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January 17, 2014

Susanne Barta kontert Walter Niedermayr: “Auch Kritiker dürfen kritisiert werden!”

Franz

Das ist die Antwort von Susanne Barta auf dieses am 16.1.2014 erschienene Interview mit Walter Niedermayr:

Lieber Walter Niedermayr,

Sie lenken als Vertreter der sogenannten „Gruppe 30“ weiterhin die Aufmerksamkeit auf Ihr Kulturmanifest und setzen nun zu persönlichen Angriffen an. Das muss ich dann doch zum Anlass nehmen, einige Dinge zurecht zu rücken.

Ob es dem heimischen Kulturleben nützt, eine einzige Institution wie das MUSEION oder Einzelpersonen anzugreifen, die mit allen gegebenen Einschränkungen sich seit vielen Jahren für eine breite Wertschätzung der Kultur in all ihren Ausformungen (und hier ist explizit nicht nur das Zeitgenössische gemeint) in diesem Lande einsetzen, sei dahin gestellt. Die unkritische Vermengung von Begriffen wie Kulturberichterstattung, Kulturkritik, Interessenskonflikt, Transparenz, Rollenverständnis wirkt auf mich verwirrend; es wäre sicher dienlicher diese Begriffe auf ihre wahre Bedeutung und ihre Anwendung auf den Kontext Südtirol hin zu prüfen, bevor man sie als Kanonenmunition einsetzt. Der von Ihnen beschworene Dialog kann so wohl kaum in Gang kommen.

Aufs Deutlichste muss ich Sie aber bitten davon Abstand zu nehmen Unwahrheiten zu verbreiten: in der von mir als freiberufliche Publizistin gestalteten Radio-Sendung studio 3 im RAI Sender Bozen vom 18.12.2013 habe ich keinem Politiker etwas nahe gelegt, sondern im Rahmen eines Gesprächs eine Frage gestellt. Das von mir in Neustift kuratierte Projekt ist ein Beispiel für die Heranführung einer alt eingesessenen Institution an die zeitgenössische Kunst (aus dieser Zusammenarbeit hat sich zum Beispiel ein Workshopauftrag für eine der Manifest-Unterzeichneten ergeben); nicht ich, sondern die  damalige studio 3-Mitarbeiterin Nina Schröder hat es in studio 3 vorgestellt; studio 3 ist ein Medium der Kulturvermittlung nicht der Kunst- und Kulturkritik. Andere Projekte von mir werden wie viele andere Veranstaltungen in diesem Lande angekündigt. Ich arbeite mit Freude und großem Einsatz für den öffentlichen Rundfunk und weiß um den hohen Wert einer ausgewogenen Berichterstattung und Kulturvermittlung. Daran werden auch die von Ihnen verbreiteten Unwahrheiten nichts ändern.

Auch die Kritik an meiner Arbeit für eine politische Veränderung in diesem Land scheint etwas fragwürdig. Aus den bisherigen Wortmeldungen Ihrer Gruppe ist das unbedingte Bedürfnis nach politischer Veränderung herauszulesen. Ich habe mich aktiv für neue Weichenstellungen eingesetzt, da mir die Weiterentwicklung dieses Landes sehr am Herzen liegt. Darf sich nur die „Gruppe 30“ für einen Wandel in diesem Land einsetzen? Oder ist das auch Personen wie mir gestattet, bei klarer Trennung der Tätigkeiten als Kulturberichterstatterin einerseits und ausgebildetem Coach andererseits? Meine Arbeit für das persönliche Wahlkampf-Team von Arno Kompatscher ist nach erfolgter Wahl abgeschlossen. Das Arbeiten aber in verschiedenen Bereichen, Aufbauen von Netzwerken, entwickeln neuer Projekte und Schnittstellen ist für mich selbstverständliche Praxis und fruchtbare Herausforderung.

Kritik an Ihrer Kritik als Einschüchterungsversuch darzustellen, zeugt von einem sehr eigenartigen Begriff freier Meinungsäußerung; wer angegriffen wird, verteidigt sich. Weil ich bei einer Diskussion Ende Oktober Ausgewogenheit gegenüber den nicht anwesenden Vertretern des MUSEION angemahnt habe, bin ich wohl nun zur Zielscheibe erkoren worden. Ist das jener Mut, den Sie und die   „Gruppe 30“   meinen? Diskussion und immer wieder neue Fragestellungen tun diesem Lande und selbstverständlich auch dem Kulturbetrieb gut – aber bitte mit Herz, Aufrichtigkeit und Respekt.  

mit freundlichen Grüßen
Susanne Barta 

Photo: Leonhard Angerer. V.l.n.r.: Claudia Barcheri, Susanne Barta und Erwin Wurm

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