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January 20, 2014

Das kontrastreiche Transsilvanien von Horatiu Sava

Kunigunde Weissenegger

Er ist dort geboren und inmitten von Wäldern und niedrigen Bergen aufgewachsen: Horatiu Sava kommt ursprünglich aus Schäßburg –  auch Sighișoara – in Siebenbürgen bzw. Transsilvania (Gebiet jenseits der Wälder). 1985 war er von Rumänien nach Deutschland geflohen und über 20 Jahre nie mehr dort zurückgekehrt – 2009. In der Galerie foto-forum in Bozen zeigt der 46jährige Fotograf nun von 22. Januar bis 22. Februar 2014 (Vernissage am 21. Januar um 19:00 Uhr), was er auf seiner Reise zurück in die Landschaften und Dörfer seiner Kindheit erlebt hat. Seine prämierte Serie “Dacia & Chauffeur” dokumentiert beispielsweise fotografisch die letzten noch laufenden Dacias 1300 und ihre BesitzerInnen: früher von 90% der RumänInnen gefahren und Symbol der Gleichheit der Gesellschaft – heute Symbol der finanziellen Ungleichheit.Dacia & Chauffeur – Horatiu SavaAuf seiner Reise hat Horatiu Sava vor allem in den Städten begleitende Spuren des Kapitalismus bemerkt. Ehemalige “Kommunistische Stadtviertel in Transsilvanien” – auch der Name einer weiteren Fotoserie – sind nun stark verändert: riesige Werbeplakate überziehen Wohnblocks, bunte Plastikspielgeräte tupfen die Flächen dazwischen, die lange Zeit unterdrückte Religion bahnt sich in Form von Kirchen deutliche Wege. Wir haben Horatiu Sava vorab zu einem Gespräch gebeten.Dorflandschaft - Horatiu SavaWas ist Fotografie für Sie? Sie sind Softwareentwickler – inwiefern beeinflusst das Ihre Art der fotografischen Arbeit?

Horatiu Sava: Fotografie ist eine Tätigkeit, die mir erlaubt die Welt kontemplativ zu sehen und zu erleben. Ich bin mittendrin im Geschehen und doch außerhalb, auf eine andere Ebene. Und ich glaube, Fotografie ist die Tätigkeit, die ich am liebsten mache. Mein Job, die Softwareenentwickung, hat kaum Einfluss auf die Art meiner fotografischen Arbeiten, eher würde ich sagen, dass ich in beides eine Art Schönheit und Perfektion hineinbringen möchte, allerdings bei jedem auf seine spezifische Art.Horatiu Sava – StadtlandschaftWie war es für Sie nach 20 Jahren in die Heimat zurück zu kehren?  Inwiefern hilft die Fotografie?

Nach mehr als 20 Jahren im Westen habe ich im Heimatland einen ganz anderen Standpunkt als jemand, der dort lebt. Es fallen mir die Änderungen viel stärker auf, aber auch Dinge oder Orte, die sich wenig oder nicht geändert haben. Die Fotografie ist ein gutes Medium, den Kontrast aus der Gegenwart und der Vergangenheit oder das, was daraus noch übrig geblieben ist, einzufangen.

Horatiu Sava – StadtlandschaftWarum sind Sie über die Veränderungen verwundert? Was hat Sie überrascht oder beeindruckt?

In meiner Jugend lebte ich unter einem kommunistischen Regime; damals schien es mir unmöglich, dass sich etwas ändert, dass irgend ein kapitalistischer Einfluss ins Land eindringt. Heute hat der Kapitalismus das Land durch und durch erobert. Was mich verwundert oder beeindruckt, ist die Art und Weise, wie die neue Ordnung das Land ändert, und andersrum, wie sich Altes mit viel Zähigkeit doch noch hält.

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