IFFI 2014, Tag 4: IFFI had some clones…

Ich bin leider ein Opfer der Freizeitangebotsreizüberflutung, das erst dann den Weg zum IFFI ins Leokino findet, wenn sämtliche Preise schon verliehen sind. “Meglio tardi…,” denke ich mir, und zu spät ist es noch gar nicht, um 22 Uhr läuft noch Edoardo Winspeares “In Grazia di Dio”. Ich freue mich schon auf Bilder aus dem apulischen Salento. Der Regisseur und IFFI-Jurymitglied ist anwesend und stellt seinen Film höchstpersönlich vor, begleitet von Celeste Casciaro, Hauptdarstellerin im Film und Winspeares Ehefrau: “Die Darsteller sind alle Laienschauspieler,” heißt es – spontane Skepsis bei mir. Später weiß ich, dass das eigentlich egal ist – die Figuren wirken echt und gut. – Wie kann man nur so voreingenommen sein!“Ndo stanno i soldi?” – wo bleibt das Geld? Die schlechte Wirtschaftslage zwingt den Familienbetrieb in die Knie, nach der Pleite bleibt nur ein Stück Land. Oder Auswandern. Oder was Illegales. Die Protagonistinnen finden sich mit der Option “Land” mehr oder weniger ab und ziehen in ihr sehr spartanisch eingerichtetes Häuschen. Zurück zur Natur. Hier machen die Frauen aus der Not eine Tugend: Bauen Gemüse an, halten Hühner, und tauschen ihre Produkte gegen andere nützlichen Dinge ein. Das rurale Leben macht sie entspannter und glücklicher. Die Botschaft, dass man zusammen vieles überwinden kann, ist zwar nicht neu, aber es ist schön, sie in diesem Film vermittelt zu kriegen. Aber Vorsicht – man lasse sich bloß nicht von einer scheinbar einfachen Lösung mit Happy End täuschen. Dieser Film gehört nicht in eine verkitschte “Stadt = böse, Land = super”-Schublade. Das Leben auf dem Land ist nicht idyllisch, die Arbeit knallhart, hie und da stinkt’s. Die Landschaft wirkt manchmal erdrückend desolat und die Beteiligten haben alle ihre Macken, man kann sie mögen oder nicht. Aber sie sind zu 100% glaubwürdig.