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January 30, 2014
An den Grenzen von Vergebung + Selbstjustiz: “Der Tod und das Mädchen” in Hall
Marco Russo
Im Angesicht seines Antlitzes gerät sie in Panik.
Vorüber! Ach vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Er: ruhig, sanft und beschwichtigend.
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen:
Sei guten Muts! Ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen.
Das Sujet vom Tod und dem Mädchen ist zugleich der Titel eines Theaterstückes, das unter der Regie von Klaus Rohrmoser im Theaterpädagogischen Zentrum in Hall gespielt wird. Das Stück “Der Tod und das Mädchen” (im Original “La muerte y la doncella”), das vom chilenischen Autor Ariel Dorfmann verfasst, 1991 uraufgeführt und 1993 von Roman Polanski verfilmt wurde, erzählt die Geschichte einer brüchigen Beziehung im Kontext der Aufarbeitung der Diktatur Pinochets.
Brüchig ist die Beziehung deshalb, weil Paulina mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpft. Als junge Studentin wurde sie entführt, misshandelt, vergewaltigt – kurz: entwürdigt. Doch gerade jetzt, wo ihr Leben sich endlich hin zur Normalität zu bewegen scheint, geschieht das völlig Unerwartete. Ihr Ehemann Gerardo – der just als federführender Kopf in der Kommission sitzt, welche die Missetaten des Terrorregimes aufdecken soll – unterhält sich im Wohnzimmer mit einem Mann, dessen Stimme Paulina nicht fremd ist. Es ist der Mann, der Schuberts “Der Tod und das Mädchen” spielte…
Das Theaterstück “Der Tod und das Mädchen” ist ein gelungenes Psychodrama. Beim Zusehen dieses Stückes eröffneten sich mir im Hinblick auf die meisterhaft von Amarilla Ferenczy (Paulina), Günter Lieder (Arzt) und Marco Schaaf (Gerardo) gespielten Rollen, drei Fragestellungen:
Wie weit kann und darf (wenn überhaupt) Selbstjustiz gehen? (Paulina)
Wie verhalten sich Rationalität/Emotionalität und Pflichtbewusstsein/Impulsivität zueinander? (Gerardo)
Was heißt Nihilierung des Menschlichen in einem totalitären System? (Arzt)
Weitere Aufführungen am Sa 1./ So 2./ Fr 7./ Sa 8./ Fr 14./ Sa 15. Februar 2014 jeweils um 20.00 Uhr. Weitere Infos hier: www.tpz.at
Foto: Theaterpädagogisches Zentrum Hall in Tirol
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