Music

June 6, 2014

Feiern + zu denken geben:
Rock the Lahn in Meran

Kunigunde Weissenegger

Zum 9. Mal rocken sie am 7. Juni 2014 mit 8 Bands die Lahn und veranstalten das ROCK THE LAHN Festival. Die Rede ist vom Meraner Kulturverein “integration-rock”. Einer von ihnen, Thomas Kobler, hat uns mehr über das Festival, das Motto und das Line-up erzählt. Ich hingegen sag nur noch: Blumentopf, Happy Ol’McWeasel, Shanti Powa, NH3, Dead Like Juliet, Homies 4 Live, Kravatte & Kravalle, Cemetery Drive – go!

Wie ist die Idee für das Rock the Lahn Festival entstanden?

Rock the Lahn ist eigentlich aus einer kleinen Fete nach unserem alljährlichen Freizeitfußballturnier heraus entstanden (2014 findet am 14. Juni übrigens die 11. Ausgabe des Banklwörmercups statt) und geht in diesem Jahr in seine 9. Ausgabe. Wir sind eigentlich 16 fußballkickende Musikliebhaber, die mit dem wachsenden Bekanntheitsgrad und Erfolg des Festivals immer wieder Motivation daraus gezogen haben und mittlerweile da angelangt sind, wo wir heute stehen. Das Festival ist von den Besucherzahlen her das größte im Burggrafenamt und eines der größten des Landes. Uns als Kulturverein “integration-rock” macht es einfach unglaublich großen Spaß und Freude den vielen musikinteressierten Menschen hier in Südtirol die Möglichkeit zu geben, Bands zu sehen und zu hören, die man allgemein als “alternativ” bezeichnen muss und die abseits der Knödel- und Schützenfeste unserer Meinung nach eine willkommene Abwechslung bieten.

Das Musikprogramm ist auch in diesem Jahr wieder bunt gemischt, den Schwerpunkt legt ihr heuer jedoch auf Hip Hop. Warum?

Rock the Lahn war von Anfang an eigentlich ein Festival, wo die verschiedensten Genres und Musikrichtungen zusammengekommen sind. Bis auf wenige Ausnahmen sind wir so gut wie jedem Musikstil gegenüber offen und möchten unseren Besuchern jedes Jahr ein möglichst vielfältiges Programm anbieten. Ob das dann Punk, Reggae, Folk, Hardcore oder Hip Hop ist, spielt für uns eine relativ untergeordnete Rolle. Wichtig sind Talent, Qualität und eine bestimmte musikalische Überzeugungskraft. Und viel hängt natürlich auch von der Verfügbarkeit und finanziellen Machbarkeit bestimmter Bands ab. In diesem Jahr liegt ein kleiner Schwerpunkt auf dem Hip Hop, weil wir der Meinung sind, dass wir mit Blumentopf, einer der wahrscheinlich bekanntesten und erfolgreichsten Hip-Hop-Formationen Deutschlands, eine gute Wahl getroffen haben.Außerdem fristet der Hip Hop eigentlich seit Jahren ein Nischendasein in Südtirol, aber dennoch gibt es viele Leute, die sich für diese Art von Musik interessieren. Mit Homies 4 Life und Kravatte & Kravalle und einigen anderen gibt es mittlerweile einfach Gruppen, die unserer Meinung nach perfekt in das diesjährige Line-up passen. Nicht nur, dass es sich um tolle Musiker handelt, es sind auch überaus nette Leute, die man mittlerweile kennt und schätzen gelernt hat. Das Festival soll neben dem Hauptact, der auch in Zukunft wahrscheinlich immer aus dem Ausland kommen wird, vor allem den vielen, vielen talentierten Südtiroler Bands die Möglichkeit geben, vor einem großen Publikum zu spielen und die Bühne mit einem Headliner zu teilen, den man ansonsten höchstens auf Festivals im Ausland begutachten kann.   Was hat es mit eurem Motto  “Rock the Lahn against racism”  auf sich? – Inwiefern sind Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Südtirol bzw. im Meraner Raum bzw. auf Festivals Thema?

Das Motto “against racism” wurde im Jahr 2011 von uns ins Leben gerufen, als im Zuge des Krieges in Libyen viele Flüchtlinge in Italien und in der Folge auch in Meran gestrandet sind. Wir haben uns kurz nach ihrer Ankunft mit dem Flüchtlingshaus Arnika in Verbindung gesetzt und die Menschen besucht und dann in der Folge auch auf unser Festival eingeladen und manche von ihnen dann auch in die Arbeitsprozesse auf dem Festival eingebunden. Außerdem hat uns der Brandanschlag  in Vintl im Frühjahr 2012, über den bis heute leider noch der Mantel des Schweigens gehüllt wird, noch mehr in unserem Anliegen bestärkt. Wir haben noch heute Kontakt zu einigen dieser Menschen (andere haben Meran mittlerweile wieder verlassen) und auch in diesem Jahr werden sie wieder mit dabei sein. Wir wollen dadurch ein Zeichen gegen Rassismus, Xenophobie und Fremdenhass setzen.Gerade in Südtirol begegnet man in Wirtshäusern und Stammtischen immer wieder Menschen, die fremdenfeindliche Ressentiments gegen EinwandererInnen und MigrantInnen, Andersfarbige usw. vertreten und somit dazu beitragen, ein gesellschaftliches Klima zu erzeugen, das auf Xenophobie und unbegründeten Stereotypen beruht. Wir als Gesellschaft, als Gemeinschaft sind hier allesamt aufgefordert mehr zu unternehmen und für jene Menschen einzustehen, die es in ihrem Leben, aus welchen Gründen auch immer, nicht so leicht hatten, wie die meisten von uns. Auch die Wahl- und Umfrageergebnisse einschlägig bekannter Parteien in Südtirol haben ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht und sollten jedem liberalen, freiheitsliebenden, toleranten, demokratischen und aufgeklärten Menschen zu denken geben. Dazu wollen wir auf dem Festival anregen, denn die vielen jungen Menschen können unserer Meinung nach, auf diese Art gut für solche Themen sensibilisiert werden.  

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