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October 31, 2013

Doris Moser bei Kunst boden_nah: Violettelig mit Orangen kombiniert

Kunigunde Weissenegger

Hochgestochene, intellektuell aufgeladene Eröffnungsreden findet sie langweilig, also können wir schon einmal deshalb am 1. November locker und frohen Mutes zu ihrer Ausstellungseröffnung um 19 Uhr nach Klausen pilgern – abgesehen davon, dass die Vernissagen von Kunst boden_nah eh immer alles andere als steif und fad sind. Doris Moser ist 1987 in Sterzing geboren, besuchte die Lehranstalt für Werbegrafik in Brixen, 2008 zog es sie nach Flozenz an die Libera Accademia di belle Arti und dann 2009 nach Salzburg zum Studium Bildnerischer Erziehung (Malerei) und Textilem am Mozarteum. Ausgestellt hat sie unter anderem in Salzburg im Abbruchhaus, im Kunstwerk und im Künstlerhaus sowie in Sterzing und ab 1. bis 22. November 2013 bei Kunst boden_nah auf der Frag in Klausen. Bevor wir uns also mitten im idyllischen Eisacktaler Städtchen vor einem ihrer Bilder treffen, möchten wir euch, liebe Leute, das Interview mit der Künstlerin nicht vorenthalten.

“Violettelig mit Orangen kombiniert” – ein spannender und vielleicht auch verwegener Titel für eine Ausstellung. Ebenso abenteuerlich die 7 Zeilen der Einladung. Wie kommt es dazu, Doris? 

Der Gedichtauszug auf der Einladungskarte stammt von der Künstlerin und Studienkollegien Birdy Morello. Ich bat sie damals für eine Ausstellung in Salzburg ein Gedicht für die Eröffnungsrede zu schreiben, was ihr auch außerordentlich gut gelang. Einerseits entzieht sich der Text einer Sinnhaftigkeit und Lesbarkeit und erntet zunächst meist nur Stirnrunzeln, andererseits beschreibt er die Bilder meiner Meinung nach besser als jeder andere Text. Ich war einfach auf der Suche nach alternativen zu den hochgestochenen, intellektuell aufgeladenen Reden, die langweilig sind und im Grunde am Eröffnungsabend doch niemand hören will. Ich finde, dass das Gedicht mit seinem Charme eine gelöstere Stimmung schaffen kann. Der Titel der Ausstellung ist auch aus dem Gedicht, welches es bei der Eröffnung in Vollversion zu hören gibt, entstanden.

Wo findest du die Motive für deine Arbeiten?

Ich finde in den unterschiedlichsten Bildwelten Motive für meine Arbeiten. Das kann das Familienalbum, ein Kalenderblatt, ein Stoffmuster auf Hangerlen oder auch ein Bild aus dem Internet sein. Ich sammle Bilder aus verschiedenen Medien, die mich aus irgendeinem Grund, den ich vielleicht zunächst gar nicht benennen kann, ansprechen.Cavalier King Charles Spaniel by Doris MoserCavalier King Charles Spaniel, 290x250cm, Gouache auf Leinwand, Foyer Mozarteum Salzburg, 2013

Wie können wir uns deinen Arbeitsprozess vorstellen?

Aus den gesammelten Bildern verwende ich im weiteren Prozess meist nur Fragmente, um sie dann collageartig neu zusammenzubauen, d. h. ich setze eine Figur in einen Raum, der aus einem bestimmten Muster besteht, welches vielleicht aus einem ganz anderen Kontext stammt, als die Figur. Diese Kombination von verschiedenen Elementen ist sehr lustvoll und bringt meist auch ein erzählerisches Potenzial mit sich.

Deine Bilder sind sowohl groß (z. B. 290×250) als auch klein (z. B. 14×23). – Hat das Format eine Auswirkung auf die Wirkung des Bildes? Wie entscheidest du?

Das Format spielt auf jeden Fall eine sehr große Rolle. Ich finde es interessant mit Dimensionen zu spielen. Ein sehr großes Bild, wie der Cavalier King Charles Spaniel (290x250cm) fordert eine ganz andere Vorgehensweise beim Malen. Ein kleines Blatt Papier beherrscht man mit dem Handgelenk, bei einem größeren Bild malt der ganze Körper. Die Dimensionen verändern die Wirkung und die Aussagen einer Arbeit. Dabei geht es nicht nur um die Dimensionen eines Bildes, sondern vor allem um das Verhältnis zwischen Raum und Bild. Manchmal kann ein kleines Bild genau so stark oder sogar stärker als ein großes Bild sein, wenn es im Raum richtig positioniert ist. Damit möchte ich auch in Klausen arbeiten, wenn ich unterschiedliche Formate zeige.Graschelraum by Doris MoserGraschelraum: Ausstellung “Graschelraum”, Galerie Kunstwerk, Salzburg, 2013

Du konzentrierst dich in deinem kreativen Schaffen nicht nur auf die Malerei, was machst du noch?

Wie man vielleicht schon an meiner Malerei ablesen kann, interessieren mich textile Materialen. Dabei entstehen Objekte, wie der Graschelraum, den ich im Frühjahr dieses Jahres in Salzburg ausgestellt habe. Der riesige „Stoffdonut“ ist mit über 200 kg duftendem Heu gefüllt und misst einen Durchmesser von 5 Metern. Besonders interessant fand ich die Reaktionen der Ausstellungsbesucher. Viele wollten gleich hineinspringen, andere waren sehr zurückhaltend und betrachteten das Objekt mit „Museumsabstand“. Kunst die „gebraucht“ wird – ein spannendes Thema.

Was fasziniert dich an Kunst boden_nah?

An Kunst boden_nah gefällt mir besonders das Konzept des „Ortslosen“. Das Flexible und nicht Sesshafte ist modern und nimmt die Idee von den beliebten Pop-Up-Galerien auf. Der Raum stellt sich hier ganz auf die zu präsentierende Arbeit ein, was für den Künstler Freiheit in der Umsetzung darstellt. Andy von Lutz und Karin Reichhalter sind super engagiert und haben etwas aufgebaut, was es in Südtirol gerne verbreiteter geben könnte. 

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