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February 27, 2014

Grüße vom Everest

Teseo La Marca

Nein, wir sind hier nicht wirklich am Everest. Wir sind nicht mal in dessen Nähe. Genau genommen ist man hier, im Südtiroler Schnalstal, 6.800 Kilometer davon entfernt. Die einheimischen Berge müssten auch noch sehr wachsen, um überhaupt halb so hoch zu sein wie der mächtige Mount Everest. 

Dennoch haben die Produzenten des Films “Everest“, der ab 27. Februar 2015 in 3D auf der großen Leinwand zu sehen sein soll, beschlossen, gerade hier einige Teile des Films zu drehen. Eisig, karg und lebensfeindlich wie Tibets Berge kann die Landschaft der Schnalser Gletscher jedoch allemal sein, diese Erfahrung musste vor über 5.000 Jahren bereits ein anderer machen. Nicht nur deshalb ist es letztlich wenig verwunderlich, dass gerade das Schnalstal zum Drehort des Films auserwählt wurde. Seit geraumer Zeit hat sich das Tal immer wieder als exzellenter Drehort, unter anderem für “Das finstere Tal” oder “Vacanze di Natale”, bewährt.

Dass aber Hollywoodstars wie Jake Gyllenhaal (“Brokeback Mountain”, “The Day after Tomorrow”), Jason Clarke (“The Great Gatsby”) oder Josh Brolin (“Men in Black III”) im Schnalstal spielen, das ist neu. Wochenlang starteten sie um sechs Uhr morgens vom Hotel “Goldene Rose” in Karthaus, um abseits des Trubels der Skipisten die Szenen des Bergaufstiegs zu drehen. Der Film mit einem Gesamtbudget von 48 Millionen Euro (die BLS steuert 700.000 Euro bei) verarbeitet eine auf einer wahren Geschichte basierende Bergtragödie, die sich im Himalaja im Jahr 1996 abgespielt hat. Das Drama handelt vom Bergführer Rob Hall, der sein Team auf den Mount Everest führte: Durch die unzähligen Touristengruppen wird der Anstieg der Truppe allerdings verlangsamt. Auf der Aufstiegsroute staut es. Rob Hall überredet einige Teammitglieder zur Umkehr zum Basislager, andere wie Doug und Beck wollen den Berg aber unbedingt bezwingen und nicht aufgeben. Bereits in Gipfelnähe überrascht sie ein Sturm und es kommt zur Tragödie.

Wem die Hausberge des Schnalstals für solche Szenen zu unglaubwürdig sind, muss wissen, dass die dramatischsten und somit schwierigsten Szenen nicht einmal am Gletscher, sondern kommende Woche in einem behaglichen Filmstudio in Rom gedreht werden. Die Produzenten wollten es trotzdem nicht an Authentizität fehlen lassen, und importierten für den Filmdreh elf Sherpas direkt aus dem Himalaja. 

Die meisten Informationen, wie etwa die Präsenz “echter” Sherpas, gingen zunächst nur als Gerüchte um, da die gesamten Dreharbeiten mit strenger und äußerster Diskretion abgewickelt wurden und man versuchte, so wenig wie möglich durchsickern zu lassen; selbst der Filmcrew war es verboten, Fotos vom Filmset zu schießen. Wozu diese Geheimhaltung gut ist, ist schwer zu durchblicken, jedenfalls hält man es verdammt ernst damit: Als ich zum Abbau des Filmsets selbst im Schnalstal war und dort diesen Blick hinter die Kulissen werfen konnte, unterhielt ich mich auch einmal mit einem Crew-Mitglied über meine Zukunftspläne, Journalist zu werden, und meinte, ich hätte gehört, man solle hier jedoch lieber nicht zu laut von Journalismus reden. Er bestätigte das und fügte hinzu: “Du bist aber noch kein Journalist, oder?” – “Nein, nicht beruflich.” – “Gut. Ansonsten hätte ich dich am Ende dieser Unterhaltung umlegen müssen.”

War sicher als Witz gemeint, der Mann verzog aber keine Miene.

Foto oben: Still of Jason Clarke in Everest (2015) © 2014 Universal Pictures

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