Eva Maria Boerschlein @ Innovation Festival: Impulse aus der Welt für Bozen
Am 27. September kommt Eva Maria Boerschlein mit dem “BMW Guggenheim LAB” für das Innovation Festival 2013 nach Bozen und berichtet im Museion ab 14 Uhr von ihren Projekten an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kunst und Stadtentwicklung. Im Anschluss folgt ein Runder Tisch zum Thema Brennerbasistunnel.

Eva Maria Boerschlein betreut seit 2010 das internationale Kunstprojekt „BMW Guggenheim LAB“. Das Lab ist eine Plattform für soziales Engagement, für Initiativen und urbane Gestaltung, eine Ideenschmiede zur Zukunft von Großstädten, und auch ein Beschleuniger, der Menschen zusammenbringt, zur gegenseitigen Unterstützung ihrer Projekte und Initiativen. Dem Lab geht es darum, in die Zukunft zu sehen, die richtigen Fragen zu stellen und zu beobachten, was gesellschaftlich passiert. Es betreibt mit ganzheitlichen Zugang Zukunftsforschung. 2011 wurde in New York das erste Lab eröffnet und veranstaltet, 2012 folgte Berlin und Ende 2012 Mumbai. – Updates zu den einzelnen Stationen gibt es unter bmwguggenheimlab.org oder im Blog blog.bmwguggenheimlab.org.
Auf Einladung des Innovation Festivals macht Eva Maria Boerschlein am 28. September 2013 um 14 Uhr Halt in Bozen: “Ich folge dieser Einladung gerne und werde mit Impulsen aus dem BMW Guggenheim Lab, das wir selbst als radikales urbanes Experiment verstehen, zum Innovation Festival beitragen,” freut sich die Leiterin der BMW Kultur-Kooperationen und Projektleiterin des BMW Guggenheim Lab auf den kommenden Samstag. Nach ihrem Impulsvortrag wird sie neben Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln, und Konrad Bergmeister Vorstand Brennerbasistunnel, an einem Runden Tisch zum Thema Brennerbasistunnel teilnehmen: “Ich freue mich darauf mehr über dieses komplexe Projekt zu erfahren und Haltungen und Ideen kreativ und verbindend zu diskutieren.” Wir haben die vielbeschäftigte Frau kurz nach ihrer Rückkehr aus Asien telefonisch erreicht und ihr vorab einige Fragen gestellt.
Eva Maria Boerschlein, wie operiert das “BMW Guggenheim LAB”? Wo schaltet es sich ein?
Wie der Name schon sagt, ist das Projekt zuallererst ein großes urbanes Labor, ein Forschungslabor, um das Leben in Großstädten zu erforschen. Es geht sehr stark, darum dass die Menschen eingeladen sind und ermuntert werden, selbst an der Stadtgestaltung teilzunehmen.Es geht um soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Das Lab ist ein sozialgesellschaftliches Innovationsprojekt. Um es sichtbarer, greifbarer zu machen: wir haben als Ideenschmiede in jeder der drei Städte (New York, Berlin, Mumbai), wo das Lab Halt gemach hat, 100 Ideen fertig gestellt: www.100urbantrends.org.
Wie bereit sind ihrer Erfahrung nach die Menschen, sich einzubringen?
Wir haben in allen drei Städten, wo das Lab Halt gemacht hat, eine große Gestaltungslust gesehen; es sind aber auf der ganzen Welt gesellschaftliche Bewegungen, Initiativen oder Aktivitäten zu beobachten, über die Menschen aktiv werden und sind (beispielsweise in NGOs). Bei unseren Labs in New York, Berlin und Mumbai hatten wir insgesamt über 100.000 Gäste in 600 Veranstaltungen, die ihre Ideen mitbrachten und präsentieren wollten. Es ist ein großes Empowerment und Bürgerengagement weltweit zu beobachten. Es ist eindeutig spürbar, dass die Menschen sich mit ihrer Kreativität einbringen wollen. Die Leute wollen ihre Ideen präsentieren und das, was sie verändern wollen. Viele haben sich auch online eingebracht.
Woran ist das festzumachen und zu erkennen?
Es gibt bereits unzählige gesellschaftliche Bewegungen und spürbare Strömungen, die es gilt zu sehen, zu respektieren und zu wertschätzen. Dazu zählen, um ein paar mit Schlagworten und Überbegriffen zu nennen, globale Phänomene und Bewegungen wie Open Innovation, Open Data, Open Governance (das sind ja auch Programmpunkte beim diesjährigen Innovation Festival), Urban Interventions, Citizen Empowerment, Hacktivism, Participatory Urbanism, Bottom Up Engagement u.a. Vorwiegend alles auf Englisch benannt, was auch gleichzeitig Ausdruck ist, dass es sich hier um globale Phänomene handelt, die überall auf der Welt zu beobachten sind und sich ausbreiten werden. Das sind nur ein paar dieser Bewegungen, aber sie sind da und nicht mehr zu übersehen. Es gilt, sie genau zu analysieren, weil ihnen viel Energie und Potential inne wohnt.
Soziale und gesellschaftliche Innovationen gewinnen vermehrt an Bedeutung und ergänzen sich mit technologischen, wirtschaftlichen Innovationen. Die großen Themen der Co-creativity, Co-Creation sind vielschichtige Phänome, mit großem Transformationspotential.
Dieses Einbeziehen der Bürgerinnen und Bürger ist doch auch der aufwändigere Weg, nicht?
Die Frage ist, finde ich, nicht ob das Einbeziehen der Menschen aufwändig ist, sondern viel mehr: was ist verantwortungsvoll und nachhaltig und was bringt langfristig Lebensqualität, Freude, Zusammenhalt, einfach ein gutes Miteinander? Wir haben immens viel intellektuelles, soziales, und innovatives Kapital; damit neu und zukunftsgerichtet umzugehen – zum Wohl aller – das finde ich eine spannende Herausforderung, jetzt sofort und für die kommende Zeit.
Letzte Frage: Kann sich die Realisierung eines zunächst auf Widerstand stoßenden Projekt wirklich durch richtige Planung positiv entwickeln?
An positive Entwicklung glaube ich einfach immer. Einbeziehung verschiedener Haltungen und kreativer Ideen halte ich für immer gewinnbringend. Ist nicht die Frage zunächst vielmehr: Was muss richtig geplant werden?
Mehr Infos: www.innovationfestival.bz.it