Music

July 15, 2014

Lieben Electro, Herz + Augen der Kulturszene: die Love-Electro-Veranstalter im Interview

Kunigunde Weissenegger
Arno Parmeggiani, Viktor Franz und Moritz Gruber, die Veranstalter des Love Electro Festivals, über ihr Festival, Herz und Auge der (jugendlichen) Kultur-Szene sowie uncooles Verhalten.

Es ist die 15. Ausgabe und zum dritten Mal ist der Austragunsort die Festung in Franzensfeste. Die dicken Mauern, die bereits so einiges erlebt haben, werden am kommenden Samstag, 19. Juli 2014 ab 19 Uhr im Takt von elektronischen Schwingungen und Rhythmen vibrieren. Das Line-up des diesjährigen Love Electro Festivals kann sich hören lassen. Was da am Wochenende in Franzensfeste läuft und was sonst in Südtirol in der Jugend- und Kultur-Szene nicht läuft, haben wir die Love-Electro-Veranstalter Arno Parmeggiani, Viktor Franz und Moritz Gruber gefragt.

Jungs, das Love Electro Festival findet 2014 zum 3. Mal findet in der Festung Franzensfeste statt. Was reizt euch als Veranstalter an dieser Location? Ist es einfach, so eine Festung zu besetzen und auf Electro Festival zu trimmen?

Die Festung Franzensfeste war und ist unsere Traum-Location, seitdem wir denken können : ) Es hat lange gedauert bis wir soweit waren sie zu bespielen und die nötigen Genehmigungen bekommen. Die Gemeinde Franzensfeste hat uns sehr dabei geholfen und wir sind froh, dass uns so viele ihr Vertrauen geschenkt haben, denn eine ähnliche Veranstaltung hat dort bis damals nie stattgefunden. Rein logistisch ist der Aufwand ziemlich hoch und wir benötigen vier Tage alles aufzubauen und drei Tage alles wieder abzubauen. Die imposanten Mauern und, zum Beispiel, die Kirche neben der großen Bühne schaffen ein seltenes Feeling, Live-Musik zu hören und einfach ausgelassen zu tanzen und zu feiern. 

In den letzten Jahren seid ihr imstande gewesen, Größen wie Steve Aoki, Felix Cartal oder Crookers nach Südtirol zu locken. Wie gelingt euch das? Wer kommt heuer?

Nach 15 Edition, viereinhalb Jahren und über 200 gebuchten KünstlerInnen aus der ganzen Welt kennt man uns in den großen Agenturen. Unser Festival genießt zum Glück einen guten Ruf und so schaffen wir es (sofern es das Budget zulässt), immer sehr große Acts zu holen. Heuer sind wir sehr glücklich mit unserem Line-up: Ganz vorne dran, die Pioniere und Superstars der Electro-Drum and -Bass-Szene Camo & Krooked (Salzburg/London), sowie Lets Be Friends aus Israel, das Deep-House-Duo Möwe aus Wien, F.O.O.L (Stockholm), Electronic Swing Orchestra (Berlin) und noch sehr viele mehr. Neben den internationalen Größen stechen im Line-up auch Protagonisten der lokalen Electro-Szene ins Auge. – Warum ist euch dies wichtig und wer von ihnen ist heuer in der Festung mit dabei?

Zu den zwei unserer persönlichen Südtiroler Lieblingsacts gehören die Bruneckner Suspenders – unglaublich talentierte DJs. Sie spielen auf der zweiten Bühne. Tebon aus Bozen ist ein Experte bei French House und Disco. Er wird das Warm-up auf der Hauptbühne spielen. Wir legen auch großen Wert auf die Zusammenarbeit mit unseren Nordtiroler und Osttiroler Freunden: Dieses Mal werden die besten Nachwuchsmusiker aus beiden Landesteilen anwesend sein und zudem die beiden Crews Ruhestörung aus Innsbruck und Yamyamyacrew aus Lienz.

Das wievielte Love Electro Festival ist es eigentlich? Und verratet uns doch auch, wer hinter den Kulissen arbeitet, damit alles klappt?

Es dürfte die 15. Edition sein und die 3. in der mächtigen Festung. Hinter den Kulissen arbeiten sehr viele (junge) Menschen. Unter’m Jahr knapp 50 Personen und am Abend des Festivals selbst knapp 120. Alle sind unglaublich wichtig für eine gute Organisation und eine gute Entwicklung im Allgemeinen. Alle sind unglaublich motiviert und das treibt das Festival seit Jahren an. Wir sind sehr froh über jede und jeden, die bzw. der mithilft.Ihr organisiert ja des öfteren Tanz- und andere Events. Wie offen ist Südtirol für Neues? Inwiefern ist es manchmal nicht so einfach? – Was könnte leichter oder anders gehen?

Veranstaltungen, Konzerte oder Treffpunkte sind Herz und Auge der (jugendlichen) Kultur-Szene. Ein Veranstalter, Barbetreiber oder ehrenamtlicher Verein tut sich hierzulande oft sehr schwer, weil es keine wirklich einheitlichen Regelungen zu geben scheint, an denen man sich zu orientieren hat. Niemand scheint wirklich Bescheid zu wissen und dies hat dazu geführt, dass Beamte und politische Entscheidungsträger bei Genehmigungen sehr willkürlich vorgehen. Dies meistens zum Nachteil von Kulturschaffenden und dem Publikum. 

Ihr wart am 11.3.2014 auch beim Dialog zur Jugendkultur mit Landesrat Achammer im Museion: Welchen Eindruck hat das Treffen bei euch hinterlassen? Was ist für die Entwicklung von Jugend und Kultur notwendig?

Das Treffen war gut. Achammer hat einen großen Vorteil: Er kennt viele Leute aus der Szene, ist selbst am Abend unterwegs und weiß wovon er spricht. Das kürzlich überbrachte Versprechen, Konzerte mit 200 Gästen zu erleichtern, ist als sehr positiv zu bewerten. Nun gilt es auf den genauen Gesetzestext und die einzelnen Kriterien zu warten und zu hoffen, dass die Gemeinden dann mehr zulassen. Bevor man sich dann an Themen wie SIAE, Sicherheitsbestimmungen und übertriebene Bürokratie ranmacht, muss langfristig eine gewisse Toleranz gegenüber der heimischen Kulturszene einziehen. Vor allem die junge Szene muss wertgeschätzt und ermöglicht werden. Alles, was in der Gesellschaft sonst so falsch läuft, auf die Jugend abzulagern, ist nicht nur uncool und hilflos, sondern es funktioniert nicht mehr. In Südtirol werden (Jugend-)Kultur und Kreativwirtschaft als wichtiger Bestandteil von Lebensqualität, Wertschöpfung und Arbeitsplatzbeschaffung definitiv unterschätzt.

Foto oben aus dem Video “I Love Electro Festival – Summer Edition 2013 – Fortress of Fortezza

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