Music

September 11, 2014

“Hier könnte definitiv mehr passieren” David Leimstädtner aka Guuru im Interview

David Klotz
David Leimstädtner aka Guuru im Interview über Synthesizer und die Einschlägigkeit von Südtirols Musikwelt

Seit 2012 ist der Meraner David Leimstädtner mit seinem Projekt GUURU am Start. Unter anderem – denn das ist nur eines seiner unzähligen Kreativarbeiten. Inzwischen studiert er in Berlin und dort entstand auch seine erste EP “Auf dor Olm do gibs kuan Synth” (kurz: ADODGKS). Vollgepackt mit teilweise ziemlich eingängigen Trap Beats sollten alle Synthesizer-Fans (und jene, die es werden möchten,) mal reinhören. Obwohl viel beschäftigt und erst kürzlich auf dem Rocking Mountain Festival sowie dem Boom Festival zu hören, hat sich David die Zeit genommen, einige Fragen zu beantworten.

Wer oder was ist Guuru?

Guuru ist mein musikalisches Seitenprojekt neben Distort. Die Distort-Klangwelt ist düster, gezeichnet von harten Bässen und verzerrten Sounds. Alles was ich außerhalb dieser Blase produziere ist Guuru: Der Gegenpol.

Und wer oder was bist du, David?

Ich betreibe das in Südtirol gegründete Streetwear Label Unseen und studiere Kommunikation an der UDK in Berlin. Außerdem arbeite ich stets an mindestens sieben Geheimprojekten, aber diese sind leider streng geheim.

Wie entsteht deine Musik? Leihst du dir auch manchmal was von anderen Künstlern?

Die Entstehungsweise meiner Tracks variiert stark: Mal ist es Sound, den ich auf einem Synthesizer entdecke, mal eine Akkordfolge und mal ein paar zufällig entdeckte Sound-Schnipsel, welche die Grundlage für etwas Neues liefern. Habe ich so einen Aufhänger gefunden, wird der Rest des Tracks um dieses Element herum gebastelt. Woher die Sounds dafür kommen, ist sehr unterschiedlich. Vieles kommt aus Synthesizern und Drum-Maschinen, die ich mir im Laufe des letzen Jahres auf Kleinanzeigern zusammengesucht habe, und wird in Ableton weiter verarbeitet, anderes entsteht digital und manches wird auch gesampelt. Hier leihe ich mir zwar etwas von anderen Künstlern aus, doch versuche ich dabei die Sounds in komplett neue Zusammenhänge zu stellen und Neues damit zu schaffen, anstatt die Arbeit anderer zu übernehmen.

Wo küsst dich die Muse bzw. wo komponierst du am liebsten?

Alle meine Tracks enstehen in meinem kleinen Studio in Berlin, zwischen Kabeln, Maschinen, blinkenden LEDs, vollgekritzelten Notizhefen und leeren Glasflaschen.Scannen 48Hier entstehen die Klänge von  Guuru

Erst kürzlich konnte man dich auf dem Rocking Mountain Festival und dem Boom Festival auch abseits vom Computer hören. Wie war’s und mit welchen Sounds hast du die Menge begeistert? 

Beim Rocking Mountain Festival habe ich erstmals ein experimentelles Techno-Live-Set gespielt. Dabei wurden alte Gameboys und FM-Radios durch verschiedene Gitarrenpedale gesendet und verzerrt, Drums live auf der Elektron Drum-Maschine programmiert und das Ganze noch von meinem Partner in Grime Hybrid an den Reglern und Fadern gemischt. Die Tracks sind also erstanden, während wir sie gespielt haben. Am Tag danach habe ich auf dem Boom Festival in Bozen ein Guuru-Set gespielt, welches ganz im Zeichen meiner letzten EP stand: Rave-Synthies, Reaggae-Schnipsel und viel Druck im Bassbereich. Jetzt bin ich erst mal wieder für längere Zeit in Berlin und in Südtirol erst wieder im Dezember live zu hören.

Wortwörtlich genommen: “Auf dor Olm do gibs kuan Synth”. Was fehlt deiner Meinung nach auf der Musikalm Südtirol?

Ich wünsche mir mehr Musik, die aus den ausgetretenen Genre-Pfaden läuft und Neues wagt, sowie eine Plattform, wo solche Werke präsentiert werden können und ein Austausch zustande kommen kann. Es gibt in Südtirol zwar immer wieder tolle Initiativen, wie z. B. die DIY-Synthesizer-Workshops von kognitiv sowie kvsu, die Ableton-Workshops von Culture Assault…. Aber hier könnte definitiv mehr passieren. Auch in den Clubs wird (mit Ausnahmen) lieber auf Bewährtes gesetzt. Hier sollte auch der Gesetzgeber dazu beitragen, Rahmenbedingungen zu schaffen, in welchen sich auch alternative Kulturschaffende ausleben können.

Südtirol + Guuru: Hassliebe, Symbiose oder Zweckgemeinschaft? Wie passt ihr zusammen?

Mein Fernweh hat mich nach Berlin verschlagen. Ich weiß aber auch, dass es mich irgendwann wieder in dieses Land zurück ziehen wird. Bis dahin dauert es jedoch noch.

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