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September 25, 2013

START IV. Julia Frank: “Flexibilität und Wagnis”

Franz
Die diesjährige vierte Ausgabe von START IV des Südtiroler Künstlerbundes präsentiert sechs junge Künstlerinnen und Künstler: Johannes Bosisio, Jasmine Deporta, Julia Frank, Judith Neunhaeuserer, Simon Rauter und Ursula Tavella. Alle Sechs werden wir euch hier auf franzmagazine in den kommenden Wochen, vor der Ausstellungseröffnung am 4. Oktober, vorstellen.

Wer bist du? Stell dich bitte vor.

Julia Frank. Geboren 1988, aufgewachsen in Laatsch. Künstlerin, um diese Welt besser verstehen zu können oder sie einfach zu überleben. 

Wie bist du zur Kunst gekommen? Wer hat dich beeinflusst?

Mittels Autostop ca. ein Viertel Jahrhundert her. Während dieser Mitfahrgelegenheit habe ich vieles gesehen, viele getroffen und auch wieder vieles verdrängt. Die Bilder ziehen schnell an einem vorbei, das was bleibt sind Blickkontakte, Begegnungen und Aussagen an Haltestellen bzw. Tankstellen. Eine Begegnung war die mit José Luis Vicario, eine Zeit mit nachtschwarzem Kaffee und prägnanten Metaphern. Auf einer weiteren Station, Matteo Chini: ein Kunst-Fanatiker mit gewissem intellektuellen Scharfsinn. Beide auf ihre Art eigen, doch haben sie mir Zitate mit auf dem Weg gegeben. 

Hast du Vorbilder, an denen du dich orientierst?

Nein, es gibt kein Vorbild, das ich bewundere, liebe oder nachahme. Mein Prinzip ist der Erhalt meiner Individualität und die Toleranz Dritten gegenüber. 

Welche/r Künstler/in oder Kulturveranstaltung haben dich sehr beeindruckt?

NUR: Die im Raum rotierende s/w-Video-Projektion der Ausstellung Jumbs and Bumbs von Sturtevant in der Serpentine Gallery in London. Das Treffen mit Gilbert&George letzten Samstag beim Türken in Dalston in London. Undefiniert aber dennoch: Franz West im mumok in Wien. Gilad Ratmans professionelle Arbeitsweise im israelischen Pavillon zur 55. Biennale in Venedig. Rosemarie Trockel  (Flagrant Delight) – weil es keinen Grund zum meckern gibt. Erleichtert über das wiedereröffnete G.A.P. Atelierhaus in Glurns. Sprachlos war ich bei: „The Visitors“ von Ragnar Kjartansson im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich. Beeindruckt von Lara Favaretto und Just Knocked Out – Moma PS1 in NYC. Auch nennenswert: Rosella Biscotti. Markus Schienwald im österreichischen Pavillon der 54. Biennale in Venedig just zum positiven. Julia Frank - StuhlglattLebst du im Ausland? Wie oft und wie gern kommst du nach Südtirol zurück? Ist das notwendig?

Ich lebe seit kurzem in London, ein Ort, den ich für die nächsten zwei Jahre entdecken werde. Doch sollen andere, noch unbekannte Ortschaften, wie Ost-Europa oder vielleicht Süd-Amerika nicht unentdeckt bleiben. Wie oft ich nach Südtirol komme? Wahrscheinlich noch zu oft, aber ich komme gerne um “Hallo” zu sagen. Notwendig? – Ja, doch! Familie, Freunde und meine Wurzeln sind dort, diese möchte ich nicht aus denn Augen verlieren. 

Wie wichtig ist es für dich im Augenblick im Ausland zu leben?

Sehr wichtig, da es sich um ein Master Studium am RCA handelt. Ein neuer Abschnitt meiner persönlichen wie kreativen Entwicklung und manchmal ist es einfach notwendig, sich selbst ins kalte Wasser zu stoßen. 

Was erwartest du dir von START?

Dass wir die START sind, die wirklich für die junge Kunst steht! 

Was bedeutet dir die Vernetzung unter KünstlerInnen in Südtirol? 

Wie viele Künstler leben denn überhaupt in Südtirol? Weiß man das? Ich selbst bin mir gerade unschlüssig, ob ich nicht mehr Südtiroler Künstler im Ausland kenne oder doch im Inland – hm, na wahrscheinlich eher im Ausland. Na egal, auf alle Fälle Vernetzung, boh, ich bin nicht die Kontaktjägerin. Aber für ein intensives Gespräch bin ich alle mal bereit – egal mit wem. 

Kennst du die anderen fünf?

Nein, ehrlich gesagt, keinen von ihnen, aber ich vertraue den beiden Kuratorinnen: Lisa Trockner und Victoria Dejaco zu 98% .-)

Mit welchem Medium arbeitest du? Denkst du, dass du dabei bleiben wirst?

Mein Medium… ich verwende verschiedene; das Medium soll nicht Limit meiner Ausdrucksform sein und das ist definitiv auch ein Merkmal meiner Arbeit. Flexibilität und Wagnis neuer, anderer Medien. Das wird wohl auch so bleiben. Bitte fragt mich das in 5–10 oder 15 Jahren wieder, danke. 

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Beim Kaffee kochen in meinem eigenen, ersten Studio, wo ich mich für ein Monsterprojekt vorbereite und mir zeitgleich im Hinterkopf eine Stimme sagen wird: Verdammt, jetzt bin ich schon 30ig, cazzo!

Julia Frank, geboren 1988, aufgewachsen in Laatsch. Nach Kursen, u. a. an der Facultad di BB.AA Alonso Cano, Josè L. Vicario in Granada, der Academy of Fine Art in Carrara von 2009–2012, lebt sie seit 2013 in London, wo sie am Royal College of Art Skulptur studiert. Sie ist Gründungsmitglied des Glurns.Art.Point.

www.kuenstlerbund.org

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