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February 3, 2014

Die Magie der Manege: “Circus Calder” von Ugo Mulas bei Kunst Meran

Christine Kofler

Heutzutage geht es ernst zu im Kunstbetrieb. Unter der Last von Zeichen und Bedeutungen wandeln die Besucher mit stoischer Miene in Galerien umher, bahnen sich in Ausstellungen den Weg zwischen intermedialen Verweisen und Dystopien. Nach dem Galeriebesuch blickt einem die Welt oft noch etwas düsterer und finsterer entgegen, als vorher. Wer in der Kunst manchmal die Leichtigkeit vermisst oder das Spielerische, wer Dada mag und die historischen Avantgarden der 30er-Jahre, wird von der Ausstellung „Circus Calder – UGO MULAS“, die derzeit bis 18. Mai 2014 bei Kunst Meran gezeigt wird, begeistert sein. Hier steht die Wiedergeburt der Kunst aus dem Geist des Spiels im Mittelpunkt – frei nach dem Motto, das sich der Dadaismus einst auf seine Fahnen geheftet hatte. Ritratto di Ugo Mulas - Fotografia Antonia Mulas - Tutti i diritti riservatiPortrait von Ugo Mulas; Foto Antonia Mulas; alle Rechte vorbehalten

Die Wiedergeburt der Kunst aus dem Geiste des Spiels

In der Ausstellung trifft der Besucher auf zwei Künstler: Auf Ugo Mulas, einem der Hauptakteure der internationalen Fotografie der Nachkriegszeit, und auf Alexander Calder, einem der wichtigsten amerikanischen Bildhauer der Moderne. Die beiden verband eine enge Freundschaft, die ihren Ausdruck auch in den 36 Original-Vintage-Fotografien von Ugo Mulas fand, die derzeit vom Kunsthaus Meran ausgestellt werden. Die Fotografien zeigen „mobiles“, wie Duchamp die hand- und motorgetriebenen Skulpturen von Calder nannte, die zum Großteil aus der Zirkuswelt entspringen. Ugo Mulas setzte die verspielt-märchenhaften, stilisierten Figuren von Calder in seinen schwarz-weiß Fotografien gekonnt in Szene, porträtiert sie voller Zärtlichkeit und Ironie, so, dass der Betrachter fast vergisst, dass es sich hier nicht um einen „echten“ Zirkustrupp handelt. 

Ugo Mulas, Alexander Calder, Sachè, 1963 Fotografia Ugo MulasUgo Mulas, “Alexander Calder”, Sachè, 1963, Foto von Ugo Mulas © Erben von Ugo Mulas. Alle Rechte vorbehalten

Leichtigkeit und Magie der Manege

Die ersten von Calder realisierten Tiere und menschlichen Figuren, die aus Draht, Gummi, Schnur und Stoff bestehen, waren so konzipiert, dass sie genau in zwei kleine Koffer passten. So konnten der Künstler und seine Frau durch Amerika reisen und ihren magischen Zirkus überall und in kürzester Zeit aufbauen. Wie diese Vorführungen aussahen, erfährt der Besucher über Videomitschnitte des „Circus Calder“, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden: Cowboys reiten ein wildes Rodeo, Akrobaten vollführen waghalsige Sprünge und als der Messerwerfer seine zitternde Assistentin trifft, rücken die Sanitäter an. Die Drahtfiguren bewegen sich durch ausgetüftelte Kreationen wie von Zauberhand und dabei entsteht eine faszinierende Magie, die uns dem versunkenen Spiel der Kindheit näher bringt. Wer also wieder mal lächelnd aus einer Galerie kommen möchte, dem sei die Ausstellung wärmstens ans Herz gelegt.

Eine Kostprobe des „Circus Calder“ gibt es hier:

Foto ganz oben: Ugo Mulas, “Alexander Calder”, Roxbury, 1963, Foto von Ugo Mulas © Erben von Ugo Mulas. Alle Rechte vorbehalten

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