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September 6, 2013

Klammer auf, Klammer zu – Benjamin Tomasi mit [ ] in Bozen

Kunigunde Weissenegger

Benjamin Tomasi, Jahrgang 1978 beschäftigen Ton, Bild, Technik, das Experimentelle. Und so sieht es in der Galerie Prisma in Bozen von 7. September abends (Vernissage um 20 Uhr) bis 28. September 2013 auch aus: Kabel, Verstärker, Bildschirme, Lautsprecher und andere technische Geräte gehören zu den Installationen des gebürtigen Völsers, der an der Angewandten in Wien Fotografie studiert hat. Flüchtige Betrachterinnen und Betrachter werden keine Freude haben. Sich Zeit mitnehmen und sich einlassen können, das verlangt der Künstler, und dann gibt es vertikal richtungswechselnden Regen zu hören, sich umkehrende Schwerkraft zu sehen, sanfte, von Lautsprecher und Spiegel an die Wand geworfene Horizonte zu erfahren, atmende Boxen zu spüren, sich unabhängige, zu einem Bild zusammenfügende Werbeschriften zu begreifen. 

[ ] – bzw. eckige Klammer auf, eckige Klammer zu – wie kommt es zu diesem Titel deiner Ausstellung?

Es geht um die Leerstelle, das Mögliche oder Latente, wenn man so will. Da die Leere, weil umrahmt, gleichzeitig definiert ist, geht es auch um diese immanente Ambivalenz. Die Ambivalenz des Präsenten und Latenten, die auch als Spannungsfeld in den Arbeiten funktioniert. Das Weglassen und Andeuten, oder die knapp an der Wahrnehmungsschwelle angesiedelte Bewegung zum Beispiel. Eine Leerstelle, die es im besten Fall erlaubt, einen Zugang zu finden und mit eigenen Erfahrungen daran anzuknüpfen.

Was erwartest du grundsätzlich bei Ausstellungen von den Betrachterinnen und Betrachtern? – Was soll bzw. muss ein Publikum? Ist Passivität erlaubt? Wie sollen sie auf deine Arbeiten reagieren?

Durch den Wechselwirkungsprozess zwischen Arbeit und BetrachterIn soll ein ästhetisches Erlebnis zustande kommen. Der passive Blick ist dabei ein Idealfall und hat keine sofortige Reaktion im Anschlag, sondern wirkt nach.Benjamin Tomasi – Autoscan Druck 2013Was muss/soll im Gegenzug Kunst deiner Meinung nach bewirken?

Die Frage würde ich gerne mit den Worten der Figur Bartleby the Scrivener beantworten: „I would prefer not to“.

Du hast Fotografie studiert, du arbeitest aber in letzter Zeit auch oft mit dem Medium Audio – wie auch in der Ausstellung in der Prisma in Bozen. Was fasziniert dich daran und was ist der Unterschied, die Möglichkeiten im Gegensatz zur Fotografie?

Das ist keine neuere Entwicklung. In meinem Studium habe ich im ersten Jahr damit begonnen, das Medium Audio in verschiedensten Formen für Arbeiten zu verwenden, da mir eine gewisse Unmittelbarkeit fehlte. Wobei es anfangs meistens darum ging, ein Bild in Ton zu übersetzen oder aber durch Ton Bilder zu generieren, ohne jedoch mimetisch oder synästhetisch zu werden. Es sind damals Arbeiten entstanden, die auf meine eigene Stimme, auf cmyk-Werte, Daten und Google-Bildersuche oder musikalischen Soundscapes basierten. Mein Diplom war ebenfalls eine sound-kinetische Installation. (Sie war letztes Jahr auf der Panorama4 in der Franzensfeste zu sehen.) Ich habe auch immer in verschiedenen musikalischen Kollektiven und Projekten gespielt und wollte irgendwann das akustische und das bildliche Element gleichberechtigt in meiner Arbeit verhandeln. Da die beiden, ich nenne sie mal Materialien, doch recht verschieden sind, ist dieses Bestreben der Gleichberechtigung jedoch ein eher ideales und ein mitunter auch oft hinderliches. Ich verwende die Medien mittlerweile viel intuitiver. Am Ton oder Sound schätze ich das Unmittelbare. Das Bild in seiner Deutungsvielfalt und Ruhe. 

Kurz noch einige Worte zur ″gruppe uno wien″: wer sind sie, was machen sie, was beschäftigt sie?  (Sie sind mit Antworten, Fragen, Kommentaren und Variationen auch Teil der Ausstellung.)

Wer sind wir: omnipresence is the new omnipotence
Was machen wir: we are building a town
Was beschäftigt sie: how far can you go
www.facebook.com/GruppeUnoWien

www.kuenstlerbund.org
www.benjamintomasi.com

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