic: Luca Sticcotti

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