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October 22, 2013

distanz – die unabhängige Schülerzeitung des Realgymnasiums Bozen

Kunigunde Weissenegger

Die Schule ist seit knapp zwei Monaten wieder angelaufen. Mit allem drum und dran: Schularbeiten, mit der besten Freundin schwätzen, Hausaufgaben, lernen, lernen, lernen, Ferien, schwänzen, schwindeln, Fünfer kassieren. Etwas, was in vielen Schulen ebenso nicht fehlt, ist die Schülerzeitung. So auch im Realgymnasium in Bozen: Dort gibt es die “distanz”, die auch Autorenlesungen veranstaltet. So bin ich nämlich auf die Schülerzeitung gestoßen und neugierig geworden. Die letzte Ausgabe ist vor den Sommerferien 2013 erschienen und beim Durchblättern bin ich auf das Interview mit einem alten Bekannten aus meiner Schulzeit gestoßen (Erwin Fischer, der alte Direktor), auf ein Interview mit der neuen Direktorin, auf das Horrorskop und auf die Intelligenzausbrüche von Professoren und Schülern.

Gegründet wurde die “distanz” im Schuljahr 1993/1994 und erschien erstmals im Februar 1994. Seit diesem Datum ist sie regelmäßig gedruckt worden, zuerst mit Ausgaben im Abstand von mehreren Monaten, in den letzten Jahren jedoch nur mehr 1 bis 2 Mal pro Schuljahr, da die Anzahl der Redakteure und all jener, die sich für die Schülerzeitung eingesetzt haben (indem sie Texte einschickten, das Layout gestalteten oder anderes), beinahe auf Null gesunken ist. Zum Glück konnten sich die Redakteure bis jetzt immer zu wenigstens einer Nummer pro Schuljahr aufraffen. “Nun hoffen wir, dass es wieder aufwärts geht, seit letztem Jahr gibt es wieder mehr Redakteure, die sich sehr für die “distanz” einsetzen,” schreibt mir Judith Ralser, eine der verantwortlichen ChefredakteurInnen neben Michael Rizzi.  Und das (fotoscheue) Team ist in der Tat nicht klein: die weiteren Redakteure sind Tobias Kalser, Jennifer Franzelin, Valentina Elisa Maria Pinggera und Philipp Crepaz. Meine Neugierde ist noch nicht befriedigt, ich hake nach und will mehr wissen – also los:

Was will die distanz-Redaktion? Was soll eure Zeitung darstellen?

Die “distanz” ist als Sprachrohr der SchülerInnen gedacht. Was auch immer uns an der Schule besonders beschäftigt, seien es nun Themen, die den Schulalltag betreffen oder andere, die damit rein gar nichts zu tun haben, es wird in der “distanz” zu finden sein. Grundsätzlich sind wir für alle Ideen offen und schrecken auch nicht vor Satire oder Kritik zurück. Wir veröffentlichen unsere Gedanken, Ideen, Vorschläge und Kommentare – kurz alles, was uns interessiert. Dabei sind wir unabhängig von der Schule (na ja, zumindest meistens), die Druckkosten werden jedoch vom WissLyz übernommen und so kann die Zeitung gratis an alle SchülerInnen und das Personal (sowohl Lehrer als auch Schuldiener und Sekretariat) verteilt werden.

Was steckt hinter der Idee, eine Schülerzeitung zu machen? Was ist eure Motivation? Auch weiter zu machen…

Die Idee einer Schülerzeitung ist im Realgymnasium nun schon über 20 Jahre alt und vor 20 Jahren in die Tat umgesetzt worden. Hinter einer Zeitung steckt der Wille zu informieren, Gedanken und Ideen auszutauschen oder darlegen zu können und das durch ein Medium, das alle Schüler gleichermaßen erreicht. Die Motivation ist zum einen genau diese Idee: Dass wir über die Schülerzeitung alle Schüler erreichen können und dass wir ihnen unsere Ideen, Vorschläge u. a. nahe bringen können. Dazu kommen natürlich noch andere Faktoren, die bei jedem unterschiedlich sind, wie zum Beispiel das Interesse am Journalismus oder an Grafik. Und der Gedanke, dass die “distanz” die einzige Möglichkeit ist, mit der Schüler ihre Gedanken größtenteils frei und bei Bedarf auch anonym äußern können, tut sein Übriges dazu, sodass wir versuchen, die Zeitung aufrecht zu erhalten. Denn es wäre eine Schande, diese Möglichkeit ungenutzt zu lassen oder wieder herzugeben.

Wer steckt hinter der Zeitung? Wer macht sie? Erzählt ein wenig über euch bitte.

In dem Begriff Schülerzeitung steckt eigentlich schon die Antwort. Alles, was die “distanz” betrifft, geht von uns Schülern aus. Im Moment sind vor allem Schüler der oberen Stufen in der Redaktion, aber das kann sich schnell ändern. Wir sind ziemlich unterschiedliche Charaktere, auch Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, aber insgesamt ergänzen wir uns gut und schaffen es auch meistens, miteinander zu arbeiten. Zur Korrektur werden Lehrer hinzugezogen, damit wir möglichst wenig Fehler drucken.distanz - Realgymnasium BozenWelche Themen kommen in die distanz? Und warum?

In unsere Zeitung kommen entweder Themen, die die Schule und uns Schüler betreffen oder Artikel über Dinge, die uns persönlich interessieren und von denen wir denken, dass sie auch für andere interessant sein könnten. Themen, die die Schule betreffen, sind vor allem Dinge wie der Direktorenwechsel oder verschiedene schulinterne Wettbewerbe, die wir als Zeitung auch nicht ignorieren können. Andere Themen wären zum Beispiel Interviews mit ehemaligen Schülern, wie der Schauspielerin Anna Unterberger, oder auch die Papstwahl, teilweise Politik und andere gesellschaftliche Themen, literarische und humorvolle Dinge ebenso wie ernste Themen.

Was ist euch beim Zeitungmachen wichtig?

Das Wichtigste ist, eine gute Zeitung zu machen. Dazu gehört die Auswahl von Texten und Themen, das Layout, die Ideen, einfach alles. Die Zeitung muss interessant und angenehm zu lesen sein, optisch ansprechend und so gut, dass die Schüler sie auch wirklich lesen. Wichtig ist natürlich auch, dass wir Spaß an der Sache haben und uns nicht unbedingt zwingen müssen zu schreiben, sondern dass wir es freiwillig machen. 

Was sind denn die Schwierigkeiten? Und was schöpft ihr Positives aus eurer Arbeit?

Wir sind eine kleine Redaktion, wenn man die Zahl der Schüler hernimmt. Da ist es natürlich nicht einfach, alles rechtzeitig zu schaffen, manchmal gibt es Zeitdruck wenn etwa Probleme dazukommen, auf die man nicht gefasst war. Manchmal fällt einem einfach kein Thema ein, oder eine Art, wie man ein Thema angenehm und interessant niederschreiben könnte. Manchmal stimmt etwas mit der Druckerei nicht, wird jemand krank, der noch unbedingt etwas fertig machen sollte; oder es kommen ungeahnt Schularbeiten und Lehrer in die Quere. Aber es ist auch eine Möglichkeit, einmal verschiedene Dinge auszuprobieren, Interviews zu machen oder auch das eine oder andere zu organisieren. Letztes Jahr war es eine Lesung mit Michael Denzer, der selber am WissLyz war. Wir können ausprobieren, ob uns diese Arbeit zusagen würde, wir können Ideen verwirklichen und manchmal ist es auch einfach nur gut, eine Stunde lang, während alle im Unterricht sitzen, durch die Gänge zu wandern und Umfragen zu machen.

Habt ihr Vorbilder – bezüglich Layout und Design, Sprache und Stil, Inhalt und Themen?

Ja, es gibt natürlich Vorbilder. Allerdings können wir nicht behaupten, ein einziges Vorbild für die Zeitung zu haben. Es gibt verschiedene Zeitungen, die auf jeden Fall als Vorbild dienen, auch was Themen und Bearbeitung angeht, in diesem Fall allen voran sicher der SPIEGEL. Für das Layout haben wir uns verschiedene Zeitungen angesehen und versucht, das Beste aus allen herauszusuchen. Sprache und Stil variieren von Text zu Text, je nachdem wer von uns schreibt und welches Thema behandelt wird.

Kennt ihr noch andere Schülerzeitungen?

Als Schülerzeitung haben wir keinen Kontakt mit anderen Zeitungen, aber wir kennen einige davon. Wir versuchen uns ein wenig zu informieren, aber es ist nicht einfach.

Wie geht’s weiter, wenn ihr dann nicht mehr an der Schule seid?

Die Schülerzeitung muss natürlich auch weiterhin von Schülern geschrieben werden, deshalb wird sie immer weitergegeben. Wir versuchen, Schüler aller Stufen in der Redaktion zu haben. So können sich die Neuen an die Zeitung und an die Redaktion gewöhnen und sich einleben. Wenn dann einige Redakteure die Schule abschließen, übernehmen andere und wieder neue kommen dazu: frisches Blut und neue Ideen. Aber auch ehemalige Schüler können gerne noch in der Schülerzeitung veröffentlichen, wenn sie wollen und die Redaktion einverstanden ist.

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