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August 30, 2013

Ina Maria Simon, Stadtschreiberin in Bruneck: sie würd’ es wieder tun

Kunigunde Weissenegger

Das ist sie also. Erinnert ihr euch noch? Vor rund dreieinhalb Monaten haben auch wir die Ausschreibung der Stadtgemeinde Bruneck online gestellt, in der sie eine/n Stadtschreiber/in gesucht haben. Und das ist sie nun: Sie heißt Ina Maria Simon, kommt aus Frankfurt und ist beziehungsweise war für den Monat August, neben Jana Haberecht, eine der zwei „in memoriam Norbert Conrad Kaser“ Stadtschreiberinnen in Bruneck, wo sie sich „eine sympathische Künstlerwohnung“ im 1. Stock des Stadttheaters geteilt haben.

Ina hatte mich bereits Anfang August kontaktiert, weil sie im Internet stöbernd auf franzmagazine gestoßen war. Wir haben uns immer wieder mal eine Mail geschrieben und ich habe deshalb mitbekommen, dass sie viel unterwegs war – unter anderem tanzend und wandernd – und Südtirol so richtig in sich aufsaugen konnte. Der Stadtschreiberinmonat ist nun um (wenn ihr sie doch noch persönlich treffen wollt, dann am besten im Oktober zur offiziellen Eröffnung der Stadtbibliothek, da besuchen die beiden uns wieder) und wir wollten wissen, wie es Ina so in den letzten vier Wochen ergangen ist.  

Ina, wer bist du? Beschreib dich zunächst einmal bitte. 

Im Sternzeichen bin ich „Schmetterling“: Luftig, schnell, verwandlungsfähig, mit mindestens zwei Gesichtern. Ich liebe die Abwechslung: Reisen, wandern, Leute kennenlernen, Kunst & Musik in jeglicher Form (anschauen/-hören & selber machen). Meine Neugier treibt mich dann zur nächsten Blüte…

Was macht eine Stadtschreiberin? 

Uns ist komplett freie Hand gelassen. Dementsprechend lasse ich mich tatsächlich treiben und sammle mir meine Geschichten sehr spontan zusammen.

Ist es für dich das erste Mal? 

Ja, und ich würd es wieder tun ; )

Wie hast du Bruneck und Südtirol bisher erlebt? 

Bruneck? Puh… Aufgeregt und verschlafen. Großspurig und kleinlaut. Touristisch und verwurzelt. Kommunikativ und einsam. Warm und kalt. 

Was hast du gesehen? 

Die Liste ist ellenlang: Sie reicht von den klassischen touristischen Ausflugszielen bis hin zum vergilbten Foto im Schaufenster. Und es gibt ja noch so unendlich viel zu entdecken…

Wie bist du aufgenommen worden? 

Durchweg freundlich und offen. Wenn ich als „Stadtschreiberin“ vorgestellt werde, kommen die hier gestellten Fragen. In Zukunft verweise ich einfach nur noch auf dieses Interview. ; )Ina Maria Simon liest KribeskrabesWas hat dich am meisten beeindruckt? 

Eine Handvoll sehr netter und warmherziger Menschen, mit denen ich unbedingt in Kontakt bleiben will. Die Schönheit der Dolomiten, die ich auch noch zu anderen Jahreszeiten entdecken möchte. Der Puschterer Dialekt, der mich manchmal ganz schön sprachlos macht.

Was hat dich überrascht? 

(1) Das tiefe Verwurzeltsein einiger Brunecker, die ihr ganzes Leben hier verbracht haben. (2) Dass man von Olang sonntags nach 21.30 Uhr nicht mehr nach Bruneck kommt (symptomatisch für die Region?). (3) Dass keine Fotos von Theo Stammer im Tiroler Archiv für Photographische Dokumentation und Kunst zu finden sind (oder hab ich sie bloß nicht entdeckt?) Andere überraschende Dinge liest man in meinen Geschichten.

Was findest du nicht so gut und idyllisch? 

Lustige Frage. Ist das dasselbe?

Versuchst du der Frage auszuweichen? ; )

Meine Kritik lässt sich nicht so einfach in einen Satz packen. Gerade sie findet man dann tatsächlich in meinen Texten wieder. (Also einfach lesen.) Grundsätzlich habe ich den Eindruck, die Stadtbibliothek Bruneck hat das sehr geschickt gemacht: Ein Monat Stadtschreibertätigkeit ist zu kurz, um die Stadt à la Kaser auseinanderzupflücken und zu lang, um sie nicht irgendwie ein Stückchen lieb zu gewinnen. =) (Aber keine Angst, ich hab schon Dinge gefunden. Einiges muss auch noch niedergeschrieben werden.)

Warum hast du an der Ausschreibung der Stadt Bruneck teil genommen?

Bin durch einen Newsletter auf die Ausschreibung aufmerksam geworden und habe mich persönlich angesprochen gefühlt. Ich war davon überzeugt, dass sie mich suchen. Natürlich habe ich das niemandem erzählt, denn sowas hört sich ziemlich selbstverliebt an. Aber beworben habe ich mich trotzdem. – Letztendlich war es wohl der Drang nach Neuem, nach der Kombination aus „Bergtouren und Reisen“ auf der einen Seite und „künstlerischem Arbeiten“ auf der anderen Seite. Perfekt. Das muss ich jetzt nur noch in meinen Alltag in Frankfurt (Main) retten.

Beschreib mal einen typischen Tag. 

[Option A:] Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Bin mit dem AVS für eine Bergtour verabredet. Brote schmieren, Wasser abfüllen, zum Autobahnhof radeln, mit dem Bus zum Tagesziel und loslaufen. Glück zum Anfassen. Laufen, lachen, staunen. Ich liebe diese Berge! Abends erschöpft und zufrieden zurück. Essen in der Blitzburg. Kurzer Tagebucheintrag. Schlafen.

[Option B:] Kein Wecker. Wache ca. um 8 Uhr auf. Yoga. Frühstück. Macchiato in der Stadt. Notizbuch immer griffbereit. Treiben lassen. Mit dem Rad nach XYZ. Ausstellungsbesuch. Einen Blick in eine Kirche werfen. Die Empfehlungen meiner neu gewonnenen Freunde „abarbeiten“. Schreiben, fotografieren, zeichnen…

Gerne kannst du uns auch eine kurze Kostprobe von deinem Schreiben hier lassen. 

Unsere Texte finden sich auf der Seite der Stadtbibliothek, unter Documents: www.stadtbibliothek-bruneck.it/de-de/kulturbegegnung/stadtschreiberinnen.aspx

Und, liebe Leute, Ina hat franz ein paar unveröffentlichte Texte zugejubelt, die wir in nächster Zeit veröffentlichen werden. Seid also gespannt, was sie so denkt und schreibt und bleibt onlain. 

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