Music

August 27, 2014

Kein Aus für Miracle Hill und die ganze Wahrheit über das Festival

Kunigunde Weissenegger

Gerade schäme ich mich etwas Völserin zu sein. Wir hätten kommenden Freitag und Samstag die Möglichkeit gehabt zu glänzen. Wir hätten ein Wunder erlebt. Wir hätten endlich auch ein Festival gehabt (und nicht nur immer Dorffest, Kirchtag, Sommernachtsfest mit Feuerwerk, Oswald-von-Wolkenstein-Ritt und Spatzenfest im Nachbardorf). Wir hätten uns 2 Tage lang von 30 Acts auf 2 Bühnen verzaubern lassen können. Aber eben nur hätten. Denn fast ist eben auch knapp daneben. Stattdessen sind wir VölserInnen imstande gewesen das Miracle Hill Festival von unserem heiligen Peterbühel und anscheinend noch heiligerem Festplatz zu verjagen. Wir VölserInnen und unsere emsigen Ordnungs- und Amtshüter haben in letzter Sekunde Kopf und was-weiss-ich-sonst-noch eingezogen. 

Also alles auf Anfang. – Die Gerüchte, die in den letzten Tagen auf verschiedenen – mehr oder weniger seriösen – Social-Media- und sonstigen Online-Plattformen zirkuliert sind, löschen und Neustart. 

Ich treffe mich heute am späten Nachmittag mit Bertrand J. Risé, dem Organisator des Miracle Hill Festivals (auf dem Foto oben ganz links, gemeinsam mit  zwei seiner Shanti-Powa-Orchestra-Kollegen Thomas und Ariel). Er scheint ein großer Optimist zu sein, ansonsten hätte er wahrscheinlich die letzten Stunden bzw. Tage nicht gepackt, seit er am Freitag, 22. August 2014 abends 17.30 Uhr über E-Mail vom Völser Gemeindesekretär die Nachricht erfahren hat (also knapp eine Woche vor Start des Festivals! – in den Worten des Bürgermeisters zu salto.bz aber “frühzeitig genug”), die Carabinieri hätten im Sinn, das Festival abzusagen, und er solle sich um 19.30 Uhr in der Gemeinde Völs zu einem Treffen einfinden. 

Kurz gesagt ist die Geschichte des Miracle Hill die: Das Festival findet seit 2009 (gestartet als Waldorf-Projekt) immer in Unterinn am Ritten statt. Bis auf letztes Jahr, als der Bürgermeister meinte, es wäre zu gefährlich – die Menschenansammlung, die große, und und und. Also fand es einfach (Haha!) nicht statt (komisch, dass das bei Feuerwehr-, Musik- oder Schuhplattl-Festen in unserem Land nie der Fall ist… – aber das ist eine andere Geschichte). Also Mission Impossible anpeilen und neuen Hügel suchen. Und in der Tat, oh, welch Wunder, finden: Auch noch schön gelegen, auf der dem alten Festivalplatz in Unterinn gegenüberliegenden Seite, nämlich dem Schlern-Hochplateau –  so hätten (schon wieder hätten!!) wir sogar zum Entstehungsort des Festivals jutzen und winken können: Hurra, Völs am Schlern, Miracle Hill kommt! Doch 1. kommt es anders und 2. als mensch denkt… – Obwohl Anfang Juni 2014 schon das OK vom Völser Bürgermeister zum neuen Vorhaben da war. 

“Ein Mann, ein Wort gilt in Völs anscheinend nicht,” meint Bertrand J. Risé sichtlich enttäuscht (zwischen dem einen und anderen organisatorischen Telefonat) und fügt hinzu, allerdings daraus gelernt zu haben. Anscheinend gilt in Völs (…und vielleicht auch in anderen [willkürlichen + überforderten?!] Gemeinden): Wenn die “Richtigen” dagegen sind und nicht wollen, (dass etwas statt findet,) dann ist das anscheinend so, aus und basta.
Nach dem ersten Schrecken bei Risé begann die mühevolle, Nerven und Energie aufreibende Festivalrettungsaktion, das Ringen um Gehör inklusive etlicher Sitzungen mit Marescialli, Commandanti, Bürgermeistern, Quästur, Polizei und gegen Ende hin sogar in Begleitung des Landesrates Achammer als Retter der Festivalnation Südtirol, mit dem Ergebnis: das Miracle Hill Festival findet statt.

Klammer auf: Genau in diesen Tagen ist wieder einmal vom Brain Drain (Abwanderung der klugen Köpfe) aus Südtirol die Rede und andere kluge Köpfe machen sich Gedanken darüber, wie das aufzuhalten wäre… Darüber kann der Miracle-Hill-Veranstalter Bertrand J. Risé nur lachen: “Ich habe vor kurzem mein Studium für Eventmanagement an der University of West London abgeschlossen und bin nun zurück gekommen, um hier professionell Veranstaltungen zu organisieren. Anstatt dies zu fördern und froh zu sein, dass Neues entsteht, die Wirtschaft und der Tourismus angekurbelt sowie Arbeitsplätze geschaffen werden, wird vieles dagegen unternommen. – Ich habe in Völs mehrere Vereine in das Festival miteinbezogen: Die Völser Bäuerinnen hätten Krapfen und Strauben gebacken, die Musikkapelle Völs hätte sich um Essen und Verpflegung der FestivalbesucherInnen gekümmert. Das Hotel Tschafon, das ansonsten nicht recht belegt gewesen wäre, hätte 40 MusikerInnen beherbergt. Auch das Bier wäre aus Völs von Antonius gekommen. Mir hätte es einfach sehr gefallen, dass hier auf einem Platz verschiedene Kulturen aufeinander treffen und zusammen feiern. –  Abgesehen davon, dass ich es persönlich also sehr schade finde, habe ich auch einen finanziellen Schaden: Ich habe Verträge unterschrieben, die einzuhalten sind. Wenige Tage vor Festivalstart akzeptiert niemand eine Absage.” Klammer zu

Steigen wir also (beschämt über unsere Völser Legisla- und Exeku-tive – die sei hier übrigens nur als Beispiel genannt, es geht so in zig weiteren Gemeinden zu) hinunter in den Bozner Talkessel, bedanken uns (für dieses Mal) bei den Boznerinnen und Boznern und feiern nun das wirkliche Wunder des Miracle Hill (eben nicht am Hügel, sondern) auf dem Festivalgelände, wo schon am 23. August das Boom Festival stattgefunden hat und am 12. und 13. September das Jam It! stattfinden wird. Etwas abgespeckt musste das Festival leider doch werden: nur mehr 1 Tag, kein Camping, jedoch mit 2 Bühnen und den knapp 30 Acts sowie einem Shuttlebus. 

Festival Grounds, Bozen Süd (im Besitz der BLS) wir kommen! Macht euch bereit, am 30. August 2014 ab 11 Uhr ist es, oh Wunder, soweit. Wir lassen uns nicht unterkriegen! 

Big Oachkatzl Stage
11.00 – 12.00: Color Colectif (Pop/Folk/Soul – Bolzano)
12.20 – 13.00: Prieth & So (Folk – Welschnofen)
13.20 – 14.20: Red Haze (Reggae/Rap – Merano)
14.40 – 15.20: Benjamin Yellowitz (Pop/Folk – Birmingham)
15.40 – 16.40: The Trail (Folk/Pop/Soul – London)
17.00 – 17.50: WC (Volxpunk – Völs)
18.10 – 19.10: The Bad Bastards (Folk Rock – Merano)
19.30 – 20.20: The Yuya (Folk/Reggae/Soul – London)
20.50 – 21.50: Shanti Powa Orchestra (Reggae/Rap/Crossover – Bolzano)
22.20 – 23.20: Crash Nomada (Gipsy Folk Punk – Stockholm)
23.30 – 23.45: General Yellowitz (Pop/Folk/Soul – Birmingham)
24.15 – 02.00: Mama Marjas (Reggae/Dancehall – Bari)

Botheration Hi Fi Yard
11.00 – 12.30: Rebooze (Raggajungle – Schlanders)
12.30 – 13.30: Migliowatt (Dub – Brixen)
13.30 – 14.30: Murjah Warriors (Reggae/Dub – Bolzano)
14.30 – 15.30: Selecta Denny (Ska/Rocksteady – Schlanders)
15.30 – 16.30: Get Bizy (HipHop – Bolzano)
16.30 – 17.30: Tek a Set (Turntable Session – Bolzano)
17.30 – 18.30: Dj Feline (Beats/Rap/Dub – London)
18.30 – 19.30: Dreadlion (Reggae/Dancehall – Rovereto)
19.30 – 20.30: Jamas (Reggae – Milano)
20.30 – 21.30: Wicked & Bonny (Robotadub- Schlanders)
21.30 – 22.30: Waldbass (D&B – Wien)
22.30 – 23.30: Fedzilla (Reggae/Rap – London)
23.30 – 24.30: Insomniac (D&B – Schlanders)
24.30 – 01.00: Disphonia (D&B – Athen)

Foto oben v.l.n.r.: Bertrand J. Risé + zwei seiner Shanti-Powa-Orchestra-Kollegen Thomas und Ariel)

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There are 8 comments for this article.
  • Peter · 

    Ich wünsche euch trotz allen Hindernissen und Knüppeln in den Rädern ein tolles Festival. Toi, toi, toi Bertrand & Co.

  • David · 

    Lassen wir mal das Brain Drain außen vor und beziehen uns nur auf die Fakten.
    Ein Festival diesen Ausmaßes zu organisieren, ohne jedwede offizielle Genehmigung, ist schlichtweg unprofessionell.
    Klar wurde die Anfrage mündlich bestätigt, jedoch muss man sich darüber im klaren sein, dass die offizielle Genehmigung nie existiert hat. Deshalb kann ich den momentan vorherrschenden Shitstorm nicht verstehen.
    Ich persönlich bin Befürworter des Festivals, jedoch bin ich mir auch darüber im klaren , dass die Veranstaltung aufgrund mangelnder organisatorischer Fähigkeiten seitens der Veranstalter, nicht zu Stande kommen konnte.
    Als neutraler Betrachter glaube ich, dass an dieser Stelle Schuldzuweisungen fehl am Platz sind, denn beide Parteien sind nicht ganz unschuldig.

  • peter · 

    Das Problem in Völs war weder die Jugend, noch dass man das Festival nicht will. Der Bürgermeister hat seine Zustimmung mündlich gegeben weil so ein Festival in Völs sicher willkommen wäre. Als er allerdings gesehen hat, dass für einen Platz, der für maximal 1500 Personen geeignet wäre, mindestens 3000 Leute zu erwarten sind, hatte er keine andere Wahl. Die Veranstalter hätten von Anfang an mit offenen Karten spielen sollen.

    • walter · 

      ach peter, es waren auf diesem Bühel schon öfters mehr als 3000 Personen anwesend, darum verstehe ich die Panik überhaupt nicht. zudem: die Lizenz in Papierform bekommt man meistens erst wenn alle Geräte/Bühnentechnik stehen und alle Sicherheitsmaßnahmen begutachtet wurden.
      darum hätte der Bürgermeister einfach die Regeln klar und deutlich vorgeben müssen und daran hält sich dann jeder Veranstalter. zudem bedeuten die Zusagen auf FB noch lange nicht, dass alle die zugesagt haben auch wirklich kommen. im Normalfall kommt ein /zwei drittel der Personen wirklich zum Konzert.

  • peter · 

    Ich kenne den Bürgermeister von Völs und weiß wie schwer er sich die Entscheidung gemacht hat. Würdet ihr so eine Verantwortung als Bürgermeister übernehmen, was hätte er tun sollen? Ignorieren, dass am Ritten nicht die Auflagen der Lizenz eingehalten wurden? Ignorieren, dass 2 oder dreimal so viel Leute kommen würden wie geplant? Ignorieren, dass die Gemeinde Ritten, der man echt nicht nachsagen kann, dass sie gegen derartige Festivals ist, eine neuerliche Austragung verboten hat weil es massenhaft Probleme gegeben hat?

  • Patrick · 

    Lieber Kommentatoren,
    dass der Bürgermeister als schwarzes Schaf hingestellt wird, finde ich auch nicht ganz richtig,
    doch muss gesagt sein, dass er nach dem mündlichen Ok im Juni noch mindestens 2(!!!) Monate Zeit
    hatte seine Meinung zu ändern. Die Idee eine Woche vor Festivalbeginn alles abzublasen hätte ihm
    wohl auch schon früher kommen können.. Die Festivalorganisatoren sind ja auch an Verträge
    mit den ausländischen Musikgruppen gebunden die eingehalten werden müssen, das heißt:
    fällt eine Band aus dem Programm muss die im Vertrag vereinbarte Summe für eine eventuelle Absage
    trotzdem bezahlt werden. Dieser finanzielle Schaden schon vor Festivalbeginn war für die Organisatoren
    sicherlich ein harter Schlag!! Und dann noch weiter zu machen und sich den Arsch für ein BENEFIZ-Festival -
    die Organisatoren verdienen ja nichts dabei – aufzureißen, finde ich mehr als Mutig und Lobenswert!!
    Und dein Kommentar, lieber Stefan (“Sowas von unprofessionell…”) ist einfach nur respektlos!
    Zaubere Du bitte mal innerhalb einer Woche eine neue Location aus dem Ärmel und organisiere alles um!!
    Du hast wohl noch nie eine Veranstaltung selbst organisiert und hast vermutlich keine Ahnung welche Arbeit
    damit verbunden ist..
    over and out

    • Patrick · 

      Liebe Kommentatoren,
      dass der Bürgermeister als schwarzes Schaf hingestellt wird, finde ich auch nicht ganz richtig,
      doch muss gesagt sein, dass er nach dem mündlichen Ok im Juni noch mindestens 2(!!!) Monate Zeit
      hatte seine Meinung zu ändern. Die Idee eine Woche vor Festivalbeginn alles abzublasen hätte ihm
      wohl auch schon früher kommen können.. Die Festivalorganisatoren sind ja auch an Verträge
      mit den ausländischen Musikgruppen gebunden die eingehalten werden müssen, das heißt:
      fällt eine Band aus dem Programm muss die im Vertrag vereinbarte Summe für eine eventuelle Absage
      trotzdem bezahlt werden. Dieser finanzielle Schaden schon vor Festivalbeginn war für die Organisatoren
      sicherlich ein harter Schlag!! Und dann noch weiter zu machen und sich den Arsch für ein BENEFIZ-Festival -
      die Organisatoren verdienen ja nichts dabei – aufzureißen, finde ich mehr als Mutig und Lobenswert!!
      Und dein Kommentar, lieber Stefan (“Sowas von unprofessionell…”) ist einfach nur respektlos!
      Zaubere Du bitte mal innerhalb einer Woche eine neue Location aus dem Ärmel und organisiere alles um!!
      Du hast wohl noch nie eine Veranstaltung selbst organisiert und hast vermutlich keine Ahnung welche Arbeit
      damit verbunden ist..
      over and out

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