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February 28, 2014

Riceviamo, e volentieri Vi giriamo

Franz
"Anonymiter" ist uns ein elektrisierender Brief ins digitale Postfach gedreht...

Lieber Klaus,

weil ich nicht tun kann, als schriebest du dich wie der sich
grabdrehende Gatterer mit C., seiest du mit dem K. adressiert, das uns
allen zusteht.

Du schickst mir gerade eine mail des Inhalts: »Ich habe gerade diese
wichtige Petition unterzeichnet und würde mich freuen, wenn auch Du
diese dringende Kampagne unterstützt: Reduzierung der Südtiroler
Politikergehälter und Pensionsansprüche. An: Südtiroler Landtag«, … und
die Subscribenden tröpfeln im Sekundentakt in die Petition. Was soll ich
sagen? Ich hab auch schon unterschrieben. Mit meinem Namen.

Der Rest aber, um den es mir heute geht, ist alles nichts als eine
Boshaftigkeit der Menschheit, die in der Schule nicht aufgepaßt hat.
Weil sonsten tät sie wissen, daß einer vernünftigen Bilanz eine Doppelte
Buchhaltung zugrunde liegt, was vereinfacht gesagt (man kann sich auf
keine Schulbildung mehr verlassen) bedeutet, daß wenn (auch hier: ich
könnts besser, aber man verstünd mir nicht) in der einen Spalte (sagen
wir: links) eine Ausgabe von x steht, in der anderen Spalte (sagen wir:
rechts) eine Einnahme von x stehen muß, sonst geht sich die Rechnung
nicht auf.

Und wenn der A., der jungspundige, akkrat jetzt in der Zeitung sagt, daß
das Kulturbudget, das er auch nur von jemand Anderstem übernommen hat,
dieses Jahr um 1 (eine) Million gekürzt wird, so ist das eine Einnahme,
weil eine Ausgabe weniger, und demzufolge brauchts irgendwo eine
Ausgabe, und die haben wir zur Sicherheit etwas aufgerundet, weil man
weiß ja nie, ob in der Kultur in diesem Jahr nicht noch ein bißchen
gespart werden kann, so vorausschauend sollte man schon sein, und dann
gehts sichs alles wieder aufs Feinste auf, bilanzierungstechnisch. Man
muß nur Rechnen können.

Wobei ich gern zugäbe, daß ich in ernsten Gewissensnöten war, weil
eigentlich, historisch betrachtet, was auch so ein Fach ist, die Ausgabe
hätte noch weit größer ausfallen müssen, diweil die Einnahme in den
letzten vier Jahren ja qua der Kürzung des Kulturbudgets um 15 Prozent
eigentlich noch viel größer war. Das aber haben wir volens unterm Tisch
fallen lassen, in der Hoffnung, daß uns keiner darauf kommt.
(Der Rest ist Klassenkampf, und der findet, wie man als Arbeitnehmer
weiß, von Montag bis Freitag statt.)

Ps: Im übrigen mein Ich, daß man auch mit 800 Euro Rente würdig leben
kann, zumal unsere schöhnen Bibliotheken auch beheizt sind, wenn die
Leute nur mehr lesen würden.

Mit herzlichen Grüßen,
Deine K.

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