Culture + Arts > Cinema

April 13, 2014

HomeGrown Reviews: “Scherbenpark” von Bettina Blümner, Siegerfilm der 28. Bozner Filmtage

David Thaler
Kunigunde Weissenegger

Titel: Scherbenpark 

Regie: Bettina Blümner 

Worum geht’s? Sascha ist jung, schlau, wortgewandt, liest gerne und hat vor kurzem ihre Mutter verloren. Den Mörder, ihr Stiefvater Vadim E., würde sie nur allzu gerne in Eigenjustiz selber umbringen. Dazu stünden ihr viele Möglichkeiten offen, notfalls auch eine Brotschneidemaschine. Man müsste nur den Kopf des Opfers irgendwie an der Tischplatte festgebunden bekommen. Jedenfalls ist ihr Stiefvater im Knast und, zu Saschas Missgunst, verunglimpft die Presse seine Tat mit der Darstellung seiner Reumütigkeit. Sie steht nun alleine da. Ist aber trotz aller Widrigkeiten gewillt, alles zu unternehmen, um etwas aus ihrem Leben zu machen. 

Umwerfend: Saschas große Klappe und ihr kontinuierlich beharrendes Trotzen gegenüber den Möchtegern-Machern in ihrem Plattenbaublock. 

Echt schwach: sind einige Jungs im Film, die mit Einschüchterungen versuchen, über das daraus gewonnene Machtgefühl ihre Belanglosigkeit zu kaschieren. 

Applaus für… eine großartige Verkörperung der Rolle der taffen Sascha von Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer. 

Absolutes must-see für… jene, die die Gegenwart lieber an der Kinoleinwand betrachten, weil sie da besser mitbekommen, was in der Welt so vor sich geht, als wenn sie die Tagblätter durchforsten. 

Wohlerwogenes Urteil: Der Film ist ein vielschichtiges Abbild der Machtspielchen in der Alltagswelt; angefangen von den obersten Etagen eines Verlagskonzerns, des Jugendamts oder eines Gerichtes, hinunter auf die Straßen und die Vorstadtparks der Problemviertel bis hin ins ganz private Schlafzimmer. Wobei die Machtpositionskämpfe im Kleinen, also im Privaten, eher im Vordergrund stehen. Die Macht von Sex ist der Macht der Liebe nicht ebenbürtig. Der Vergleich fehlt irgendwie. Und beides, Sex und Liebe, gehört dann doch letztendlich zusammen. Was bleibt, ist eine von Narben gezierte Hautpartie… und die Erinnerung an den Schmerz. 

Das Siegerin-Interview mit Bettina Blümner gleich nach der Preisverleihung am Samstag:

Die Jury der 28. Bozner Filmtage begründet die Vergabe des Preises für den besten Spielfilm an Bettina Blümner für “Scherbenpark” so: “Mit beispielloser dramaturgischer und formaler Stringenz begleitet der Film eine junge Frau durch eine Lebensetappe der schwierigen Identitätsfindung. Besonders beeindruckend sind die Leichtigkeit und der Humor, mit denen die Regisseurin von diesem dramatischen Schicksal erzählt, und dabei Grenzen auslotet, ohne sie zu überschreiten. Es stimmt so ziemlich alles in diesem Film: Die Führung eines bis in die kleinste Nebenrolle beeindruckenden Schauspieler-Ensembles, die authentische Sprache der Charaktere, die inszenatorische Präzision und die bestrickende Art, in der die überragende Protagonistin Jasna Fritzi Bauer die Zuseher an der Hand nimmt und sie an ihrer emotionalen Reise teilhaben lässt.”

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.