Music

July 11, 2014

Homo audiens Peter#KOMPRIPIOTR#Holzknecht: Geräusche = Schöpfer metaphysischer Schauder

Kunigunde Weissenegger

Er ist einer der spazialsten Sound- und Audio-Künstler in Südtirol. Seit Anfang der 1990er Jahre beschäftigt sich Peter#KOMPRIPIOTR#Holzknecht mit elektronischer Klangforschung. (Hören, um zu glauben: Kompripiotr auf Soundcloud.) In seinen Arbeiten bewegt er sich zwischen Klangkunst, Aktionismus und Musik; im Fokus liegen zumeist der Klang und dessen Wahrnehmung. Improvisation und Komposition, also Intuition und Plan, gehören gleichermaßen zur Wesensart seiner Arbeitsweise. Seine einerseits konzeptbasierenden und gleichzeitig fluxuesk radikalen Performances oder Aktionen sind imstande zu überraschen und das Publikum auf eine zwanglos fordernde, unverbindliche Reise zu schicken. Gespannt darauf, was Peter Holzknecht von 12.7. bis 31.10.2014 in der Festung Franzensfeste anlässlich der von Heinrich Schwazer kuratierten Ausstellung “Arche. Eine Festung für Tiere” darreicht, haben wir bei ihm nachgefragt. (Wer die anderen über 40 KünstlerInnen sind, könnt ihr hier nachlesen.)

Wie steht’s um dich und deine Verbindung zu Tieren: Hast du Katzen? – Hasst du Katzen? 

Katzen habe ich keine. Ich bin kein sonderlicher Katzenfreund. Besonders nicht in Haustierform, da Katzen sehr freiheitsliebend sind und nicht in eine Wohnung eingesperrt gehören. Ich finde, Tiere sollten ihrem natürlichen Lebensraum überlassen sein. Das einzige Tier, das ich als Haustier bezeichnen würde und dort auch seine Berechtigung hat, ist die Küchenschabe. Dort befindet sie sich in ihrem natürlichen Habitat. Ich liebe Tiere.

“Es gibt wenige Themen, die so kontrovers, widersprüchlich, emotional und ambivalent diskutiert werden”, heißt es im Text des Kurators Heinrich Schwazer für die Ausstellung  in der Franzensfeste. In welchem Verhältnis siehst du Tier und Mensch?  

Menschen haben sich seit jeher Tiere zu Nutze gemacht und in vielerlei Hinsichten ausgebeutet und stets zum eigenen Vorteil ausgenutzt. – Sei es wirtschaftlich als auch emotional gesehen. Tiere sind viel ehrlicher als Menschen. Diese selten anzutreffende Tugend, welche der Mensch nahezu komplett abgelegt hat, trifft man in der Tierwelt noch an. Von Seiten der Tiere wird ungefiltert kommuniziert. Das berührt und fasziniert mich gleichzeitig.

Wie hast du dich dem Thema “Arche. Eine Festung für Tiere” genähert? – Wie hat dich das Thema Tier gefordert + inspiriert? 

Da ich der Geräuschwelt des Planeten Erde viel Gehör schenke, kam es automatisch dazu, dass mich die Frage beschäftigte: Was passiert, wenn das beruhigende Gurren der Taube, das Schnurren der Katze auf seinem Schoß abends vor der Glotze auf dem Diwan und ähnliche vom Tier ausgehende, mehr oder weniger bewusst aufgenommene Geräusche, für den Menschen nicht mehr existent wären? Die Wirkung des unterforderten limbischen Systems auf die Psyche des Homo Sapiens kann unter Umständen starke Reaktionen desselben hervorrufen. 

Du beschäftigst dich, wie gesagt, in deinen Arbeiten stets mit Geräuschen, Klängen, Tönen, Lauten… – Was fasziniert dich daran? Was bist du imstande damit zu transportieren?

Wir leben nicht in einer Welt als eine sichtbare Einheit, sondern einer hörbaren, in einem echogebenden Raum. Das Echo, die Resonanz erst ist das, was uns in der Welt orientiert und lenkt. – Und das ist Metaphysik. Der Klang ist viel weitergehender als das Bild, es ist das historische Assoziationsmedium. Nicht die Erfahrungen, die wir im Visuellem mit uns tragen, sind es, die diesen metaphysischen Schauder erzeugen. Nein, es ist das Geräusch, der Klang – in jeder individuellen Existenz konserviert. – <<Hören ist der große Ereignisherd zwischen memorialen Ereigniszonen des Gewesenen und den protagonistischen Seinsmomenten und Optionen des Kommenden.>> – aus “Homo audiens” von Thomas Nisslmüller 

Bild oben: Peter#KOMPRIPIOTR#Holzknecht

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