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September 11, 2013

Morgenstern 2013, der Kampf um die Wandertrophy für Lautpoesie

Franz

Es ist soweit! Am Sonntag, 15. September 2013 findet die Zungenschlacht der Zungenschlachten, das Stimmengefecht der Stimmengefechte, das Wortgemetzel der Wortgemetzel statt. Spucke wird fließen: Im Batzenhäusl in Bozen geht ab 20.30 Uhr das Finale des Morgenstern 2013 über die Bühne. Die jeweils besten Slammerinnen und Slammer der Vorausscheidungen in Latsch, Bozen, Bruneck und Franzensfeste treffen aufeinander und werden um die begehrte Wandertrophy sowie einen Startplatz beim Ö-Slam 2013, dem Finale des österreichweiten Slams, in Salzburg kämpfen. Auf der Bühne stehen werden am Sonntag Dominik Bartels, Helene Delazer alias Lene Morgenstern, Michael Denzer, Haris Kovacevic, Wolfgang Nöckler, Greta Pichler, Helga Stockreiter, Martin Theiner, Kunigunde Weissenegger, Josef Ziernhöld, Marion von Zieglauer sowie Fixstarter und Morgenstern-2013-Titelverteidiger Arno Dejaco. Durch diesen 4. Morgenstern-Final-Slam-Abend führt als MC der Südtiroler Slam-Pionier Hannes chAos Waldmüller.

Vorab ein paar Statements der Finalistinnen und Finalisten zu Procedere des lautpoetischen Wettkampfs und ihrer Wortperformance:
1. Was ist gut am Poetry Slam? Was ist schlecht am Poetry Slam?
2. Was wäre Poetry ohne Slam?
3. Wie würdest du deine Wortperformance beschreiben?

Dominik Bartels
1. Ich mag das Prinzip der offenen Bühne. Jeder kann bei einem Poetry Slam etwas vortragen. Es gibt keine Zulassungsvoraussetzungen oder Altersbeschränkungen. Wo sonst stehen 14-jährige Mädchen und 70-jährige Großmütter auf einer Bühne und rocken zusammen das Publikum?
2. Die Poesie braucht den Slam nicht unbedingt, aber beide befruchten sich auf wunderbare Art und Weise. Slam bringt Poetry wieder dorthin, wo sie hingehört: zu den Menschen. 
3. Vielfältig. Ich probiere auf der Bühne sehr viel aus. 

Arno Dejaco
1. Das Gute und das Schlechte wird jedes Mal von den Zuhörern verhandelt. Das ist gut so. Oder auch nicht.
2. Poesie  ohne Publikum
3. Meine Wortperformances sind Versuche meine Gedanken so zu verpacken, dass sie auch jemand hören will. Das geht auch mal daneben, aber genau das macht auch den Reiz aus. 

Helene Delazer alias Lene Morgenstern
1. gut am poetry slam ist, wenn er gut ist. der text. der slam. der abend. schlecht ist, wenn einem schlecht wird, vom text. beim slam. am abend. ist mir bisher einmal passiert. wiederum gut ist, dass man darüber schreiben kann. einen text. über das schlechte. am abend. man kann aber auch einfach schweigen. und kotzen. und einen kübel hinstellen. am besten vorher. das sollte man ja sowieso. generell. überall. an jede lebensecke. einen kotzkübel hinstellen. für alle schlechten fälle. 
2. poetry ohne slam wären worte ohne performanceorte. sowas wie lasagne im kochbuch und nicht auf dem teller. auch schön. und schmackhaft. rein theoretisch.
3. … buchstabensuppenzwölfgängemenüs? pikante anti-passt-schon-häppchen? oder ganz einfach geschichten aus dem mundwerk. dem meinen. man könnte meinen, sie hätten nie stattgefunden. die geschichten. haben sie aber. oh doch. sagen meine mitbewohner ernst und heiter. 

Michael Denzer
1. Gut ist, das man alles nur einmal hört, schlecht ist das auch. Man ist beim Slam aufmerksamer, achtet genauer auf den Text. Gefühle bleiben eher haften, Fakten oder der Wortlaut schwerer.
2. Poetry ohne Slam wäre genau das: Poetry, nur eben ärmer, oder vielleicht einfach nur ruhiger und damit ein gutes Stück weniger gehört. Aber Poetry mit weniger Publikum ist dann wohl doch ärmer. 
3. Mir ist es wichtig, dass meine Texte beim lesen leben, aber nicht vom lesen. Jeder meiner Texte muss für mich auch beim “normalen” lesen funktionieren. Für große Performances bin ich auch immer zu aufgekratzt auf der Bühne.

Haris Kovaecevic
1. Gut an Poetry Slam ist, dass man viele Leute kennenlernt und schlecht daran ist, dass es so kurz dauert. 
2. Total sinnlos.
3. Man muss ganz auf der Bühne stehen während man performt, man muss während des Schreibens ganz hinterm Bleistift stehen, man muss ganz hinter Slam stehen, wenn man slamt…

Wolfgang Nöckler
1. finde die bewertung, den modus des wettbewerbs, nicht immer optimal, aber poetry-slam ist ja zum glück nur ein format unter vielen. und man weiß auf was man sich einlässt – oder erfährt es im laufe des abends…
2. eine andere form der literarischen darbietung; ich persönlich stehe auf fast alles mit wort drin
3. das hängt vom jeweiligen text ab. mal so: mit reim. mal so: mit ohne reim. mal so: ernsthaft. mal so: mit mehreren charakteren on stage. mal so: witzig. mal so: verunglückt. alles kann passieren… 

morgenstern 2013 finalistInnen 02

Greta Pichler
1. Gut: ein Zusammentreffen mit anderen Poetinnen/Poeten, ein Austausch, ein sich Messen, neue Anregungen, ein Feedback; schlecht: nicht immer aufmerksame Jury.
2. Ohne Slam fände kein Austausch statt, die Anregungen, das Feedback und der Spaß am sich Treffen und sich Messen würden fehlen und dies würde vielleicht auch die Entwicklung dieser Kunst hemmen.
3. Ich versuche auf eine für poetisch-melodische Ohren möglichst schmackhafte Weise auszudrücken, was ich denke und fühle.

Helga Stockreiter
1. Etwas schlechtes kann ich am Poetry Slam beim besten Willen nicht entdecken; Super finde ich, dass kein Bürokratismus dabei ist, die Teilnehmer müssen ihre Texte nicht vorher einsenden, man verlangt auch keinen Lebenslauf, Foto etc.
2. Ohne Slam wäre Poetry um eine interessante Facette ärmer.
3. Meine Wortperformance zu beschreiben ist für mich schwierig, ich versuche, weder meine Texte noch mich besonders ernst zu nehmen.

Martin Theiner
1. Gut ist der Umstand, dass es für Menschen mit einer Leidenschaft fürs Schreiben eine Bühne gibt um sich auszutoben, denn ohne vorzeigbare Publikation ist es in der Regel schwierig sein eigenes Zeug in die Öffentlichkeit zu bringen. Schlecht hingegen: Man muss sich schon überlegen, ob man irgendwelche Personen oder gesellschaftlichen Akteure verbal torpediert. Wenn man nicht das sympathischste Wesen ist, werden einem solche Vorstöße verübelt… 
2. Poetry ohne Slam: würde die Perfomance aussparen, die meiner Ansicht nach DEN zentralen Pfeiler eines erfolgreichen Poetry-Slam darstellt. Der beste Text nützt einem wenig, wenn man ihn übermäßig “fad” performt.
3. Ich werde mich bemühen meine Performance besser vorzubereiten und auf ein qualitativ besseres Niveau zu bringen, bei der Vorausscheidung war ich etwas naiv und hab diese eigentlich kaum geübt.

Kunigunde Weissenegger
1. Penetration tut gut, Lieblichkeit weniger
2. Jigai ohne Messer
3. Ich bin die Putzfrau, die in euer Klo spuckt

Marion von Zieglauer
1. Gut am Poetry Slam ist, dass sich Leute treffen und ihre Erfahrungen und Gedanken austauschen. Sehr gut ist, dass das andere Leute interessiert und sie sich die abendfüllenden Wortschwalle auch noch anhören.
2. Poetry ohne Slam wäre eine Lesebühne – ohne Bewertung.
3. Ich interessiere mich für Menschen, die ihre Gedanken und Leidenschaften in eine Sache stecken, mit dem Ziel, ihre Lage zu verbessern und dann darüber nachgrübeln, wie sie in die aktuelle Situation geraten sind. Meistens ergeben sich daraus lustige und skurrile Situationen, und ich will sie nicht vergessen, deswegen schreib ich sie auf.

Josef Ziernhöld
1. Gut am Poetry Slam ist, dass man so viel Unterschiedliches zu Ohren bekommt. Schlechtes fällt mir jetzt eigentlich nix ein.
2. Poetry ohne Slam? Hm, weiß nicht. Nur Poesie ohne das ganze Brimborium rundherum würde wahrscheinlich weniger Leute anlocken.
3. Bisher war ich in Form und Vortrag eher klassisch unterwegs – also gereimt und nicht geschüttelt.

Auf den Fotos die Finalistinnen und Finalisten der 4. Ausgabe der Poetry-Slam Landesmeisterschaft „Morgenstern“: Helene Delazer alias Lene Morgenstern, Arno Dejaco, Martin Theiner, Michael Denzer, Greta Pichler, Marion von Zieglauer, Dominik Bartels, Haris Kovacevic, Helga Stockreiter, Josef Ziernhöld, Kunigunde Weissenegger und Wolfgang Nöckler. 

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