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August 28, 2013

Der Körper in seiner Form, Körperlichkeit und Erdverbundenheit. Gotthard Bonell und Lois Anvidalfarei gemeinsam in Cavalese

Kunigunde Weissenegger

Das Konzept von Kurator Elio Vanzo für das Centro d’Arte Contemporanea in Cavalese für die diesjährige Sommerausstellung war einfach, klar und raffiniert: zwei Künstler – ein Maler und ein Bildhauer, zwei verschiedene Ausdrucksformen, eine gemeinsame Ausstellung. So treffen in der Ausstellung in Cavalese zwei große, sehr unterschiedliche Künstler mit doch vielen Berührungspunkten aufeinander: Gotthard Bonell, Jahrgang 1953 und aus Truden, sowie Lois Anvidalfarei, Jahrgang 1962 und aus Abtei. Das Spannende an ihrer gemeinsamen Ausstellung „L’immagine terrestre“ (noch bis kommenden Sonntag, 1. September zu sehen), ist das Aufeinandertreffen von zwei massiven und gewaltigen Charakteren und Materien. Mit dem Maler, Zeichner, Radierer und Sänger Gotthard Bonell habe ich ein Interview geführt. (Lois Anvidalfarei hat Karin Mantovani einige Frage gestellt – das Interview könnt ihr hier lesen. )

Wie ist es zu eurer gemeinsamen Ausstellung im Centro Arte Contemporanea di Cavalese gekommen?

Die Ausstellungen im Centro Arte in Cavalese sind so konzipiert , dass man jeweils einen Bildhauer und einen Maler ausstellt. Heuer hat man sich für uns entschieden . Für uns war dies eine große Freude. 

gotthard bonell - elio vanzo - lois anvidalfarei - cavaleseGotthard Bonell, Elio Vanzo, Lois Anvidalfarei

Kanntet ihr beide euch schon vorher?

Wir kennen uns seit einigen Jahren. Die gegenseitige Wertschätzung bestand von Anfang an. 

Du Maler, er Bildhauer – passt das in eine Ausstellung? „Kommunizieren“ die Arbeiten miteinander? 

Ich glaube, dass unsere Arbeiten sehr gut miteinander kommunizieren. Die jeweiligen Räume sind thematisch geordnet. Besonders gut ergänzen sich die Bronzeskulpturen mit den Bildern, die Lederobjekte darstellen, vom Thema her also ja. Meine Lederbilder sind eigentlich schwarze Akte, also auch von der Farbe und Form her. Dasselbe gilt auch für die „Köpfe“.

Wie unterscheiden sich eure Arbeiten? Oder tun sie es nicht? 

Die Arbeiten unterscheiden sich natürlich. Trotzdem gibt es sehr viele Berührungspunkte in unserer Arbeit.

Wo sind die Berührungspunkte?

Es ist der Körper in seiner Form, der Mensch mit all seinen Verrenkungen, seinem Gefangensein in seiner eigenen Körperlichkeit, die Erdverbundenheit, die uns verbindet. Die Geschlossenheit der Form, das Geschnürte und das Schutzsuchende. Das alles sind Berührungspunkte in unserer Arbeit. Letztlich aber auch die Lust und Freude am Körper, an der menschlichen Figur.

Gotthard Bonell - Lois Anvidalfarei

Was hat sich aus dieser Zusammenarbeit zwischen euch entwickelt? Austausch zwischen Bildhauer und Maler? Neue Einblicke…?

Es haben sich in erster Linie neue Einblicke entwickelt. Wir haben uns ja auf längere Zeit auch mit den Arbeiten des jeweils anderen beschäftigt. Auch die Freundschaft hat sich vertieft.

Wie würdest du dich beschreiben? Wie würdest du Lois beschreiben? Was ist, deiner Meinung nach, jeweils das charakteristische, typische der jeweiligen Arbeiten bzw. Arbeitsweise?

Lois ist ein grundsätzlich bescheidener, offener, ernsthafter Mensch. Man fühlt sich wohl in seiner Gesellschaft. Ich würde mich als komplizierter beschreiben. Allerdings glaube ich, wenn es um die Arbeit geht, auch selbst sehr ernsthaft zu sein.

Die Ausstellung nennt sich „L’immagine terrestre“. Was zeigst du? Wie hast du die Arbeiten für die Ausstellung gewählt? 

Der Titel stammt vom Direktor Elio Vanzo. Ich zeige 64 Bilder aus verschiedensten Arbeitsphasen. Darunter finden sich Landschaft, Portrait, Akt, Stillleben und hauptsächlich „Lederbilder“. Aus der letzten Zeit zeige ich Bilder in einer neuen Technik, die sich kritisch mit Umwelt und Landschaft beschäftigen. Die Arbeiten habe ich gemeinsam mit Lois gewählt. Es sollte ja ein Dialog entstehen und nicht zwei verschiedene Ausstellungen.Gotthard Bonell -Öl auf Leinwand -olio su tela -100 X 150 cm -2010Was inspiriert dich grundsätzlich in deinem künstlerischen Schaffen? – Nicht nur in der Malerei, du singst auch.

Die Hauptinspiration kommt in erster Linie durch die Arbeit selbst. Wenn ich arbeite entdecke ich. Allerdings können auch Gespräche oder Ausstellungen wichtig und anregend sein. 

Was bringt die Zukunft – worauf können wir gespannt sein – was sehen oder hören wir als Nächstes von Gotthard Bonell?

In der nächsten Zukunft sind weitere Ausstellungen geplant. Bereits im Oktober in der Stadtgalerie in Brixen, in Kastelbell bin ich mit Stillleben bei einer Ausstellung dabei. Eine weitere Ausstellung ist in Wien geplant. In Cavalese werde ich im wunderschönen Saal der „Magnifica Comunità“ einen Liederabend mit Antonio Ballista geben. Ein weiterer folgt in Bozen im Oktober. Bei diesem wird mich Charles Spencer am Klavier begleiten.

Wie siehst du die Kunstszene in Südtirol? Was hat sich (seit den 80er Jahren…) im Laufe der Jahre verändert? Siehst du Trends? Wohin wird es gehen? Und wohin sollte es gehen?

Die Kunstszene in Südtirol sehe ich sehr lebendig. Seit den 80er Jahren hat sie sich stets entwickelt. Im Bereich von Theater und Musik ist bedeutend mehr Professionalität vorhanden. Das Land hat sich geöffnet, mehr Möglichkeiten für Ausstellungen sind geschaffen worden. 

www.artecavalese.it
www.gotthardbonell.com

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