So funktioniert die Maschine “Schlagerstar” – Regisseur Marco Antoniazzi im Interview

So funktioniert die Maschine “Schlagerstar” – Regisseur Marco Antoniazzi im Interview
“…also zerscht kommt die Mafia, dann kommt die Prostitution und dann kommt die Volksmusik, des isch so krass und i hab so die Schnauze voll…” – so eine Aussage von Marc Pircher im Dokumentarfilm “Schlagerstar” von Marco Antoniazzi und Gregor Stadlober. Die beiden Regisseure haben den Volksmusikstar 14 Monate lang durch Licht und Schatten auf Konzerte, in Festzelte und Landdiscos, ins Aufnahmestudio, zu Fantreffen sowie zu Film- und Fotoshootings begleitet. Entstanden ist daraus der erste Kino-Dokumentarfilm, der einen Blick hinter die Kulissen von Musikantenstadl, Schlagerparade und Co wirft. Bei der Grazer Diagonale 2013 hat Schlagerstar den Publikumspreis als beliebtester Film gewonnen. – Vorgestern hat “Schlagerstar” übrigens als Eröffnungsfilm die 37. Duisburger Filmwoche eröffnet und damit seine Deutschland-Premiere gefeiert.
Wie es zum Filmprojekt kam, ob und wie sich ihr Blick auf die Szene verändert hat, erzählt uns einer der Regisseure, der Südtiroler Marco Antoniazzi, im Interview (er hat sich kurz von der Duisburger Filmwoche wegstehlen können.) “Schlagerstar” wird heute, Mittwoch, 6.11.2013 im Rahmen der Filmreihe Docu.emme um 20.45 Uhr im Centro per la Cultura in Meran gezeigt.
Wie ist die Idee entstanden, einen Dokumentarfilm von, mit und über Schlagerstar Marc Pircher und über die Schlagerszene zu drehen?
Marco Antoniazzi: Entstanden ist er aus der Überlegung, einen differenzierten Blick auf diese sonst unterbeleuchtete Sparte der Kulturindustrie zu richten. Es gab bisher eigentlich nur zwei Positionen, zwei Fronten in der filmischen Umsetzung zu dem Thema: Bilder aus der Branche selbst, die an der Oberfläche bleiben und den Zweck der Unterhaltung dienen, und auf der Gegenseite ein Bild, das sich meistens damit begnügt, die Szene der Lächerlichkeit preiszugeben. Daher die Überlegung, einen unvoreingenommenen Blick auf die Szene zu lenken.
Wieso war er der Auserwählte unter all den Volksmusiksternen?
Auf Marc Pircher sind wir im Laufe der Recherche gestoßen und haben gefunden, dass er sich gut als Protagonist unseres Films eignet; dadurch, dass er sehr viel selbst entscheiden kann, wird an ihm recht gut ersichtlich, wie die Maschine Schlagerstar funktioniert.
An welche prägenden Ereignisse während des Drehs erinnerst du dich am meisten? Warum?
Das war eigentlich gleich der erste Drehtag. Wir haben ja nicht gewusst, wie sich Pircher vor der Kamera verhalten würde. Er hat dann von der ersten Minute an mit großer Selbstverständlichkeit seine Arbeit weiter gemacht und uns ignoriert. Da haben wir gewusst, dass wir einen Glückstreffer gelandet haben und er den Film tragen wird.
Wie lange habt ihr Marc Pircher begleitet? Wann habt ihr gespürt, dass ihr genug Stoff für einen Film beisammen habt?
Wir haben ihn über einen Zeitraum von 14 Monaten begleitet. Als dramaturgischen Bogen hatten wir die Entstehung und Verwertung einer CD gewählt und bei Pircher passiert das in Einjahreszyklen. Als dann beim letzten alljährlich stattfindenden Fest im Zillertal auf der Bühne während der Nummer “Anna Lena” der Strom ausging und eine Fanmasse unbeeindruckt das Lied weitersang, wussten wir, dass wir das notwendige im Kasten hatten.
Hat sich eure Einstellung zur Schlager-/Volksmusik und deren Szene im Laufe des Drehs verändert? Inwiefern?
Massiv. Ich habe weniger Zynismus angetroffen als erwartet und im Gegenzug viele Menschen kennengelernt, die mit Einsatz und Passion ihr Handwerk ausüben.
Zur Besprechung des Films auf franz geht’s hier.
Auch sehr interessant das Making Of von Schlagerstar: