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April 19, 2013

Bozner Filmtage Special #06: Weibermenschen von Evi Keifl und Anita Rossi

Evelyn Gruber-Fischnaller

Weib, das: Frau als geschlechtliches Wesen. ​”Weib” ist im Althochdeutschen noch gleichbedeutend mit “Ehefrau”. Erst im 19. Jahrhundert setzt sich “Frau” (von frouwe) als Allgemeinbezeichnung durch.

In unserem Dialekt sind “Weiberleit” wie “Manderleit” als Bezeichnungen noch vorhanden. Mit ​dem Titel ​”Weibermenschen” ​für ihre Dokumentation ​(läuft heute im Filmtreff Kaltern und morgen im Filmclub Bozen) haben Evi Keifl und Anita Rossi einen guten Griff getan​: “Menschen” sind konkreter als “Leute” und es hört sich im ersten Moment noch ungewohnt an und macht aufmerksam.

​Ich mag Ungewohntes und so frage ich mich, ob ich “Weibermenschen” ab jetzt in meinen Wortschatz aufnehmen will. Mir gefällt das Weib, ich finde es gewaltig und stark und elektrisierend und in meiner Vorstellung hat es solide Schuhe an, steht bequem breitbeinig und lacht kehlig, laut und aus ganzem Herzen. Mit einigen irritierten Gesichtern hätte ich mit den “Weibermenschen” gewiss zu rechnen, das würde mir gefallen. Der Moment, wo du hörst, dass die Hirnrädchen deines Gegenübers gerade mächtig was zu tun haben mit der Verarbeitung einer neuen Information. Gut so! Was würde mir nicht gefallen? Dass ​es mit “Weibermenschen” so ausschaut, als gäbe es “Menschen” und dann eben noch die Weibermenschen. Und weil unser Hirn nun mal so ist, wird es, wie so oft, denken: aha, Menschen=Männer und das “irgendwie Andere” sind die Frauen. Also – glaube ich – werde ich auch die “Männermenschen” mitnehmen in mein Vokabular, um dem vorzubeugen. Was ich mit dem riesigen Raum dazwischen anfange, überlege ich noch. Sprache ist für die Menschen da und sie können mit ihr machen, was sie wollen.​

Evi Keifl befrage ich, wie es ihrer Meinung nach, den “Weibermenschen” so allgemein geht:

“Weibermenschen – Frauengeschichten aus Südtirol” (2013, 61 min.) hat dich durch ganz Südtirol geführt – wie seid ihr, du und deine Kollegin Anita Rossi, zu den Frauen und Geschichten gekommen?

​W​ir haben uns ​zum Teil​ an  unser Buch angelehnt (Südtirol der Frauen, 2009, Folio Verlag) und zum Teil haben wir als Reaktion auf das Buch sehr viele Hinweise erhalten. Daraus haben wir eine filmgerechte Mischung gemacht.

Gibt es eine verbindende Sache, die alle gezeigten Persönlichkeiten deiner Meinung nach miteinander teilen (außer ihrem Frausein)?

​E​s sind alles starke ​Frauen, die mehr oder weniger gut mit den männlichen ​S​pielregeln zurecht kommen (mussten/müssen).

Was hat sich seit ​2009, als euer ​„Südtirol der Frauen. Ein Reise- und Lesebuch“ erschien, getan ​im Land?

Im Kontext von Sichtbarkeit und Medien leider noch immer sehr wenig. Die Sichtbarkeit greift aber eben genau dort, wo sie gezielt gesucht wird.

“Weibermenschen” wird im Rahmen der Bozner Filmtage am Freitag, 19. April im Filmtreff Kaltern gezeigt (18 Uhr) und am Samstag, 20. April (20.30 Uhr)​ im Filmclub Bozen​. Die Dokumentation von Evi Keifl und Anita Rossi inszeniert eine filmische Fahrt durch Südtirol, stellt Frauen in den Mittelpunkt (mit Inga Hosp, Monika Hauser, Ingrid Runggaldier, Rut Bernardi, Klara Rieder u.a.), tatkräftig und menschlich und charakterstark, 23 Schauplätze mit 23 Frauengeschichten.

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